Kino

Villeneuve verwirklicht Traum Blade Runner 2049 - endlich!

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Officer KD6-3.7 auf den Spuren der Vergangenheit - und der Zukunft.

(Foto: AP)

Wir schreiben das Jahr 2049 - die Erde liegt in Schutt und Asche, Androiden, Menschen und Hologramme teilen sich die Welt. Dass sie doch noch liebenswert ist, liegt an Ryan Gosling und Harrison Ford, die in der heiß ersehnten Fortsetzung zu sehen sind.

Es ist immer erfreulich, Ryan Gosling lange angucken zu dürfen. Denn er ist schön, ohne ein Schönling zu sein, er ist ein Kämpfer, ohne eine Kampfmaschine zu sein, er ist ein Frauentyp, ohne ein Gigolo sein zu müssen. Allein deswegen lohnt sich also schon der Kino-Besuch von zweieinhalb Stunden. Und auch die Vorstellung, eine Frau, in diesem Fall eine holografische Gespielin, per Knopfdruck in eine süße Blondine, eine rassige Schwarzhaarige oder eine kluge Rothaarige umswitchen zu können, mag zuerst frauenfeindlich klingen, ist aber nichtsdestotrotz sicher der Wunschtraum vieler Männer. Sex muss dann allerdings anders funktionieren - diese Szenen sind filmisch tatsächlich äußerst interessant gelöst. Und zum großen Glück aller Frauenrechtler/Innen gesteht der Regisseur der Figur (Ana de Armas) eine gewisse Entwicklung zu. 

Tja, ohne allzuviel zu verraten - denn das wäre ja gemein, wenn man 30 Jahre auf die Fortsetzung eines Kultfilms gewartet hat - darf man so viel doch schon sagen: Es lohnt sich, in "Blade Runner 2049" zu gehen. Ein Teil der Handlung spielt in Las Vegas, der Stadt, die gerade so tragisch mit einer sinnlosen Bluttat umgehen muss und der man eigentlich nur Vergnügen bis zur Besinnungslosigkeit zutraut.

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Was für ein Tag, oder, Schatz?

(Foto: AP)

Diese Stadt jedenfalls liegt in Schutt und Asche, genauso wie das kollektive Gedächtnis der Menschheit. Alles ist dunkel, auch Los Angeles hängt im Nebel und ist blaustichig. Vielleicht ist es nicht so einfach, einen Film, der vor so langer Zeit in eine Zukunft geguckt hat, die uns mittlerweile sehr viel näher gekommen ist, zu transportieren, aber Denis Villeneuve gelingt da ganz viel.

Es ist kompliziert

Er hat einen hervorragenden Stab von Schauspielern um sich versammelt: Allen voran natürlich Ryan Gosling als Officer K, genauer gesagt Android KD6-3.7, dem man die Rolle des einsamen Wolfes mitsamt innerem ewigen Kind abnimmt. "30 Jahre nach dem ersten Film hat sich der Job ein wenig geändert," so Gosling, "es ist komplizierter geworden. Denn K entdeckt eines Tages etwas, das für ihn und die Zuschauer alles infrage stellt, was sie bisher zu wissen glaubten."

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Fast wie Vater und Sohn.

(Foto: AP)

Auf Harrison Ford muss der Zuschauer eine Weile warten, aber auch dann kommt man auf seine Kosten, gepaart mit ein wenig Wehmut, denn die letzten Jahre sind an Rick Deckard, dem ehemaligen LAPD Blade Runner, nicht spurlos vorübergegangen. Das männliche Personal wird von Allzweckwaffe Jared Leto in der Rolle des Niander Wallace ergänzt, der Allmachtsfantasien hegt und Herrscher über den neuen Androidentyp Nexus 9 ist. Seine Firma erwarb die Überreste des Androiden-Herstellers Tyrrell Corp. und entwickelte eine neue Generation von gehorsamen Replikanten. Wallace' Gehilfin Luv (Sylvia Hoeks) erledigt die Drecksarbeit für ihn. Eine Überraschung bietet in vielerlei Hinsicht die Besetzung von Dr. Ana Stelline, der Hüterin der Erinnerungen - sie wird von Carla Juri verkörpert, die wir aus "Feuchtgebiete" kennen.

As Time Goes By

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Madame und Luv - ein explosive Kombination.

(Foto: AP)

30 Jahre nach den Ereignissen des ersten Films nun also fördert der neue Blade Runner, der LAPD Polizeibeamte K, ein lange unter Verschluss gehaltenes Geheimnis zutage, welches das Potenzial hat, die noch vorhandenen gesellschaftlichen Strukturen ins Chaos zu stürzen. Die Entdeckungen von K machen vor allem seine Vorgesetzte Lieutenant Joshi, genannt "Madame" (Robin Wright), nervös. Aber auch K macht sie nervös - ihr Job ist es eigentlich, für Ordnung zu sorgen.

Ridley Scott, Regie-Urgestein und in der Fortsetzung Produzent des Streifens, erklärt, dass in "Blade Runner" zunehmend das Bedürfnis wächst, sich selbst finden zu müssen. Und Denis Villeneuve ergänzt: "Aus dieser Verzweiflung entsteht ein Wunsch in ihm, der so stark ist, dass er ihn blind für das Wesentliche macht. Das ist eine sehr schöne Entwicklung für die Figur." Villeneuve weiter: "Ich erinnere mich lebhaft daran, wie ich Blade Runner das erste Mal gesehen habe und überwältigt von der wie ich finde großartigsten Anfangsszene der Filmgeschichte war. Aus ästhetischer Sicht war der Film eine Revolution. Er war etwas, das ich noch nie gesehen hatte und beeinflusste mich nachhaltig“, so der Regisseur. Wie gesagt - man guckt Ryan Gosling einfach gerne zu - beim Atmen, beim Gucken, beim Laufen. Beim Küssen, beim Schlagen.  

Alles in allem ist der neue "Blade Runner" ein gelungenes Kino-Werk, das den Zuschauer zwischen Vergangenheit und Zukunft hin und her wirft. Ein Film, der existenzielle Fragen aufwirft und der obendrein mit einer großartigen Kino-Musik aufwartet.

"Blade Runner 2049" startet am 5. Oktober in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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