Auf ein letztes Mal "Downton Abbey" lädt zum großen Finale ein
18.09.2025, 15:38 Uhr Artikel anhören
Nach 15 Jahren endet die Erfolgsgeschichte von "Downton Abbey" rund um die Familie Crawley und ihre Bediensteten. Das große Finale zeigt ein letztes Mal den Kampf zwischen Tradition und Moderne, familiäre Konflikte und bewegende Abschiede.
Seit nunmehr 15 Jahren zieht "Downton Abbey" Menschen auf der ganzen Welt in seinen Bann - und das über Generationen hinweg. Ob in der sechsteiligen Serie, die mit 15 Emmys ausgezeichnet wurde, oder in den beiden bisherigen Kinofilmen, die insgesamt weltweit mehr als 400 Millionen Dollar einspielten: Die Mischung aus aristokratischem Glanz, feinsinnigem Humor, Drama und der detailreichen Darstellung des gesellschaftlichen Wandels hat Fans von 16 bis 96 Jahren vereint. Und das, obwohl das Erzähltempo der Reihe weit entfernt von dem moderner Blockbuster ist. Nun schließt sich der Vorhang ein letztes Mal für "Das große Finale".
Die Geschichte setzt 1930 an, eine Zeit, in der London und die Welt im Umbruch sind. Fortschritt und Moderne klopfen an die Tore, doch noch nicht alle wollen ihnen Eintritt gewähren. Besonders schmerzhaft erfährt das Lady Mary (Michelle Dockery), die bei einem Ball von der Gastgeberin vor den Augen der High Society zum Gehen aufgefordert wird, bevor die Royals erscheinen. Der Grund: Mary ist geschieden.
Ausgerechnet jetzt, da sie gemeinsam mit ihrem Vater beschlossen hatte, als neue Herrin über Downton Abbey in die Zukunft zu gehen, scheint ihr Ruf ruiniert. Illustre Freunde wenden sich ab, und die stolze Lady steht vor den Scherben ihres gesellschaftlichen Ansehens. Hilfe erhält sie ausgerechnet von ihrer Schwester Edith (Laura Carmichael), zu der sie die vergangenen Jahrzehnte ein - gelinde gesagt - angespanntes Rivalinnenverhältnis hatte. Edith nutzt ihren Einfluss und holt mit dem ehemaligen Butler Thomas Barrow (Robert James-Collier) tatkräftige Unterstützung, der mit seinen illustren Freunden Guy Dexter (Dominic West) und Noel Coward (Arty Froushan) ins Geschehen eingreift.
Währenddessen kämpft Marys Vater Lord Robert Crawley (Hugh Bonneville) mit ganz eigenen Dämonen. Der sonst so besonnene Hausherr hadert mit der Vergänglichkeit, weigert sich, den Staffelstab weiterzugeben, und durchstreift polternd die Flure von Downton. Noch immer ringt er mit dem Verlust seiner Mutter Violet (Maggie Smith), während gleichzeitig die Schreckensnachricht von Coras (Elizabeth McGovern) Bruder aus den USA eintrifft: Das Vermögen ihrer Familie ist fast aufgebraucht, das wenig genutzte Anwesen in London werden die Crawleys aufgeben müssen. Ein Highlight für sich: Die Szene, in der Lord Crawley und Lady Mary eine Wohnung in London besichtigen und Lord Crawley das Konzept eines Mietshauses - "wie eine Schichttorte aus Fremden" - höchst ungewöhnlich findet.
Zwei Großereignisse beschäftigen Downton
Doch auch die Belegschaft unten in der Küche und den Dienerzimmern bleibt nicht verschont vom Wandel. Butler Carson (Jim Carter), der noch nie ein Freund von Veränderungen und Moderne war, kann sich mit seinem Ruhestand partout nicht abfinden und verbringt den Großteil seiner neu gewonnenen Freizeit dennoch in Downton, wo er sich ungebeten in die Arbeit seines Nachfolgers Andy (Michael C. Fox) einmischt. Die ehemalige Miss Patmore (Lesley Nicol), die sich nach ihrer Hochzeit Mrs. Mason nennen darf, hingegen übergibt Daisy (Sophie McShera) die Küchenleitung - nicht ohne Wehmut, aber mit der Gewissheit, an der Seite ihres frisch gebackenen Ehemannes ein neues Kapitel zu beginnen.
Julian Fellowes, Schöpfer der Serie und Drehbuchautor des Films, bleibt seiner Linie im letzten "Downton Abbey"-Teil treu: Trotz der Vielzahl an Figuren gelingt es ihm, allen Raum zu geben. Jede und jeder erhält im Finale noch einmal einen Moment des Glanzes - mal rührend, mal tragisch, mal humorvoll. Zwei Großereignisse stechen besonders hervor: das opulente Pferderennen in Ascot, bei dem sich die Handlung dramatisch zuspitzt, und die traditionelle Landwirtschaftsschau in Downton, die unter der Leitung von Isobel Merton (Penelope Wilton) in die Zukunft geführt wird - ein Vermächtnis der unvergessenen Lady Violet.
Viele Fans hatten befürchtet, dass "Downton Abbey" ohne Violet alias Maggie Smith, die 2024 kurz nach den Dreharbeiten des zweiten Teils verstorben war, nicht funktionieren würde. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Serie und die Filme haben stets mehr getragen als nur ihre legendäre One-Liner-Kunst. Dennoch wird Violet im Film mehrfach liebevoll in Erinnerung gerufen - nicht zuletzt mit einem riesigen und angsteinflößenden Porträt im Eingangsbereich. Und am Ende wird ihr sogar das gesamte Werk gewidmet - ein ehrenhafter Abschied von einer der prägendsten Figuren des Franchises.
"Downton Abbey: Das große Finale" ist ein verspieltes, exzentrisches und nostalgisches Ende, das ein letztes Mal die Brüche der Moderne, die Zerbrechlichkeit von Tradition und die Stärke familiärer Bande thematisiert, bevor es sich entspannt zurücklehnen kann, ohne sich dem aufflammenden Faschismus der 1930er-Jahre widmen zu müssen. Kritiker mögen auch diesmal wieder bemängeln, dass "zu wenig Handlung" vorhanden sei. Damit haben sie nicht unrecht, doch wer so argumentiert, hat nicht verstanden, dass "Downton Abbey" gerade in den leisen Zwischentönen, in Blicken, Gesten und Dialogen seine größte Stärke entfaltet. Klar ist aber auch: Dieser Film richtet sich wie seine Vorgänger fast ausschließlich an Fans, die mit den liebenswert verschrobenen Eigenheiten der Figuren vertraut sind. Die dürfen sich nun über einen Abschied mit Stil, Emotion und Augenzwinkern freuen - und über einen würdigen Schlusspunkt für eine Saga, die Film- und Fernsehgeschichte geschrieben hat.
Quelle: ntv.de