Kino

"Glass" vollendet Trilogie Enttäuschendes Finale einer Superhelden-Saga

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Ganz so sediert, wie Samuel L. Jackson als Mr. Glass zu Beginn des Films scheint, ist er dann doch nicht.

(Foto: Jessica Kourkounis/Universal Pictures)

2000 gelingt M. Night Shyamalan mit "Unbreakable" ein Superhelden-Film der besonderen Art. 16 Jahre später liefert er mit "Split" ein unerwartetes Sequel ab, dem jetzt mit "Glass" der heiß ersehnte, allerdings nur mittelmäßige Schlussakkord folgt.

18 Jahre ist es her, dass Drehbuchautor und Regisseur M. Night Shyamalan mit "Unbreakable - Unzerbrechlich" den ersten Teil einer Trilogie schuf, von der nicht einmal er selbst damals ahnte, dass es eine solche werden würde. Diese Idee brachten erst die Zeit und der Erfolg mit sich.

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Im Jahr 2000 spielte "Unbreakable" in den USA allein in der Startwoche 30 Millionen Dollar ein.

(Foto: imago stock&people)

Im Mittelpunkt der Geschichte stand damals David Dunn. Eigentlich ein Durchschnittstyp, der als einziger Überlebender eines Zugunglücks nach und nach erkennt, dass er ein echter Superheld ist. Der Wachmann ist nicht nur unverwundbar, auch besitzt er die Fähigkeit, die bösen Taten eines Menschen zu sehen, wenn er ihn berührt.

Sein Antagonist ist Comic-Sammler und Superhelden-Fetischist Elijah Price alias Mr. Glass. Ein Mann, geschlagen mit der Glasknochenkrankheit, die ihn meist an Bett oder Rollstuhl fesselt, und ausgestattet mit einem extrem wachen, aber auch gefährlichen Verstand.

Nicht wie ursprünglich geplant in "Unbreakable" zugegen: Kevin Wendell Crumb alias "Die Horde" oder auch "Das Biest". Der sich dank einer multiplen Persönlichkeitsstörung aus vielen Identitäten zusammensetzende Superbösewicht wurde von Shyamalan aus dem Drehbuch wieder eliminiert. 2016 dann erweckte er ihn in "Split" zu neuem Leben und rückte ihn in den Mittelpunkt seiner Erzählung.

Die Überraschung von "Split"

James McAvoy verkörpert darin mit großer Hingabe und viel Talent Kevin, die "Bestie" sowie viele weitere seiner Persönlichkeiten - darunter Patricia, Dennis, Barry und der neunjährige Junge Hedwig. Die Schlussszene, in der David Dunn für wenige Sekunden und mit einem einzigen Satz auftaucht, machte zumindest eingeweihten Zuschauern klar, dass "Split" als Fortsetzung von "Unbreakable" zu verstehen ist. Diese Überraschung war Shyamalan gelungen.

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"Glass" hat einen ganzen Strauß an Stars zu bieten.

(Foto: Universal Pictures)

Nun treffen alle drei Superhelden zwischen Genie und Wahnsinn in "Glass" aufeinander, dem dritten und letzten Teil der sogenannten "Eastrail 177"-Trilogie. Kevin Wendell Crumb hat als "Bestie" nach wie vor junge Mädchen auf dem Kieker. Gerade erst hat er wieder drei Cheerleaderinnen entführt, denen er nun den Garaus machen will. Gestoppt wird er dieses Mal vom unverwüstlichen wie wasserscheuen David Dunn. Der Superheld im Antihelden-Kostüm lebt nach dem Krebstod seiner Ehefrau mit Sohn Joseph allein und erhält von seinem inzwischen erwachsenen Spross - dem das Superhelden-Gen leider nicht in die Wiege gelegt wurde - alle erdenkliche Unterstützung. Dunn hat es zu seiner Lebensaufgabe erklärt, die Welt zu einem besseren Ort zu machen und vom menschlichen Dreck zu erlösen. Dieses Mal aber geht einiges schief.

Denn nach ihrem äußerst physischen Zusammentreffen landen Dunn und Crumb in jener Psychoklinik, in der Elijah Price bereits seit vielen Jahren zu Hause ist. Sabbernd, blinzelnd und scheinbar sämtlicher Vitalfunktionen beraubt, vegetiert der einst so helle Kopf mit den brüchigen Knochen im Rollstuhl vor sich hin.

Realität oder Einbildung?

Damit gibt es in "Glass" also ein Wiedersehen mit Bruce Willis (Dunn), Samuel L. Jackson (Glass) und James McAvoy (Crumb), denen Sarah Paulson als Psychiaterin Dr. Ellie Staple gegenübersitzt. Sie möchte die drei Herren davon überzeugen, dass sie keinesweges Superkräfte besitzen, sondern nur ganz normale Irre sind. Allerdings hat die Ärztin diese Rechnung ohne ihre Patienten gemacht. Die haben ihre ganz eigenen Methoden, um zu beweisen, dass ihre Superkräfte real existent und nicht bloß eingebildet sind.

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Gute Laune bei der Gruppentherapie für verkannte Superhelden: Mr. Glass, Crumb und Dunn (v.l.)

(Foto: Jessica Kourkounis/Universal Pictures)

Klingt erstmal erneut nach einem unkonventionellen Superhelden- beziehungsweise Superschurken-Streifen, der sich nicht an Comic-Verfilmungen aus dem Marvel- oder DC-Universum messen lassen kann und will. Doch ist man von M. Night Shyamalan Besseres gewohnt. Zwar hat der Regisseur, der einst mit Filmen wie "The Sixth Sense" und "The Village" und seinem Hang zu extrem überraschenden und klugen Wendungen überzeugte, zuletzt immer häufiger filmische Schuld auf sich geladen. Die Erwartungen an ihn waren nun aber dennoch - oder gerade deswegen - besonders hoch.

Nicht so schlimm, aber auch nicht gut

So schlimm wie "The Lady in the Water" oder "After Earth"  ist "Glass" zwar nicht, immerhin lohnt sich der Kinobesuch schon allein für James McAvoy und seine - in den Augen vieler Psychiater und Betroffener sicherlich überzogene - Darstellung einer dissoziativen Identitätsstörung.

Dass jedoch alle drei Figuren kaum gemeinsam agieren, sondern maximal im Zweierpack ihr Unwesen treiben, lässt den Film episodenhaft erscheinen. Die Dialoge sind oft hölzern und den Charakteren fehlt es an emotionaler Tiefe. Sie bleiben meist blass und schablonenhaft. Vor allem David Dunn hat nicht eine einzige einprägsame Facette dazugewonnen.

So bleibt der Zuschauer recht emotions- und hilflos in seinem Kinosessel zurück. Die Frage, die sich ihm am Ende stellt, ist nicht die nach der Existenz von Superhelden. Wissen möchte er eigentlich nur: Hätte man mit so viel Vorlauf und dieser Starbesetzung aus "Glass" nicht wesentlich mehr herausholen können?

"Glass" startet am 17. Januar in den Kinos.

Quelle: ntv.de

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