Kino

Hunnam im Entdeckungsrausch "Es müssen Opfer gebracht werden"

Charlie Hunnam spielt in "Die versunkene Stadt Z" Percy Fawcett, der besessen davon ist, eine unbekannte Zivilisation zu entdecken.

Charlie Hunnam spielt in "Die versunkene Stadt Z" Percy Fawcett, der besessen davon ist, eine unbekannte Zivilisation zu entdecken.

(Foto: Studiocanal)

Als britischer Offizier erhält Percy Fawcett die Aufgabe, Vermessungen in Boliviens Wäldern durchzuführen. Ohne jegliche Begeisterung tritt der Familienvater die weite Reise an und findet sich im wilden und bislang unerforschten Amazonas wieder. Dort führt er einen Überlebenskampf gegen Einheimische und die Tücken der Wildnis. Inmitten dieser Schwierigkeiten findet Fawcett im Regenwald Spuren einer uralten Zivilisation und vermutet eine bislang unbekannte Stadt, die er "Z" nennt. Ein paar Tonscherben und die vagen Erzählungen eines indigenen Stammführers reichen aus, um in ihm die Besessenheit zu entfachen, die Stadt "Z" zu entdecken.

Nach vielen Expeditionen und seiner jahrelangen Abwesenheit wachsen die Probleme mit seiner Frau. Sie versucht sich den Plänen ihres Mannes zu widersetzen, verliert aber diesen Kampf. Von seiner letzten Reise kehrt Fawcett nie wieder zurück. Der Film "Die versunkene Stadt Z", der auf einer wahren Geschichte beruht, erzählt davon, wie viele Opfer Fawcett für seinen großen Traum bringt. In den Hauptrollen sind neben Charlie Hunnam auch Robert Pattinson und Sienna Miller zu sehen. Im Gespräch mit n-tv.de erzählt Hunnam von Opfern, die er gebracht hat, vom Scheitern und warum er sechs Monate ohne Handy und Laptop gelebt hat.

n-tv.de: Glauben Sie, Percy Fawcett ist in seiner Mission gescheitert, etwas Großes zu erreichen?

Charlie Hunnam: Ich denke, das kommt darauf an, wen man fragt. Der Hauptcharakter Percy ist besessen davon, sein Ziel zu verfolgen. Das ständige Bestreben, im Leben erfolgreich zu sein, erzeugt aber auch Konflikte. Die soziale und ökonomische Verantwortung leidet. Die Besessenheit vom eigenen Schicksal schreibt oft vor, anderes im Leben dafür zu opfern. Das habe ich schon oft erlebt. Ich bin schon oft im Leben gescheitert, persönlich wie auch beruflich. Meistens beruflich (lacht).

Könnten Sie sich vorstellen, die Familie wegen der Schauspielerei zu vernachlässigen?

Ich bin oft in dieser Situation. Es ist die Realität des Film-Business. Deshalb konnte ich mich sehr gut mit der Rolle identifizieren. Ich war für einen Film ("King Arthur", Anm. d. Red.) sechs Monate weg und ich habe meine Freundin in der Zeit nur einmal getroffen. Als ich danach nach Hause kam, habe ich sie nur drei Tage gesehen, bevor meine Dreharbeiten für "Die versunkene Stadt Z" begannen. In Absprache mit ihr habe ich dann bei den Dreharbeiten mein Handy für vier Monate ganz ausgeschaltet. Ich hatte auch keinen Laptop dabei und somit keinen Kontakt zur Außenwelt. Es war sehr emotional, sie nach so langer Zeit wiederzusehen.

Und Sie sind immer noch zusammen?

Bemerkenswerterweise! Es war ein Riesenopfer, das sie für mich gebracht hat. Bestimmt denkt sie, dass ich einfach nur ein egoistischer Mistkerl bin (lacht). Aber sie hatte trotzdem Verständnis. Ich habe ihr meine Dankbarkeit dann auf meine Weise gezeigt.

Wie haben Sie denn Ihre Dankbarkeit ausgedrückt?

Wenn ich einen abgedrehten Film das erste Mal anschaue, bin ich sehr empfindlich, weil ich eine besondere Beziehung zu den Aufnahmen habe. Ich denke dann zum Beispiel an die Fehler, die mir unterlaufen sind. Normalerweise schaue ich ihn mir deshalb immer alleine an. Aber diesen Film habe ich zum ersten Mal mit ihr gemeinsam angeschaut. Sie hat es als Entschuldigung, Dank und Liebesbeweis akzeptiert.

Hat Ihre Beziehung mit ihr Auswirkungen auf Ihre Rolle gehabt?

Auf jeden Fall. Ich habe alles, was ich von uns weiß, was ich durch sie über Beziehungen gelernt habe, in diese Rolle gesteckt. Das hat sie auch gesehen, denke ich. Aber davor hat sie viele Opfer gebracht.

Ist die Schauspielerei all die Opfer wert?

Ich bin dankbar, in der Filmindustrie arbeiten zu dürfen. Allerdings sind Filme nicht so wichtig wie die Wissenschaft oder Medizin, wir retten keinem Menschen das Leben. Es ist aber sehr wichtig für mich und deshalb könnte ich jedes Opfer, das gebracht werden muss, rechtfertigen.

Was ist es, das Sie antreibt?

Ich hatte eine sehr glückliche Kindheit, bis ich ungefähr zwölf war. Mit 13 sind wir dann umgezogen. Das war einfach ein sehr schwieriges Alter, um sich neu zu integrieren. Ich wurde in meinem neuen Umfeld nicht gut aufgenommen. Statt mich anzustrengen Anschluss zu finden, habe ich mich isoliert. Ich war sehr viel alleine und unglücklich als Teenager. Ich habe angefangen, unheimliche Fragen zu stellen: "Was ist der Sinn des Lebens?" - und all solche Dinge. Ich habe mich zu der Zeit in Filme geflüchtet und wollte irgendwann Schauspieler werden. Ich habe mir einfach geschworen, abzuhauen, sobald sich die Möglichkeit dazu ergibt. Ich hatte also ein klares Ziel vor Augen. Wir haben nur sehr wenig Zeit in dieser Welt. Unsere Zeit ist kostbar.

Mit Charlie Hunnam sprach Vivian Kübler.

"Die versunkene Stadt Z" läuft ab sofort in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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