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Der Fluch der ewigen Jugend "Für immer Adaline" ist schön - mehr nicht

Adeline Bowman muss für immer 29 Jahre alt bleiben. Deswegen will sie dem attraktiven Ellis auch keine Chance geben.

Adeline Bowman muss für immer 29 Jahre alt bleiben. Deswegen will sie dem attraktiven Ellis auch keine Chance geben.

(Foto: Lionsgate/Diyah Pera)

Die Leute lassen sich das Gesicht zur Fratze operieren, um ihr Alter zu verschleiern. Adaline Bowman hätte nichts lieber als ein kleines Fältchen oder doch wenigstens ein graues Haar. Sie kann nicht altern - und muss sich daher selbst vor der Liebe verstecken.

Als reiche Göre mit Haaren wie aus einer Shampoo-Werbung wurde Blake Lively zum Weltstar. Aber sie schämt sich für ihre Rolle in "Gossip Girl" - zu viele Drogen, zu viele Tote. Dass viele, die nun ihren neuen Film "Für immer Adaline" gucken, vor allem die Erinnerung an sechs Staffeln Serena van der Woodsen in die Kinos treibt, vergisst sie.

Lively spielt Adaline Bowman, geboren im Jahr 1908. Sie ist verwitwet, hat eine Tochter und im Jahr 1937 einen Autounfall, der ihr Leben verändern wird. Als ein Blitz an der Unfallstelle einschlägt, bringt er nicht nur Adalines Herz wieder zum Schlagen, er stoppt auch ihren Alterungsprozess. Adaline Bowman wird für immer 29 Jahre alt bleiben.

Zeitlos schön und ganz schön hohl

Um ihr Geheimnis zu wahren, zieht sich Adaline immer mehr zurück. Ihre einzige langjährige Freundin ist eine Blinde, ihr engster Vertrauter ein Hund. Alle zehn Jahre wechselt sie die Identität, zu Beginn des Films ist sie Jenny und arbeitet in einer Bibliothek. Als der junge Millionär Ellis ihr jedoch einen ganz besonderen Strauß Blumen überreicht (Janet Fitchs "Weißer Oleander" und weitere Bücher mit floralem Titel), tut sie, was sie sich seit Jahrzehnten verboten hat: Sie verliebt sich.

Harrison Ford sorgt als sorgt als zotteliger Alter für den Überraschungsmoment.

Harrison Ford sorgt als sorgt als zotteliger Alter für den Überraschungsmoment.

(Foto: Lionsgate/Diyah Pera)

Lively ist die perfekte Besetzung für Adeline. Sie ist zeitlos schön und besticht seit jeher durch ungezwungene Klasse und ein entwaffnendes Lächeln. Ihr allein beim Schlendern zuzugucken ist ein Fest und sie benötigt keine durch Blitzschlag indizierten Superkräfte, um den Film als Faszinosum zu tragen. Doch genauso wie seine Hauptdarstellerin ist "Für immer Adeline" zwar bezaubernd, doch nur wenig bedeutsam.

Die Macher von "Für immer Adeline" geben sich alle Mühe, die Anziehungskraft ihrer Hauptperson zu beteuern, vernachlässigen jedoch, ihre Geschichte mit einem Innenleben zu untermauern. Adaline hat zwei Weltkriege erlebt, die Mondlandung, die Erfindung der Pille und die Geburt des Punk. Nichts davon scheint sie geprägt zu haben. Immer wieder wird dem Zuschauer eingebläut, es handele sich bei Adaline um eine zutiefst traurige Person. Doch anstatt den Ursprung ihrer Trauer zu erkunden, bietet der Streifen bloß einen schönen, aber stumpfen Charakter an.

Die Alten in Hochform

Michiel Huisman darf als Ellis bei "Für immer Adaline" nicht mehr sein als das, wofür er auch bei "Game of Thrones" oder "Orphan Black" besetzt wurde. Er ist der schwache Punkt einer Frau, die für mehr bestimmt ist. Spannender als die jungen Schönen sind im Cast die Filmurgesteine. Ellen Burstyn sorgt als Adalines Tochter im Seniorenalter für die wenigen sensiblen Momente, in denen Livelys Rolle glaubwürdig erscheint. Harrison Ford läuft als Ellis' Vater William zur Hochform auf.

"Für immer Adaline" ist eine völlig unauthentische Spinnerei - der Stoff, aus dem große Hollywood-Romanzen gemacht sind. Es ist eine Geschichte, die mehr Potenzial gehabt hätte, aber auch in ihrer oberflächlichen Variante noch verdammt gut aussieht. Wer Blake Lively liebt, liebt sie vermutlich nicht für ihr schauspielerisches Talent - dafür hat sie abseits von "Gossip Girl" einfach zu wenig gedreht. Sie ist halt eine Schöne. Und mit einem Film in der Aufmachung einer Hochglanz-Modestrecke werden Erwartungen zwar nicht übertroffen, doch aber völlig zufriedenstellend bedient.

Quelle: ntv.de

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