"Der Hobbit" kann ja doch noch was Möge das Ork-Schlachten beginnen
09.12.2014, 14:35 Uhr
Sein Schatz: Der Ring nutzt Bilbo (Martin Freeman), aber er birgt auch eine Gefahr.
(Foto: 2013 Warner Bros. Entertainment Inc. and Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc.)
Fünf Heere ziehen in die Schlacht - darunter Elben, Zwerge, Orks, Zauberer und ein Hobbit. Ihr Kampf schließt die Mittelerde-Filme von Peter Jackson ab: technisch brillant, ansonsten etwas dünn. Eine Träne im Knopfloch bleibt trotzdem.
Stahl und Stein, Schwerter und Bogen, Helme und Rüstungen: Das sind die wichtigsten Requisiten für den dritten Teil der "Hobbit"-Saga. Dessen Untertitel "Die Schlacht der fünf Heere" ist wörtlich zu nehmen: Hier wird gekämpft, und zwar nicht zu knapp. Zwerge gegen Orks, Elben gegen Zwerge, Orks gegen Menschen, Zauberer gegen Sauron. Nicht zu vergessen Drache Smaug.

Rachedurstig: Smaug greift Seestadt an.
(Foto: 2014 Warner Bros. Entertainment Inc. and Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc.)
Mittendrin wuselt auch noch Hobbit Bilbo (Martin Freeman) durch den Kriegslärm. Er ist am Ziel seiner unerwarteten Reise angekommen: am Einsamen Berg. Dort hockt Drache Smaug auf dem Goldschatz der Zwerge - und auf dem Arkenstein, dem Herz des Berges, auf den sich das Königtum von Thorin Eichenschild (Richard Armitage) stützt. Ohne ihn kann er das Reich seines Vaters nicht wieder herstellen.
Sauron, Gandalf, Galadriel
Nie waren die Zwerge ihrem Ziel so nahe wie jetzt. Nun gilt es, den Drachen zu besiegen und den Berg wieder in Besitz zu nehmen. Aber auch andere Mächte haben es auf den gewaltigen Schatz aus Gold und Edelsteinen abgesehen. Elbenkönig Thranduil (Lee Pace) etwa, dessen Sohn Legolas (Orlando Bloom) mit Elbin Tauriel (Evangeline Lilly) ebenfalls ins Geschehen eingreift. Nicht zuletzt fordern die Menschen aus Seestadt um Bard (Luke Evans) und den Bürgermeister (Stephen Fry) einen Anteil.

Altgedient: Gandalf (Ian McKellen) hatte in allen sechs Mittelerde-Filmen tragende Rollen.
(Foto: 2014 Warner Bros. Entertainment Inc. and Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc.)
Doch auch weiter entfernt macht sich eine Streitmacht bereit, den Berg anzugreifen. Sauron ist mittlerweile so mächtig, dass er von Zauberer Gandalf (Ian McKellen) nicht mehr aufgehalten werden kann - er braucht Hilfe in Gestalt von Galadriel (noch mal ein eindrucksvoller Auftritt von Cate Blanchett), Elrond (Hugo Weaving) und Saruman (Christopher Lee). Das von Azog angeführte Heer der Orks, das der dunkle Herrscher aussendet, können sie aber nicht mehr aufhalten. Auch die Ringgeister ziehen mit einer Streitmacht in den Kampf. Und so beginnt sie, die Schlacht um den Einsamen Berg, die Schlacht der fünf Heere.
Dröhnend ist diese Schlacht, laut und mitunter etwas konfus. Aber sie ist ein fulminanter und würdiger Schlusspunkt hinter die sechs Filme aus Mittelerde, die Regisseur Peter Jackson vorgelegt hat. Sofern man sich darauf einlässt, erlebt man ein technisch ausgefeiltes, überzeugend umgesetztes und packendes Abenteuer mit schönen Panoramabildern in 3D. Nur der Platz für die leiseren Zwischentöne fehlt.
Bilbo ist nicht Frodo

Goldjunge: Thorin (Richard Armitage) hat den Schatz seines Volkes zurück - doch er verändert seinen Charakter.
(Foto: 2014 Warner Bros. Entertainment Inc. and Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc.)
Dass der Film abseits des Schlachtengetümmels wenig Handlung zu bieten hat, verwundert kaum: Die Vorlage von J.R.R. Tolkien hat selbst zu wenig Substanz, um über drei überlange Filme zu tragen. So wob Jackson die Ereignisse um den wiedererstarkten Sauron mit ein - was gleichzeitig einen geschickten Übergang zur "Herr der Ringe"-Trilogie erlaubt. Außerdem gab es wegen des chronischen Mangels an weiblichen Figuren noch eine kleine Liebesgeschichte zwischen Elbenfrau Tauriel und Zwerg Kili (Aidan Turner).
Das reichte jedoch nicht, um die beiden ersten Teile, "Eine unerwartete Reise" und "Smaugs Einöde", zu sehr guten Filmen zu machen. Vor allem der Start geriet zu langatmig, wurde mit Gesangsnummern und halbgarem Klamauk aufgefüllt. Der dritte Teil betreibt nun zumindest zum Teil Wiedergutmachung. Langweilig sind die fast zweieinhalb waffenklirrenden Stunden jedenfalls nie. Und Jackson gelingt es auch, fast alle losen Fäden zusammenzuführen und zu einem versöhnlichen Finale zu vereinen. Nur was aus dem Arkenstein wird, bleibt ein ewiges Geheimnis, das hoffentlich in der längeren Heimkinoversion enthüllt wird.

Grimmig: Azog (Manu Bennett) ist der Todfeind der Zwerge.
(Foto: 2014 Warner Bros. Entertainment Inc. and Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc.)
Das andere Problem aber löst auch der dritte Teil nicht mehr: Bilbo ist nicht Frodo. Anders als beim "Herrn der Ringe" fiebert man selten mit dem Halbling mit. Vielmehr hopst der Hobbit unbekümmert durch die Schlachten und mogelt sich mit Glück und unsichtbar machendem Ring durch die Gefahren. Zur Identifikationsfigur wird er selten - das Kinderbuch "Der Hobbit" ist eben kein Vergleich zum epischen "Herrn der Ringe". Das merkt man schließlich auch an seinen Begleitern: Die Zwerge bleiben blass und verschwimmen zum Großteil zu einer breiigen Masse ohne Eigenständigkeit. Nur ihr Anführer Thorin bleibt markant: Er erliegt im dritten Teil den Verlockungen des Goldschatzes und steht am Rande des Irrsinns.
Mehr als 1000 Kinominuten
Seine charakterliche Entwicklung gehört zu den überzeugenderen Aspekten der Trilogie, die ansonsten trotz technischer Brillanz nicht die Wucht und Emotionalität der drei "Herr der Ringe"-Filme erreicht (von der Oscarflut ganz zu schweigen). Vielleicht wäre es besser gewesen, beim ursprünglichen Plan zu bleiben, zwei Teile zu drehen. Vielleicht passt die epische Tricktechnik nicht zu einem Kinderbuch. Vielleicht hatte Jackson mit der Trilogie um Frodo und Co. die Latte einfach zu hoch gelegt.
Wie dem auch sei: Nach sechs Filmen und mehr als 1000 Kinominuten in Mittelerde heißt es Abschied nehmen. Eine Träne kann man dabei schon vergießen, denn Peter Jackson hat eine großartige und eine gute Trilogie vorgelegt, die wie einst die originalen "Star Wars"-Filme eine ganze Kinogeneration geprägt haben.
Tricktechnisch hat Jackson, dank seiner Akribie, neue Maßstäbe gesetzt. "Der Hobbit - Die Schlacht der fünf Heere" steht dabei seinen Vorgängern in nichts nach. Emotional allerdings fallen der Film und die zweite Trilogie etwas ab. Vielleicht auch deshalb ist es so wohltuend, noch einmal Galadriel und Elrond, Saruman und den alten Bilbo (Ian Holm) zu sehen und noch einmal dieses Mittelerde-Gefühl zu genießen, bevor man dem Kontinent auf absehbare Zeit Lebewohl sagt.
"Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere" startet am 10. Dezember in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de