
Kriegen sie sich, oder kriegen sie sich nicht? Tim (Frederick Lau) und "Ghost" (Luise Heyer)
(Foto: Warner Bros.)
2016 wird "Generation Beziehungsunfähig" von Michael Nast zum Bestseller. Der Berliner trifft mit seinen realen Geschichten von Großstädtern um die 30 auf der Suche nach unverbindlichem Sex und echter Liebe ins Schwarze - trotz aller Klischees. Und die gibt es nun auch als Film fürs Kino.
"Generation Beziehungsunfähig" ist ein Sachbuch, versteht sich als eine Art Ratgeber und führte im Jahr 2016 viele Wochen die entsprechende Bestsellerliste an. Dass daraus mal ein Film werden würde, ahnte Autor Michael Nast damals vermutlich noch nicht einmal selbst.
Nun haben sich mit Regisseurin Helena Hufnagel und Drehbuchautorin Hilly Martinek zwei Frauen der Textsammlung des 1975 in Berlin geborenen Kolumnenschreibers gewidmet. Aus Elementen mehrerer seiner Geschichten strickten sie kurzerhand eine romantische Komödie. Leider mit einer etwas zu heißen Nadel.
"Der Rammler von Köln" und die Liebe
Tim (Frederick Lau) ist ein erfolgloser Autor und per Dating-App sowie im Club immer auf der Suche nach unverbindlichem Sex, denn für echte Liebe fehlt ihm der Mut. So hat er sich den Spitznamen "Rammler von Köln" hart erarbeitet, auf den er eigentlich auch stolz ist. Bis er eines Tages seinem weiblichen Pendant in Gestalt von "Ghost" (Luise Heyer) begegnet. Da ist es um ihn geschehen. Denn möchte eine Frau um die 30 nach dem ersten Sex nicht gleich den Sack zu machen, heiraten und Kinder kriegen, weckt das den Jagdinstinkt des Mannes. Klar.
Und so begeben sich Tim und "Ghost" auf eine Art erotisches und emotionales Katz-und-Maus-Spiel, bei dem immer wieder Tim als Verlierer hervorgeht. Das birgt durchaus einige nette Momente und heitere Situationskomik, ist auf lange Sicht aber doch etwas wenig. Man ist beinahe froh, dass sich die Verantwortlichen auf 83 Minuten Spielzeit beschränkt haben, denn mehr gibt das Ganze so nicht her. Dabei wäre durchaus Raum für etwas mehr Tiefgang gewesen. Stattdessen hat man sich auf Oberflächlichkeiten konzentriert und Thematiken mit Potenzial lediglich angeschnitten. Schade ist das auch angesichts der beiden hervorragenden Hauptdarsteller, die das klischeebehaftete Ruder leider nicht rumreißen können.
RomCom nach bewährtem Muster
So ist es offenbar wichtiger zu wissen, dass Tim und "Ghost" ein nachhaltiges Leben zwischen Carsharing und Radfahren führen, als was sie beruflich so ganz genau machen. Ihre Wohnungen sind, wie Wohnungen junger Menschen in Köln eben so sind: klein, und vermutlich trotzdem teuer. Und auch der Sex dürfte so tagtäglich in ganz ähnlichen Wohnungen in ähnlichen Großstädten zwischen unverpaarten Menschen stattfinden. Doch ist der Glaube an die echte Liebe noch nicht ganz verloren gegangen. Es weht der Wind der Hoffnung durch Köln.
Letztlich bekommt der Zuschauer nicht das, was er unter dem Titel "Generation Beziehungsunfähig" gemeinhin erwarten würde. Der Film ist eine romantische Komödie nach bewährtem Prinzip, die leider keine großen Wagnisse eingeht und schon gar nicht als Ratgeber funktioniert. Denn ihre beiden wichtigsten Erkenntnis sind: Auch Frauen wollen manchmal einfach nur unverbindlichen Sex - das sollte im Jahr 2021 aber bereits bekannt sein. Und: Über Gefühle zu sprechen, erfordert Mut. Der wird manchmal belohnt, manchmal aber eben auch nicht. Das ist eine Conclusio, die so alt ist wie die Liebe selbst.
"Generation Beziehungsunfähig" läuft ab dem 29. Juli im Kino.
Quelle: ntv.de