Kino

"Ghostbusters" weiblich reloaded Who you gonna call? Ghostbusterinnen!

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Mehr als 30 Jahre sind vergangen, seit Bill Murray und seine Mannen erstmals im Kino auf Geisterjagd gingen. Nun erleben die "Ghostbusters" ein Comeback. Nun ja, fast zumindest. Sie sehen doch ziemlich anders aus.

Nein! Doch! Oh! Ja, es gibt Filme, über die man früher gelacht hat, die heute immer noch lustig sind. Filme von Louis de Funès zum Beispiel. Doch leider platzen bei Weitem nicht alle Spaßbomben aus der Vergangenheit auch heute noch so gut wie damals. "Beverly Hills Cop"? Oh, mein Gott. "Police Academy"? Ach, du Schreck. Terence Hill und - Gott hab' ihn selig - Bud Spencer? Mann, ist das platt. Und mal ganz ehrlich, auch an "Ghostbusters" hat der Zahn der Zeit kräftig genagt. Die Mischung aus plumpem Klamauk, Kalauern und inzwischen schon geradezu prähistorisch anmutenden Animationen kann man sich bestenfalls noch an einem tristen Sonntagnachmittag im Halbschlaf auf der Couch geben.

Nur eins ist unbestritten: Die Schauspieler - allen voran Bill Murray als Obergeisterjäger Peter Venkman, aber auch seine Mitstreiter Dan Aykroyd, Harold Ramis und Ernie Hudson - waren spitze. Und natürlich die Musik. Obwohl von einem Lied der Gruppe Huey Lewis & the News abgekupfert, mauserte sich der Titelsong von Ray Parker Jr. zum Evergreen. Die Textzeile "Who you gonna call? Ghostbusters!" brannte sich in das Gedächtnis einer ganzen Generation ein.

Ein Kult 27 Jahre auf Eis

Während Ray Parker Jr. allerdings ein One-Hit-Wonder blieb, wurde aus "Ghostbusters" Kult. Schließlich räumte der Film schon damals an den Kinokassen kräftig ab. Allein in Deutschland lösten mehr als vier Millionen Zuschauer ein Ticket für ihn. In den inflationsbereinigten Kinocharts der USA belegt der Streifen aus dem Jahr 1984 aktuell noch immer Platz 34 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten.

Umso erstaunlicher, dass die Studiobosse den Kult so lange liegen ließen. Zwar erschien mit "Ghostbusters II" 1989 noch eine Fortsetzung, die zwar nicht mehr ganz so erfolgreich, aber gleichwohl auch noch ein Kassenschlager war. Doch in der Folge scheiterten alle Pläne für einen dritten Teil an Kostengründen, Streitereien ums Drehbuch oder Bill Murray, der partout nicht noch einmal ins Geisterjäger-Kostüm steigen wollte.

Frauen an die Macht

Spätestens 2014 war definitiv klar, dass die altbekannte "Ghostbusters"-Clique keinen weiteren Einsatz mehr absolvieren würde. In diesem Jahr erlag Harold Ramis einer Autoimmunkrankheit. Damit verlor auch Ivan Reitman, Regisseur der beiden Originalstreifen, ein für alle Mal das Interesse, an einer Wiederbelebung der Geisterjäger-Geschichte eventuell mitzuwirken. Und auch Murray, Aykroyd und Hudson - alle drei mittlerweile ohnehin auch schon um einiges jenseits der 60 - hätten ohne Ramis nur noch eine ergraute und traurige Rumpftruppe abgegeben.

Keine Angst vor Gespenstern - die "Ghostbusters" im Einsatz.

Keine Angst vor Gespenstern - die "Ghostbusters" im Einsatz.

(Foto: Sony Pictures Releasing GmbH)

So wie die Pläne für einen dritten Teil mit Originalbesetzung damit endgültig vom Tisch waren, so war der Weg nun frei, dem "Ghostbusters"-Franchise eine komplette Frischzellenkur zu verpassen. "Reboot" lautet das Zauberwort - anders als beim Sequel oder dem Remake ein kompletter Neustart der Saga, anstatt sie fortzusetzen oder einfach nur noch einmal mit modernen Mitteln aufzuwärmen. Damit betraut wurde Paul Feig, der nicht nur im Regiestuhl Platz nahm, sondern gleich auch noch das Drehbuch mitlieferte. Vielleicht inspirierten ihn dazu die Filme, bei denen er bereits in den vergangenen Jahren verantwortlich zeichnete. Egal, ob in "Brautalarm", "Taffe Mädels" oder "Spy - Susan Cooper ermittelt" - den Mittelpunkt in Feigs jüngsten Regiewerken bildeten Frauen.

Eine Frau war dabei stets mit von der Partie: Melissa McCarthy. Und auch in seiner "Ghostbusters"-Version des Jahres 2016 bedachte Feig die Schauspielerin mit einer tragenden Rolle - als Abby Yates mimt sie sozusagen den weiblichen Peter Venkman. Ihr zur Seite steht ein Frauentrio mit geballter Comedy-Erfahrung: Kristen Wiig alias Erin Gilbert, Kate McKinnon alias Jillian Holtzmann und Leslie Jones alias Patty Tolan machten alle drei Karriere bei der in den USA enorm populären "Saturday Night Live"-Show. Ein Merkmal, das sie übrigens mit Murray und Aykroyd teilen - auch die beiden waren dereinst Mitglieder im Ensemble des seit 1975 im US-Fernsehen laufenden Comedy-Formats.

Zahlreiche Referenzen an das Original

Wenngleich die Geschichte der "Ghostbusters" 2016 neu erzählt wird, basiert sie in ihrer Grundstruktur dann doch auf der des Originals - unzählige Referenzen an die Filme aus den 1980er-Jahren inklusive. Yates als pummelige Macherin, Gilbert als zögerliche Karrierefrau, Holtzmann als nerdige Tüftlerin und Tolan als resolute Nachzüglerin im Team bilden die vier Prototypen der Geisterjägerinnen. Doch auch "Thor"-Schönling Chris Hemsworth darf als Sekretär Kevin Beckman nicht fehlen. Und siehe da: Von Murray über Aykroyd und Hudson bis hin zu Sigourney Weaver geben sich auch viele Darsteller aus dem Originalstreifen ein mehr oder weniger langes Stelldichein in dem Streifen.

Schön, aber dumm: Chris Hemsworth als Sekretär Kevin Beckman.

Schön, aber dumm: Chris Hemsworth als Sekretär Kevin Beckman.

(Foto: Sony Pictures Releasing GmbH)

Murray etwa mimt in seiner Nebenrolle als Martin Heiss einen Skeptiker, der die Gespenstergeschichten der vier "Ghostbusters" öffentlich infrage stellt. Doch spätestens seit die Jägerinnen einen Geist bei einem Rockkonzert zur Strecke gebracht haben, kann es natürlich gar keinen Zweifel mehr daran geben, dass es in New York tatsächlich spukt. Doch nicht nur das: Bösewicht Rowan North (Neil Casey) plant, mithilfe der Gespenster den Weltuntergang herbeizuführen. Ist er noch zu stoppen?

Machos bitte warm anziehen

Lange vor Kinostart hat der Film schon für reichlich Diskussionsstoff gesorgt. Warum? Natürlich, weil die "Ghostbusters" jetzt Frauen sind. Und tatsächlich wird sich mancher Macho beim Kinobesuch warm anziehen müssen. Der Film kehrt manch chauvinistisches Klischee - siehe etwa Sekretär Beckman, der zwar dumm wie Bohnenstroh, dafür aber umso anziehender für Gilbert ist - ebenso süffisant um, wie er weibliche Humor-Pointen der Marke "Sex and the City" setzt. Wer damit ernsthaft ein Problem hat, wird womöglich leise in sein Popcorn weinen.

Wer jedoch vor Frauen als "Ghostbusters" ebenso wenig Dünkel hat, wie er nüchtern auf das Original zurückblickt, hat mit dem Film ein ganz anderes Problem: In der Summe bietet er eine ähnliche Aneinanderreihung von plumpem Klamauk und Kalauern wie auch schon der Streifen von 1984. Wer auch heute noch über den Geisterjäger-Einsatz von Murray & Co lauthals lachen kann, mag an den "Ghostbusters" 2016 ebenfalls seine Freude haben. Für alle anderen reicht es, ihn sich irgendwann einmal an einem tristen Sonntagnachmittag im Halbschlaf auf der Couch zu geben.

"Ghostbusters" läuft ab 4. August 2016 in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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