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"Unser' Omma kommt aus Tansania" Hape Kerkeling war mal wieder weg

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Hape Kerkeling: Frohnatur, die auch die ernsten Töne beherrscht.

Hape Kerkeling: Frohnatur, die auch die ernsten Töne beherrscht.

(Foto: Susie Knoll)

Er gehört zu den beliebtesten Deutschen: Hape Kerkeling. Aber wer steckt hinter dieser Frohnatur? Wo kommt er her, wo liegen seine Wurzeln? In der Corona-Krise ist er dann mal weg - und macht sich auf die Suche nach Antworten. Die fallen überraschend aus.

"Ich bin dann mal weg", sagt Hape Kerkeling vor ein paar Jahren, geht auf den Jakobsweg, schreibt ein Buch darüber und feiert einen Bestsellererfolg damit. Verfilmung inklusive. Danach wurde es etwas ruhiger. "Gebt mir etwas Zeit", heißt es nun vonseiten der Frohnatur aus dem Pott, der "Rumpel-Rübe aus Recklinghausen". Er nutzt die schwere Zeit der Coronavirus-Pandemie und geht auf Ahnenforschung, sucht seine Wurzeln. Er findet sie und dazu passend viele kleine Anekdoten aus seinem Leben und dem seiner Vorfahren. Der nächste Bestseller ist gewiss - in Buch- und Hörbuchform.

Die Gründe dafür liegen in der Person Kerkelings. Er ist ein Sympath der allerfeinsten Sorte. Man kann ihm nichts krumm nehmen, verzeiht ihm alles, muss ihn einfach lieben. Bei manchen geht das schneller - wenn man beispielsweise aus dem Ruhrpott kommt -, bei manchen dauert es etwas länger. Aber am Ende kommt man nicht umhin, Hape zu mögen und dementsprechend seinen Worten auf dem selbst eingelesenen Hörbuch zu lauschen und mit ihm auf die Reise in die Vergangenheit zu gehen.

"Woher kommen wir?"

Kerkelings rund elfstündige Hörbuchreise beginnt mit großen Worten aus dem Talmud: "Wisse, woher du kommst, wohin du gehst und vor wem du dereinst Rechenschaft ablegen wirst." Woher man kommt, sei eine der entscheidendsten Fragen des Lebens, sagt Kerkeling: "Was wäre, wenn wir das wirklich wüssten? Ohne zu wissen, woher ich komme, wie will ich dann sagen können, wohin meine Lebensreise gehen soll?"

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Für Kerkeling ist klar: "Unser' Omma kommt aus Tansania. Das ist völlig unbestritten, unumstößlich und auch gut so." Sie heißt übrigens Lucy, ist rund drei Millionen Jahre alt, wurde 1974 von amerikanischen Archäologen ausgebuddelt und kann heute im Nationalmuseum Äthiopiens in Addis Abeba besucht werden. "Die Ur-Mutter aller Erdbewohner war Afrikanerin", so Kerkeling. "Somit ist jeder Rassist nicht nur ein Unmensch, sondern auch ein übler Oma-Hasser."

Eine Nachfahrin Lucys war dann rund eine Million Jahre später, irgendwo im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, auch Eden genannt: Eva. "Womit aber auch klar ist: Eva, unsere berühmte Mama aus dem Paradies, war Araberin." Damit ist der Ton gesetzt - klare Kante gegen alle "Bernd" Höckes und die anderen Faschisten und Ausländerhasser.

Kerkeling ist gebürtiger Deutscher. Aber den Deutschen an sich gibt es nicht: "Der Deutsche kommt aus dem Ausland, nämlich aus all seinen Nachbarländern und angrenzenden Regionen. Wir haben alle rübergemacht, oder rauf, oder runter … Wenn Sie so wollen, ist der Deutsche ein polnischer Holländer aus Mailand, mit französischen und schwedischen Großeltern aus Bern, einer jüdischen Tante aus St. Petersburg und einem serbischen Onkel aus Wien."

Es schlummert so manche Überraschung in uns

Kerkeling schildert in seinem Buch Grundlagen der Ahnenforschung. Spannend und alles andere als langweilig: "Bereits nach zehn Generationen, oder besser gesagt nach 250 Jahren, landet man bei 1024 direkten Vorfahren, den sogenannten Stammeltern." Bis dahin sei alles relativ verlässlich. "Geht man gar 24 Generationen zurück, das entspricht etwa 600 Jahren, landet man bei sage und schreibe 16.777.216 Erz-Ahnen-Urgroßeltern. Das entspricht etwa der Einwohnerzahl Nordrhein-Westfalens." Kurzum: Je weiter man bei seiner Forschung zurückgeht, desto weniger Gesamtbevölkerung steht bei gleichzeitig spürbar steigender Ahnendichte für die Berechnung zur Verfügung. Zum Vergleich: Im 15. Jahrhundert gab es in den heutigen Grenzen Deutschlands nur sechs Metropolen mit mehr als 20.000 Einwohnern, darunter etwa Ulm oder Magdeburg neben Köln und Lübeck. Größte Stadt Europas war damals Paris - mit etwa 80.000 Einwohnern. Mit diesem Wissen lässt sich nun auf so mancher Party prima klugscheißen. RTL + Serie "Club las Piranjas"

Wenn die Amstel ruft

Und Kerkeling? Wo liegen seine Wurzeln, abgesehen von unser aller Omma aus Tansania? "Genetisch bin ich hauptsächlich Holländer", sagt er. Den Beweis tritt er mit "Gebt mir etwas Zeit" an. Er schickt seine DNA in ein Labor in Texas, bekommt mehrere Wochen darauf erste Hinweise auf seine Vorfahren. Er recherchiert aber auch selbst, geht in düstere Amtsstubenkeller, sichtet verstaubte Akten, Urkunden und Briefe. Entdeckt Verbindungen, die die Zuhörenden staunen lassen, einerseits zum Schmunzeln bringen, andererseits aber auch geschockt und ungläubig zurücklassen.

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Kerkeling entführt die Hörer ins 15. Jahrhundert, ins 17. Jahrhundert, in die Anfangsjahre des vergangenen Jahrhunderts, in die 1930er-Jahre und in seine eigene Teenie- und Twen-Zeit. "Gebt mir etwas Zeit" (erschienen bei Piper und Hörbuch Hamburg) beschreibt Kerkeling selbst als "Chronik". Das passt. Eine Autobiografie im klassischen Sinn ist das Buch nicht, will es aber auch nicht sein. Kerkeling gibt Persönliches preis, das geht ans Herz, berührt tief und verfehlt seine Wirkung nicht. Da ist etwa Ende der 1980er die tödliche Aids-Erkrankung seines damaligen Freundes. Da ist aber auch der Satz: "Deutschland nimmt mir manchmal die Luft zum Atmen."

Es sind die kleinen Dinge, die "Gebt mir etwas Zeit" zu einem besonderen Buch und Hörbuch machen und die eindrucksvoll beweisen, weshalb Hape Kerkeling hierzulande und in ganz Europa be- und geliebt ist. Man könnte meinen, er habe königliche Wurzeln und durch seine Adern flösse blaues Blut. Wer weiß? Selten ist das nicht, wenn ich meiner Omma mütterlicherseits Glauben schenke, dann habe ich in meinem Stammbaum irgendwo einen Zweig, der ins schwedische Königshaus reicht. Und dann wäre da auch noch eine Verbindung zu den Catterfelds, ja, die Yvonne. Gebt auch mir etwas Zeit, ich muss auf Ahnenforschung gehen …

Quelle: ntv.de

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