Dummheit, Suff, Kater, Tod Wo "Rauch" ist, ist auch Feuer
24.08.2024, 14:12 Uhr
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Yrsa Sigurdardottirrs neuer Bestseller "Rauch" ist ein brandheißer Thriller.
(Foto: dpa)
Fünf Freunde aus Studienzeiten holt die Vergangenheit ein, als sie zur Beerdigung einer alten Freundin auf eine abgelegene Insel fahren. Im Haus der Verstorbenen liegt dann die sprichwörtliche Leiche im Keller. Eine Leiche, die die fünf zu kennen glauben.
Trausti, Ari, Leifur, Sigga, Ragga und Gugga sind Freunde. Eine Clique von Studenten, die gemeinsam in einem Wohnheim untergebracht sind. Sie lernen zusammen, reden, feiern. Das Leben liegt noch vor ihnen. Dann gehen ein paar Jahre ins Land, ihre Wege haben sich getrennt. Ari ist Banker, Trausti will Arzt werden, Leifur ist Informatiker, Sigga arbeitet in einer Rechtsanwaltskanzlei, Ragga im Bereich Maschinenbau. Und Gugga?
Sie ist tot. Viel zu jung gestorben, nicht einmal 30 Jahre alt. In der Whatsapp-Gruppe der Clique hatte sie mehrfach um Beistand gebeten, hatte geschrieben, dass sie Krebs habe. Nun ist ihre Beerdigung und der Rest der Freunde reist auf die Westmännerinseln vor der Südküste Islands, um Abschied zu nehmen und das eigene Gewissen zu beruhigen. Es kommt ihnen vor, als ob sie alle Gugga im Stich gelassen haben.
Fünf Freunde, eine eisige kleine Insel - und ein düsteres Geheimnis, das sich erst nach und nach offenbart: Mehr braucht es nicht für den perfekten Thriller, wenn Islands erfolgreichste Genreautorin, Yrsa Sigurdardottir, ihrer Fantasie freien Lauf lässt. Und so dauert es nicht lange, bis die Fünfergruppe in "Rauch" der Horror heimsucht.
Salz in einer alten Wunde
Nach der Beerdigung sollen die fünf in Guggas Haus vorbeischauen, sich ein Andenken mitnehmen, etwas, das sie an ihre alte Freundin erinnert. Doch sie finden neben ein paar selbstgebastelten Schiffsmodellen von Guggas Vater nur eine große Holzkiste im Keller, die ihre Neugier weckt. Was keiner von ihnen zu diesem Zeitpunkt weiß: Diese Neugier werden sie womöglich mit dem Tod bezahlen.
In der Kiste liegt eine Leiche. Eingebettet in jede Menge Salz ist sie verdammt gut erhalten - und ruft längst vergessen geglaubte oder verdrängte Erinnerungen an eine Partynacht im Studentenwohnheim wach. Sie waren allesamt sturzbetrunken und auch Drogen waren mit im Spiel. Mit dabei war auch eine siebente Person, ein Mädchen, das mit auf dem Gang der Clique wohnte, sonst aber keinen großen Kontakt zu ihr hatte. Sie war irgendwann in dieser Nacht auf ihr Zimmer gegangen und dann spurlos verschwunden.
Ist sie das da in der Holzkiste? Die Reste einer Zahnspange sprechen dafür. Hat Gugga sie umgebracht? Oder Ari, der bereits selbst völlig neben der Mütze in der besagten Nacht noch einmal in ihrem Zimmer nach dem Mädchen geschaut hatte? Oder Trausti, der glaubt, selbst noch einmal nach dem Rechten geschaut zu haben? Oder war es eine der anderen jungen Frauen, Sigga oder Ragga? Viele Fragen und kaum Antworten. Der Clique wird schnell klar, dass sie den Leichnam verschwinden lassen muss. Auf einer kleinen Insel, die von Wind und Wetter gepeinigt wird, kein einfaches Unterfangen: Im Meer versenken? Zu gefährlich. Vergraben? Unmöglich in gefrorenem Boden. Verbrennen?
Die Köpfe der Fünf rauchen, Freunde sind sie längst nicht mehr. Jeder verdächtigt den anderen, an dem Tod des Mädchens schuld zu sein. Jeder scheint ein düsteres Geheimnis verbergen zu wollen. Um jeden Preis. Selbst Gugga. Sie war nicht krebskrank, sondern starb bei einem Sturz von einem Berg. Wollte sie sich umbringen und so endlich Frieden und einen Abschluss finden?
Wunder(barer) Island-Thriller
Nach einem Abschluss suchen auch die beiden Ermittler Tyr und Karo, bekannt aus dem vorherigen Bestseller "Nacht". Gemeinsam mit der Gerichtsmedizinerin Iounn suchen sie die Lösung eines Falls, der mit dem Fund einer verbrannten Leiche am Strand begonnen hat. Ein weiteres Todesopfer saß unweit des Feuers. Iounn hat einiges zu tun. Dabei wollte sie nicht auf die Westmännerinseln zurückkehren. In ihrer Jugend hatte sie einst mit ihrem Vater gebrochen. Doch ihr "Arbeitsbesuch" reißt alte Wunden auf. Etwas, was sie mit der Freundesclique verbindet.
Nur langsam kommen Iounn und die beiden Ermittler bei der Suche nach den Hintergründen des verbrannten Leichnams voran. Iounn will sich aus Mutmaßungen heraushalten. Sie ist der Typ Einzelgänger und nach außen hin nicht der sympathische. Aber auf sie legt Sigurdardottir diesmal das Hauptaugenmerk. Standen in "Nacht" noch Tyr und Karo im Vordergrund, ist es nun die Geschichte Iounns, die näher beleuchtet wird und Leser und Hörer gleichermaßen immer tiefer in die Story hineinzieht. Zeitliche Sprünge verdichten die Handlung zusätzlich und machen ein Ausschalten des gut elf Stunden dauernden Hörbuchs unmöglich.
Die Stimme von Sprecher Dietmar Wunder trägt auch ihr Scherflein dazu bei, schließlich liest hier James Bond höchstpersönlich. Wunder ist die Synchronstimme von Daniel Craig. Während seine Geschichte auserzählt ist, geht die Saga von Sigurdardottir weiter. "Rauch" ist nicht das letzte Buch der Reihe um Tyr, Karo und Iounn. Wir alle wissen: Wo Rauch ist, ist auch Feuer. Die Freundesclique hat das schmerzvoll am eigenen Leib erfahren.
Weitere Hörbücher von Yrsa Sigurdardottir finden Sie hier bei RTL+
Quelle: ntv.de
