Musik

Debbie Harry ist mit sich im Reinen Blondie(nen) bevorzugt

Eine alterslose Augenweide: Madame kurz vor ihrem 70. Geburtstag.

Eine alterslose Augenweide: Madame kurz vor ihrem 70. Geburtstag.

(Foto: imago/Future Image)

Punk ist nur was für harte Kerle? Pustekuchen! In einer männerdominierten Welt voller Ecken und Kanten setzt Debbie Harry mit Blondie Ende der 1970er ein musikalisches Ausrufezeichen nach dem anderen. Nun wird die ewig Platinblonde 70.

Als Debbie Harry 2014 die Einladung, während der Olympischen Winterspiele in Sotschi zu singen, ablehnte, ging ein Raunen durch die Musikbranche. Die 25.000 Menschen im Stadion und die Millionen vor den Fernsehschirmen interessierten die US-amerikanische Punk- und New Wave-Ikone aber nicht die Bohne. Debbie Harry wollte lieber ein Zeichen setzen. Punkrock und Russland? Das passt dieser Tage schließlich nicht so richtig zusammen: "Es war meine moralische Pflicht, abzusagen. Ich habe viele Fans in der Homosexuellen-Community. Und in Russland werden die Rechte dieser Menschen mit Füßen getreten", erklärte die Sängerin.

Dieser Blick hat zahllose Fans sicher schlaflos gemacht.

Dieser Blick hat zahllose Fans sicher schlaflos gemacht.

Eine Debbie Harry spannt man nun mal nicht einfach so vor seinen Karren. Die in den 1970er-Jahren groß gewordene Punkröhre mit dem wasserstoffblonden Haar und dem lasziven Timbre in der Stimme präsentierte sich schon immer unangepasst. Von ihren Eltern im Stich gelassen, als Adoptivtochter aufgewachsen und sich dadurch stets abgelehnt fühlend, passte Debbie Harry schon in jungen Jahren in keine gängige Schublade. Normalität hatte keine Bedeutung. Debbie war immer auf der Suche: "Ich liebte die Gefahr, die Dunkelheit und das Leben abseits von Friede, Freude, Eierkuchen. Ich war irgendwie ständig auf der Flucht. Nur die Musik gab mir Halt".

Die Musik verschaffte ihr schließlich Zugang zu Welten, in denen sie sich rundum wohlfühlte. Mit Hits wie "Hanging On The Telephone" oder "Heart Of Glass" wirbelte sie im Zeitalter von Schlaghosen und monströsen Koteletten jede Menge Staub auf. Ende der 70er war Debbie Harry ganz oben. Sie hatte Geld, war berühmt, hatte die Telefonnummern von Joey Ramone und David Bowie - ein Leben in Saus und Braus, von dem die jahrelang nicht Gewollte nur allzu gerne kostete.

Debbie und Chris im Jahr 2014.

Debbie und Chris im Jahr 2014.

(Foto: imago/Matrix)

Natürlich waren auch Drogen im Spiel. Auch die harten, wie Kokain und Heroin. Gemeinsam mit ihrem damaligen Lebenspartner Chris Stein probierte sie fast alles aus. Es war eine Welt, die sie sich selbst kreierten. Es gab keine Regeln, keine Fesseln und keine Grenzen. Viele ihrer damaligen Freunde gruben sich ihr eigenes Grab in diesem absorbierten Universum, in dem es letztlich nur um eins zu gehen schien: grenzenlose Freiheit.

Mehr erlebt als andere

Debbie Harry und Chris Stein erkannten irgendwann die Sackgasse, in der sie sich befanden. Beide kamen von den Drogen los - allerdings auf Kosten ihrer Beziehung. Getrennt haben sie sich aber nie. Noch heute sind beide ein Herz und eine Seele: "Wir sind wie Seelenverwandte", gab Debbie Harry einst zu Protokoll.

Blondie - mit ihren Mannen.

Blondie - mit ihren Mannen.

Musikalisch hingegen probieren sich die beiden nach der ersten Blondie-Hochphase Mitte der 80er-Jahre in unterschiedlichen Bereichen aus. Während Chris Stein ins Produzentenfach wechselt, versucht sich Debbie Harry als Schauspielerin und Jazz-Interpretin. Im Jahr 1999 kommt es dann zum großen Comeback. Mit der Hit-Single "Maria" mischen Debbie Harry und Blondie noch einmal weltweit die Charts auf. Danach verschwinden die New Wave-Helden vergangener Tage jedoch abermals in der Versenkung. Ein längerfristiges Hochleben von Erinnerungen bleibt aus. Es folgen noch zwei eher zwiespältige Studiowerke ("Panic Of Girls", "Ghost Of Downloads"), standardisierte Greatest-Hits-Pakete und der eine oder andere Live-Auftritt vor Jüngern der alten Generation.

Doch Debbie Harry grämt sich nicht. Kommerzieller Erfolg interessiert die Wahl-New-Yorkerin schon lange nicht mehr. Sie hatte ihre Zeit, in der sie der Branche ihren Stempel aufsetzte. Die Erinnerungen genügen ihr: "Ich bin mit mir im Reinen. Ich habe mehr erlebt, als die meisten anderen Menschen meines Alters. Das reicht mir." Mit Chris Stein ist Debbie Harry immer noch eng befreundet. Im Kreise seiner Töchter holt sich die Sängerin immer wieder gerne eine Prise Familienglück ins Haus. Sie selbst hat keine Kinder. Auch ein Mann für den Lebensabend fehlt noch an ihrer Seite.

Doch die jetzt ihren 70. Geburtstag feiernde Blondine hat die Hoffnung noch längst nicht aufgegeben. Gerne würde sie sich noch einmal verlieben.

Quelle: ntv.de

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