"Ich bin wie ein neues Auto!" Bonnie Tyler rockt Deutschland
31.10.2016, 17:50 Uhr
Straight from the Heart - das ist Bonnie Tyler auf jeden Fall!
(Foto: picture alliance / dpa)
Wenn andere Damen ihrer Altersklasse bei dem Wort "Alter" zusammenzucken, dann lacht Bonnie Tyler: laut, warm, rau. Das Alter ist nichts, was ihr Angst macht. Natürlich spielt sie auf ihrer aktuellen Tour auch ihre ewigen Gassenhauer: "Total Eclipse Of The Heart" und "Holding Out For A Hero".
1984 wurde Bonnie Tyler für drei Grammy Awards, 1984 und 1986 zweimal für den Brit Award nominiert. 2013 vertrat sie mit ihrer Single "Believe in Me", aus ihrem aktuellen Album "Rocks & Honey", das Vereinigte Königreich beim Eurovision Song Contest. Ihren internationalen Durchbruch hatte sie 1983 mit dem Album "Faster Than The Speed Of Night". Die Single "Total Eclipse Of The Heart" erklomm die Charts weltweit und blieb für Wochen auf Platz 1 auf beiden Seiten des Atlantiks (Platz 16 in Deutschland). Das Album wurde millionenfach verkauft. 1984 hatte sie einen weiteren großen Erfolg mit der Single "Holding Out For A Hero" (Platz 2 in Großbritannien, Platz 19 in Deutschland). 1985 erhielt sie erneut eine Grammy-Nominierung als beste Rockmusikerin für den Song "Here She Comes". Nach der Veröffentlichung weiterer Alben zog sie sich 1989 aus dem internationalen Musikgeschäft zurück.
1991 verhalf ihr Dieter Bohlen zu einem Comeback mit dem Titel "Bitterblue" (Platz 17 in Deutschland), den er unter dem Pseudonym Howard Houston schrieb. Insgesamt produzierten Bohlen und Tyler drei gemeinsame erfolgreiche Alben. Tylers 1993 veröffentlichtes Hitalbum "The Very Best Of Bonnie Tyler" wurde in den deutschsprachigen Ländern mit Platin veredelt. Ihr aktuelles Album "Rocks & Honey" erschien 2013 und ist eine Mischung aus Rocksongs und großen Balladen. n-tv.de sprach mit Bonnie Tyler kurz vor ihrem Tour-Start.
n-tv.de: Schön, dass wir miteinander sprechen.
Bonnie Tyler: Wunderbar, Honey. Ich liebe deine Heimat. Obwohl ich ja nach Portugal ausgewandert bin, weil das Wetter einfach fantastisch ist. Um sich auf eine anstrengende Tour vorzubereiten, ist das genau das Richtige.
Sie waren vor Kurzem gerade in Deutschland, hat man sich erzählt.
Ja, ich war bei Carmen Nebel, bei der Aufzeichnung ihrer Show. Es war großartig!
Aber sonst haben wir eine Weile nichts von Ihnen gehört …
Das meinst du nicht ernst!
Na ja, das Album ist von 2013 …
Okay, aber das ist mein aktuelles Album. Und im Dezember bin ich in Nashville, um ein neues Album aufzunehmen. Vorher bin ich aber auf Tour. Hast du die Liste?
Ja, auf jeden Fall, danke.
Ich werde in Nashville mit Jonny Cashs Sohn zusammenarbeiten, Johnny Carter Cash. Dann muss ich zwischendurch mal nach Neuseeland für die Tour, und dann gehe ich wieder nach Nashville. Ich habe also gut zu tun. Meine Tour führt mich auch nach Südafrika und Australien und immer wieder nach Nashville zwischendurch (lacht). Für mein Alter bin ich ganz schön busy.
Sollen wir wirklich übers Alter reden?
Na klar!
In der Pressemitteilung steht: Je älter sie wird, desto besser wird sie auch.
Das ist doch ein Kompliment!
Stimmt, es gibt auch keine Alternative.
Sonst wäre ich tot, stimmt. Na ja, aber man kann ein bisschen nachhelfen, mit Botox zum Beispiel (lacht laut).
Sie können aber noch Ihr Gesicht bewegen!
Ja, ich mach' das nur zweimal im Jahr, hier ein bisschen, da ein bisschen … Und nur in die Stirn! Und diese Krähenfüße! Also ich finde das völlig in Ordnung, man darf es eben nicht übertreiben …
… sonst sieht man aus wie der Joker …
(lacht) Oh ja, manche Frauen sind nicht wiederzuerkennen! Aber ich weiß inzwischen, was gut für mich ist. Ihr werdet das sehen in Deutschland. Ich war schon eine Weile nicht mehr bei euch, dabei ist Deutschland doch wie eine zweite Heimat für mich. Ich habe so viel Zeit dort verbracht. Jetzt hatte ich mal 'ne Pause von euch - und ihr von mir (lacht). Das ist immer gut in einer Beziehung. Aber jetzt können wir uns mal wieder treffen, Deutschland und ich. Meine Band, mit der ich seit zwanzig Jahren zusammenarbeite, findet das auch!
Was darf das Publikum denn erwarten?
Eine Mischung aus alten und neueren Songs natürlich! Ich werde ja nicht müde, meine alten Hits zum Besten zu geben (lacht)! Ganz ehrlich, es wird noch keine neuen Hits geben, von denen die ich jetzt erst aufnehme. Da komme ich lieber nochmal wieder! Das hier ist schließlich meine "Greatest Hits"-Tour! (spricht jetzt Deutsch) Und ihr seid ein tolles Publikum!!
Ah, Sie sprechen Deutsch?
Nein, Daaaling, ich bin nicht gut darin, und zum Glück sprechen ja die meisten Menschen Englisch!
"Rocks and Honey" heißt Ihr letztes Album - sind das die Zutaten Ihres Lebens?
Ein Freund von mir sagte mal, dass das ein toller Titel wäre, und zwar wegen der Duette mit Vince Gill. Dreimal dürfen Sie raten, wer von uns beiden "Rocks" ist (lacht). Er hat achtmal den Grammy gewonnen.
Der steht für Sie noch aus, oder?
Ja, ich wurde ein paar Mal nominiert und einen habe ich wegen Michael Jackson nicht bekommen, aber das ist kein Problem für mich.
Sie haben mit Dieter Bohlen zusammengearbeitet: Was können Sie uns von ihm erzählen, was wir noch nicht wissen?
Er war toll in den Neunzigern. Er hat mir ein paar Songs geschickt, du kennst bestimmt "Bitterblue"?! Na, jedenfalls war das sehr erfolgreich. Ich weiß schon, dass er einer ist, über den die Leute sagen, man kann ihn nur lieben oder hassen, dazwischen ginge nichts. Aber die Sache mit Dieter Bohlen ist folgendermaßen: Er ist ein extrem cleverer Mann, wie soll ich es sagen? (zögert) Er ist ein gerissener Geschäftsmann (lacht laut), du weißt schon, was ich meine! Aber jetzt will ich keine Dance-Musik mehr, jetzt ist mir wieder mehr nach Nashville. Mit Johnny Carter Cash.
Berühmte Familie …
Oh ja! Hast du den Film gesehen?
Mit Joaquin Phoenix und Reese Witherspoon?
Ja, der ist so toll!
Ein Wort zu Ihrer Stimme: Die ist nicht durchs Rauchen oder Alkohol so geworden, oder?
Nein, ich hatte große Probleme, nachdem ich damals "Lost in France" aufgenommen hatte, das war 1976, da hatte ich eine OP. Und dann habe ich die Stimme nicht lange genug geschont, ich bin zu ungeduldig. Das war wirklich nicht machbar für mich, denn wie du vielleicht gemerkt hast, rede ich ganz gerne (lacht). Und außerdem hat man mir vor der Operation schon gesagt, dass ich klinge wie Rod Stewart, also, warum nicht?
Der weibliche Rod Stewart.
Ich verehre ihn, er ist einfach fantastisch.
Lieber Balladen oder Rocksongs?
Das ist schwer, aber ich schätze, lieber Balladen. Wusstest du, dass "Total Eclipse Of The Heart" der Song ist, der am meisten bei Karaoke gesungen wird? (kichert)
Nein, ich werde nächstes Mal daran denken. Wie schaffen Sie es, nicht älter zu werden? Zumindest so auszusehen? Wie halten Sie sich fit?
(prustet) Schön wär's! Ich würde gern ein paar Kilos loswerden, aber nach der Menopause ist das nicht so einfach. Das ist aber zehn Jahre her, jetzt bin ich 65. Ich hatte überhaupt keine Probleme bis 55, aber eins kann ich dir sagen: Du wirst zunehmen! Glaub' mir, mit dieser Menopause verändert sich alles. Und es ist so schwierig, die Pfunde wieder loszuwerden.
Disziplin also?
Ach, ich bin überhaupt nicht diszipliniert. Ich sag's ja nur, du wirst an mich denken, wenn du auf der Waage stehst! Ich esse übrigens, was ich will, aber nicht mehr so viel wie früher. Und Rotwein ist wichtig! Ich habe mich gerade durchchecken lassen: alles in Ordnung - Leber, Nieren, Blut, Herz, die ganze Frauenarztabteilung (lacht) … Was du ab einem bestimmten Alter aber dringend brauchst, ist Vitamin D! Und geh' regelmäßig zum TÜV! Ich bin wie ein neues Auto!
Sie klingen total zufrieden und glücklich. Liegt das auch an ihrer skandalfreien Ehe? (Seit 1973 ist sie mit Robert Sullivan, einem Cousin des Vaters von Catherien Zeta Jones verheiratet)
Das ist ganz einfach: Wenn man sich liebt, läuft der Rest auch.
Mit Bonnie Tyler sprach Sabine Oelmann
Bonnie Tyler ist am Montagabendabend im ausverkauften Berliner Tempodrom zu Gast und noch bis zum 8. November 2016 unterwegs. Rest-Karten gibt es noch in Leipzig, Heilbronn und Nürnberg. Im Sommer geht es in Kamenz wieder los, auch hier werden die Karten knapp.
Quelle: ntv.de