Auf los geht's los Herbert Grönemeyer führt uns ins Licht
24.03.2023, 17:22 Uhr
Setzt auch mit seinem 16. Album Maßstäbe: Herbert Grönemeyer.
(Foto: Antoine Melis / Universal Music)
Wie finden wir einen Weg zurück ins Licht? Nach Ansicht von Herbert Grönemeyer gelingt der Aufschwung nur, wenn alle mit anpacken. Auf seinem neuen Studioalbum "Das ist los" vereint der Sänger zeitlosen Pop mit inhaltlichem Tiefgang.
"Hoffnung ist gerade schwer zu finden", singt Herbert Grönemeyer zu Beginn seines neuen Albums "Das ist los". Während im Videoclip zum Opener "Deine Hand" auf die revolutionäre Bewegung im Iran verwiesen wird, stapeln sich hinter den geschlossenen Augen des Hörers die Sorgen und Nöte des Alltags. Schiebt man jedoch das angsteinflößende Hier und Jetzt beiseite, keimt irgendwo im Schatten die Saat des Aufbruchs.
Nicht blind, nicht naiv und schon gar nicht kopflos
Wie kein anderer pflastert Herbert Grönemeyer den Weg hinaus ins Licht mit mutmachender Zuversicht. Nicht blind, nicht naiv und schon gar nicht kopflos schreitet Deutschlands erfolgreichster Solokünstler mit Worten voran und erreicht damit den burnoutgefährdeten Top-Manager genauso wie den verzweifelten Arbeitsuchenden. Als musikalisches Sprachrohr der Gesellschaft liefert Herbert Grönemeyer mal wieder ab. 15 Mal staunte Pop-Deutschland bereits über die Fähigkeiten des in Bochum aufgewachsenen Ausnahmekünstlers. Auch mit Album Nummer 16 im Gepäck enttäuscht Herbie die Massen nicht.
Entstanden, aufgenommen und produziert in Umbrien und Berlin nimmt das neue Werk den Hörer mit auf eine abwechslungsreich arrangierte Soundreise, die am Ende die Erkenntnis zu Tage fördert, dass was großartig war und ist, auch großartig bleibt. Man mag von Grönemeyers markantem Organ und seinem detailverliebt zelebrierten Pop-Verständnis halten, was man will. Geht es um die Sogwirkung einer künstlerischen Arbeit, die am Ende des Tages alle an den Diskussionstisch bringt, muss auch der grantigste Grönemeyer-Allergiker zugeben, dass ganz oben auf dem Thron nur einer sitzt - und der hört auf den Namen Herbert.
Zugeschnitten auf jede einzelne Seele des Landes

(Foto: picture alliance/dpa)
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Der grönemeyersche Umgang mit düsteren Gefühlen, die sich um persönliche Erfahrungen und Erlebnisse, aber auch um Pandemie, Krieg in Europa, Inflation und Energiekrise drehen, ist massenkompatibel, irgendwie aber auch zugeschnitten auf jede einzelne besorgte Seele des Landes. Musikalisch untermalt wird der unterschwellige Boost für die Gesellschaft mit Musik, die wieder einmal alt und neu vereint.
Satte Beats paaren sich mit Grooves und synthetischen Einschüben, die Erinnerungen an Zeiten wecken, als Künstler wie Ideal, DAF und Trio noch die Charts anführten. Neben pulsierenden Neuzeitklängen und flirrenden Altsemester-Zuckungen drängen sich aber auch viel Wärme und Vertrautheit in den Vordergrund. Das Piano erweist sich immer noch als bester Freund, wenn es um musikalisches Stillleben geht. Dazu kommen ein Saxofon, ein warmer Basslauf und die immer noch einzigartige Stimmfarbe des Hauptdarstellers.
Startpunkt für ein Umdenken
Pop in einer sehr reinen Form, ohne viele Ecken und Kanten. Die braucht es aber auch nicht. Herbert Grönemeyer triggert die Leute mit seinem ganz besonderen Gespür für Atmosphären - und natürlich auch mit seinen Botschaften. Songtitel wie "Angstfrei", "Urverlust", "Eine Tonne Blei" und "Das ist los" sind Programm. In einer Zeit, in der die Gefühlswelten von Melancholie, Trauer, Angst, Hoffnung und gemeinschaftlicher Solidarität geprägt werden, markiert Herbert Grönemeyer einmal mehr den Startpunkt für ein Umdenken.
Jeder für sich und später dann alle gemeinsam: Der Sänger fordert kontrollierten Aktivismus zum Wohle der Gemeinschaft. Zusammen sei man stärker, als viele glauben wollen. "Als Gesellschaft sind wir die Politik. Wir sind selbst verantwortlich, wir wissen selbst, was solidarisch ist, wir sind reifer als die Politik es ist", gibt Herbert Grönemeyer im Pressetext zu Protokoll. Wenn alle mit anpacken, dann wird alles wieder gut. Irgendwann bestimmt. Na dann: Auf los geht's los!
Quelle: ntv.de