Wiesn-Hit wider Willen Josh. erlebt sein grünes Wunder
19.11.2018, 17:06 Uhr
Alles nur Fiktion - im echten Leben sind sie kein Paar: Cordula Grün und Josh.
(Foto: Carina Antl / Warner Music)
Dafür war der Song eigentlich gar nicht gedacht. Doch plötzlich wird "Cordula Grün" zur Party-Hymne. Sänger Josh. spricht mit n-tv.de über das unverhoffte Glück, seine Albumpläne und die Reaktion der einen oder anderen echten "Cordula Grün".
n-tv.de: Du kommst aus Wien. Dort gibt es den Prater. Ich würde allerdings gern von dir wissen: Wie findest du das Oktoberfest?
Josh.: Ganz ehrlich: Ich habe das Oktoberfest bisher nicht wirklich gekannt. Natürlich wusste ich, was das ist - so Feste mit Bierzelten gibt es in Österreich schließlich auch. Und genau im Prater gibt es inzwischen auch eine Wiesn, weil das Oktoberfest so erfolgreich ist. Aber als Musiker und Künstler ist es für mich nicht so ganz die Ecke, in der ich bisher unterwegs war. Und vermutlich werde ich das auch in Zukunft nicht sein.
Ich frage dich das natürlich, weil dein Song "Cordula Grün" in diesem Jahr in München zum "Wiesn-Hit" gekürt wurde. Freust du dich darüber dann gar nicht?
Doch, schon! Ich muss echt aufpassen, was ich dazu sage. Eine Zeitung hat schon mal geschrieben: "Fatal! Josh. will Wiesn-Hit nicht!" (lacht) So ist es nicht. Natürlich freue ich mich als Künstler extrem, wenn viele andere hergehen, meinen Song auschecken und ihn spielen. Ich habe immer nur gesagt: Ich glaube, Musik sollte in einer gewissen Weise authentisch bleiben. Es wäre aber nicht authentisch gewesen, wenn ich mich selbst dort hingestellt und gespielt hätte, weil ich mich da einfach nicht sehe.
Das heißt, du bist mit dem Song nicht selbst auf dem Oktoberfest aufgetreten. Warst du trotzdem in diesem Jahr mal da?
Ja, ich war dort für ein paar Interviews. Ich war in keinem Zelt, aber ich bin mit dem Riesenrad gefahren und habe mir das alles mal angeschaut. Mich hat schon beeindruckt, wie viel Arbeit da reingesteckt wird. In Wahrheit werden da ja ganze Häuser hingestellt. Aber ich habe es dankend abgelehnt, dort zu spielen. Das hätte für mich nicht so gepasst.
Eine ebenfalls sehr erfolgreiche Coverversion von "Cordula Grün" im Volksmusik-Stil kommt von einer Gruppe, die sich "Die Draufgänger" nennt. Haben sie dich um Erlaubnis gefragt?
Nein, das mussten sie aber auch nicht. Ich hätte das gar nicht untersagen können. Viele wissen das vielleicht nicht, aber wenn man bei einem Song Strophe und Refrain nicht verändert, Melodie und Text gleich lässt, das Gerüst also eins zu eins übernimmt, muss man nicht fragen. Entscheidend ist, dass es ein echtes Cover und keine Interpretation oder Bearbeitung ist. Die Tantiemen, die damit erzielt werden, werden dann aber mit meinen Kompositionsrechten verrechnet.
Apropos Tantiemen: Da dürfte doch jetzt zumindest einiges zusammenkommen ...
Ich bin da komplett ehrlich: Ich weiß es noch nicht, weil das erst viel später abgerechnet wird. Aber es wird schon was rumkommen. Und natürlich hat der ganze Erfolg es mit sich gebracht, dass ich jetzt davon und von meinen Live-Konzerten leben kann. Es kommen einfach viel mehr Leute zu den Konzerten und zahlen Eintritt. Das ist schon eine total tolle Sache.
Der Song "Cordula Grün" war ja von dir eigentlich gar nicht als Party-Kracher gedacht. Wie ist er trotzdem dazu geworden?
Ursprünglich losgegangen ist das Ganze in Österreich. Da kam "Cordula Grün" im Juni raus und wurde zum Sommerhit, auch weil ihn mit Ö3 ein großer Sender gespielt hat. Die Leute kamen darauf, dass man zu ihm super mitsingen und feiern kann. Mein Glück war dann, dass einige deutsche Radioredakteure in Österreich Urlaub gemacht, den Song dort gehört und später auch bei sich zu Hause ausprobiert haben. Und auch da hat er funktioniert. So kam irgendwann eines zum anderen und wurde immer mehr.
Du besingst in dem Song ja eine ganz bestimmte Dame. Gab oder gibt es die "Cordula Grün" denn tatsächlich in deinem Leben?
Nein, das ist kein autobiografischer Song. Wenn ich schreibe, steckt da natürlich immer auch etwas von mir selbst drin, aber die "Cordula Grün" gibt es nicht. In dem Fall war es so, dass ich im Studio war und einfach das Gefühl hatte, es ginge bei dem Song um Mädchen und Farben. Also habe ich einen Namen und eine Farbe aufgeschrieben - und dann stand da "Cordula Grün". Das war wirklich der erste Gedanke. Wieso ich auf so "blödsinnige" Gedanken komme, weiß ich gar nicht. (lacht) Es passiert halt.
Auch wenn es deine "Cordula Grün" so nicht gibt - es gibt durchaus ein paar Frauen, die wirklich so heißen. Einige von ihnen sollen sogar mit dir Kontakt aufgenommen haben. Wie war ihre Reaktion?
Stimmt, mir haben zwei Damen geschrieben, die wirklich als Cordula Grün auf Facebook vertreten sind - auch so, wie ich es schreibe, mit "C". Und beide fanden es super und witzig. Die eine hat mir bereits geschrieben, als der Song in Deutschland noch gar nicht wirklich Thema war. Sie meinte: "Hey, ich finde das echt cool, wünsche dir viel Erfolg damit und mache jetzt Werbung für dich bei meinen Freunden in Deutschland." (lacht)
Das Video zu dem Song hast du in einem ehemaligen Puff in Wien gedreht. Ist der inzwischen schon zur Pilgerstätte geworden?
Ein paar Leute werden das "Mutzenbacher" dadurch jetzt schon neu kennengelernt haben. (lacht) Heute ist das eine wirklich sehr nette und gemütliche Bar. Aber irgendwo vor der Tür steht auf einem Schild noch ganz klein: "Kommt ruhig rein, dies ist kein Puff." (lacht)
Aktuell arbeitest du an einem Album, das Anfang 2019 erscheinen soll. Ist das dein erstes Album?
Ja. Bisher hatte ich nur eine EP unter meinem bürgerlichen Namen gemacht: Johannes Sumpich. Die erschien, als ich angefangen habe, eigene Sachen zu machen, und klang ein bisschen braver und poppiger. Vorher habe ich viel Musik für andere Leute gespielt, auch kommerzielle Sachen - irgendetwas muss ja die Miete zahlen. Aber das wird jetzt mein Debütalbum als Josh. Darauf freue ich mich total, weil es endlich so klingt, wie ich es will. Das wird zu 100 Prozent ich.
Warum eigentlich "Josh."?
Josh ist schon seit der Schule mein Name. So nennen mich alle meine Freunde, aber auch alle im Studio. Ich glaube, mein Manager ist der einzige Mensch in meinem direkten Umfeld, der mich Johannes nennt. (lacht) Der Punkt hinter dem Namen gefällt mir einfach optisch gut.
Auf dem Album wird "Cordula Grün" ja nur ein Baustein sein. Was kann man sich vom Rest erwarten?
Ich habe kein Wiesn-Programm, das kann ich schon mal sagen. Ich glaube, das Album wird so sein, wie ich mich auch als Mensch fühle. Ich bin schon jemand, der sehr gern Spaß hat und lacht. Aber gleichzeitig trage ich auch diese Wiener Melancholie ein bisschen in mir. (lacht) Es wird laut, aber an manchen Stellen auch ganz leise.
Wo würdest du dich denn musikalisch ungefähr verorten?
Einige sagen: Irgendwo zwischen Element of Crime, Wanda und AnnenMayKantereit. Andere sagen: Das ist der Indie-Act, den du auch im Radio spielen kannst.
Du bist ja nun nicht wie die Jungfrau zum Kind gekommen, sondern hast tatsächlich schon eine lange musikalische Wegstrecke hinter dir ...
Stimmt, ich habe mit Klassik angefangen, bin dann zum Jazz gekommen und schließlich zur Popularmusik. Das war ein wichtiger Schritt. Irgendwann habe ich für mich entdeckt, was ich eigentlich höre und mich gefragt, was ich wirklich will. Ich sagte mir: "Hör doch mal auf, dich vor Klassikbegeisterten oder deinen Jazz-Kollegen zu genieren. Wenn du Popmusik liebst, dann mach die doch!" Mir das selbst einzugestehen, war sicher ein Meilenstein.
Du hast aber nicht nur Musik gemacht, sondern hattest auch einen Job als IT-Techniker. Stimmt es, dass du ihn angesichts des Erfolgs von "Cordula Grün" jetzt an den Nagel gehängt hast?
Ja. Ich muss allerdings sagen, dass ich auch nie der ganz große IT-Techniker war. (lacht) Ich habe während des Musikstudiums angefangen, für eine Firma ein paar IT-Arbeiten zu machen. Auch weil ich mit der Musik nicht jedem Euro hinterherrennen wollte. Das bedeutet dann nämlich auch, jeden musikalischen Job annehmen zu müssen, um davon leben zu können. Wenn man aber irgendwo vier Stunden steht und zum x-ten Mal die gleichen Coversongs spielt, bringt einen das kreativ nicht weiter. Da ist es besser, nebenbei auch noch etwas anderes zu machen, auch wenn man dann vielleicht eine Spur weniger Zeit für Musik hat.
Einen Hit wie jetzt "Cordula Grün" zu haben, ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits kann einem als Musiker fast nichts Besseres passieren, andererseits wird man das auch nie wieder los. Überwiegt bei dir die Freude darüber oder die Sorge?
Ganz klar die Freude! Es wäre aber gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich gar keine Sorge habe. Oder sagen wir besser: großen Respekt. Natürlich wird jetzt bei der zweiten Single sehr genau hingesehen. Und ich werde den einen oder anderen sicher auch enttäuschen. Trotzdem versuche ich, positiv heranzugehen. Man arbeitet als Songwriter irrsinnig lange vor sich hin und fragt sich: "Kann ich einen Song schreiben, der ein Hit wird? Kann ich das überhaupt?" Jetzt könnte man sagen: "Ja, kann ich." Also könnte ich jetzt auch komplett befreit sein, auch wenn die nächsten Nummern nicht so gut funktionieren sollten. Aber vielleicht funktionieren sie ja sogar noch besser!
Dir graut es also nicht davor, "Cordula Grün" all die nächsten Jahre spätestens im Zugaben-Teil spielen zu müssen, damit die Zuschauer zufrieden sind?
Nein, gar nicht. Ich bin diesem Song wahnsinnig dankbar. Er ermöglicht mir ja all das gerade.
Mit Josh. sprach Volker Probst
Quelle: ntv.de