"Polizeiruf 110" im Schnellcheck Alles für die Katz
18.06.2021, 15:05 Uhr
Bessie (Verena Altenberger) hängt Katzensteckbriefe auf. Ob sie sich ihren Job so vorgestellt hat?
(Foto: BR/Geißendörfer Pictures/Hendrik Heiden)
Quantenphysik und Grabenkämpfe, toxische Typen und mürrische Mörder, Erbschleicherei, Erpressung, Erbsenzähler, und das alles nur wegen "Frau Schrödingers Katze". Gut, dass Bessie Eyckhoff in diesem Chaos einen klaren Kopf behält - und sogar noch Zeit für einen Flirt hat.
Was passiert?
Eigentlich hat es Johanna Schrödinger (Ilse Neubauer) mit ihrem Ruhestand ganz gut getroffen. Sie wohnt in einem schmucken Häuschen am Münchner Stadtrand, ihre rotbraune Katze Pandora ist eine treue Wohngenossin. Wenn da nur nicht die verschlagene Karin Meyer (Lilly Forgách) mit ihrem Mann Michael (Ferdinand Dörfler) wäre. Die Frau gibt vor, Johanna Schrödinger als Haushaltshilfe zu unterstützen, tatsächlich aber ist sie hinter der millionenschweren Villa der Rentnerin her. Als die Katze der alten Dame verschwindet, ist das der Auftakt zu einer Verkettung von tragischen Ereignissen, die allesamt schicksalhaft ineinander verwoben sind.
Dass in dieses dunkle Knäuel schließlich nach und nach, zudem mit viel Geduld, Licht gebracht wird, ist der Verdienst von Elisabeth "Bessie" Eyckhoff (Verena Altenberger). Die junge Polizistin muss sich in ihrem neuesten Fall nicht nur mit den Mackern auf ihrem Revier herumschlagen, auch die in den Fall verwickelten Typen sind veritable Pappnasen. Einziger Lichtblick ist der junge Physiker Adam Millner (Camill Jammal), mit dem Bessie sich über den Fall austauscht und mit dem es unüberhörbar knistert.
Worum geht es wirklich?
"Solange wir nicht in die Kiste schauen, ist die Katze sozusagen tot und lebendig zur gleichen Zeit. Erst wenn wir in die Kiste schauen, zwingen wir quasi das Universum zu einer Entscheidung", sagt Millner an einer Stelle des Films und umschreibt damit die Metaebene des Falles. Nicht allein die Katze der Frau Schrödinger steht im Zentrum des Falles, es liegt dem Geschehen auch ein quantentheoretisches Experiment zugrunde, dessen komplexe Offenlegung an dieser Stelle - nicht nur theoretisch - zu arg spoilern würde.
Wegzapp-Moment?
Außer der Tatsache, dass man Typen wie Amtskollege Dennis Eden (Stephan Zinner) gern mal den mittäglichen Leberkäse ins Gesicht drücken möchte, gibt es keinen Grund, die Fernbedienung zwischen 20.15 Uhr und 21.45 Uhr zur Hand zu nehmen.
Wow-Faktor?
Wieder einmal - natürlich - Verena Altenberger, deren Darstellung der Bessie Eyckhoff wie gewohnt überzeugt, in einem scheinbar mühelos in der Waage gehaltenen Kräfteverhältnis zwischen Empathie, Coolness und Herzenswärme. Großartig zudem, wie Autor Clemens Maria Schönborn und Regisseur Oliver Haffner einen Plotgedanken, für dessen Ausformulierung ein abgeschlossenes Quantenphysik-Studium sicher hilfreich wäre, zur Grundlage einer Geschichte machen, die bei aller Theoretisierei dennoch nicht verkopft oder übermäßig konstruiert wirkt.
Wie war's?
8,5 von 10 Punkten - a bisserl mehr Tempo könnt' er haben, der "Polizeiruf" aus Minga, ansonsten aber passd's scho.
Quelle: ntv.de