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"Polizeiruf 110" im Schnellcheck Alles kein Hexenwerk

Im "Polizeiruf 110" geht es diesmal ziemlich verhext zu.

Im "Polizeiruf 110" geht es diesmal ziemlich verhext zu.

(Foto: MDR / filmpool fiction / Conny Klein)

Der sonntägliche Gruselkrimi-Monat im Ersten geht am Abend vor Halloween in die letzte Runde. Diesmal reist Kommissarin Doreen Brasch in eine Art Zwischenwelt, den Harz. "Hexen brennen" tänzelt zwischen Pimmel-Sprüchen, Folterwerkzeugen und Beschwörungsgesängen.

Was passiert?

In Thalrode, am Fuße des Brockens, wird am Tag nach Halloween eine Leiche entdeckt. Die völlig verkohlte Tote liegt in einem qualmenden Scheiterhaufen und weist Foltermerkmale auf, die von Schmerzenswerkzeugen aus dem Mittelalter stammen. Tanja Edler, das finden Kommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und ihr Team schnell heraus, war erst anderthalb Jahre zuvor aus Berlin in die Harzer Heimat zurückgekehrt. Ihre Mutter Stefanie Edler (Gabriela Maria Schmeide) führt einen Gastronomie-Betrieb und ist eigentlich reif für die Rente, Sohnemann Reiko (Pit Bukowski) jedoch schwächelt, was die kompetente Übernahme des arbeitsintensiven Unternehmens angeht.

Um einiges mysteriöser scheint Tanjas Verbindung zu einem Hexenkreis zu sein, einem sogenannten "Coven". Die Frauen treffen sich am Berg, singen gemeinsam beschwörendes Liedgut und sind vor allem den Männern im Dorf ein Dorn im biergetrübten Auge. Unter der Ägide von Dr. Petersen (Michael Schweighöfer) treffen sich die gefrusteten Kerle bei Pils und Kräuterschnaps und trinken sich den Frust von der Seele. Ist einer von ihnen der Mörder? Oder doch vielleicht Buchladen-Besitzer Paul Kopp (Helgi Schmid), der nicht nur einiges an entsprechender Literatur, sondern auch diverse Reliquien aus der Inquisitionszeit in seinen Regalen liegen hat?

Worum geht es wirklich?

Schauspieler Pit Bukowski - vor Kurzem erst im "Tatort" zu sehen - ist wieder mit von der Partie.

Schauspieler Pit Bukowski - vor Kurzem erst im "Tatort" zu sehen - ist wieder mit von der Partie.

(Foto: MDR / filmpool fiction / Conny Klein)

#metoo im schönen Harz, Geschlechterkampf am Brocken, Pimmel-Fraktion versus moderne Hexen - Autor Wolfgang Stauch und Regisseurin Ute Wieland stricken aus dem großen Emanzipations- und Unterdrückungsthema eine durchaus stimmungsvolle "Polizeiruf 110"-Fabel zwischen Samhain und Halloween. Die letzten Stündlein des Patriarchats haben geschlagen, das merkt man(n) selbst in dieser abgeschiedenen Parallelwelt. Dass sich die Frauen sinnlich ausgerechnet dorthin begeben, wo die Kerle herkommen - ins Mittelalter nämlich - ist wohl der gruselkompatiblen Süßes-oder-Saures-Saison geschuldet.

Wegzapp-Moment?

"Wir sind gern mal unter uns", so lautet die Devise am Stammtisch der Dorfmänner. Das könnt ihr auch gern bleiben, möchte man ihnen zurufen und im Vorbeigehen die Biertulpen vom Tisch wischen. Doc Petersen und seine Bande sind ein fürwahr unappetitlicher Haufen - "Wir haben alle einen Pimmel" -, den man sich nicht mal mit einem Hektoliter Freibier schöntrinken könnte.

Wow-Faktor?

Die Kulisse von "Hexen brennen" verhält sich zu einem wirklichen Gruselstreifen ungefähr so wie Karl-May-Festspiele zu Sergio Leone, dafür ist das Personal jedoch schmuck zusammengestellt. Die "Shining"-Schwestern, der linkische Bücherwurm, dazu Pit Bukowski - nach dem "Tatort: Leben Tod Ekstase" aus Wien bereits sein zweiter Sonntagsdienst in diesem Monat - als missratener Sohn, Gabriela Maria Schmeide als leidgeprüfte Mutter Edler, Birgit Berthold, die weiß, wie man beleidigte Leberwürste mit eigenen Waffen schlägt, eine Top-Besetzung.

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Wie war's?

Fünf von zehn Kürbissen - für einen Gruselkrimi etwas zu brav, für Patriarchats-Bashing letztlich ein wenig zu schratig.

Quelle: ntv.de

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