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Der "Polizeiruf" im Schnellcheck Altenbergers Abschied ist großes Kino

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Feiert ihren Abschied vom "Polizeiruf": Verena Altenberger als Kommissarin Eyckhoff (M.).

Feiert ihren Abschied vom "Polizeiruf": Verena Altenberger als Kommissarin Eyckhoff (M.).

(Foto: BR / Amalia Film / Dragonbird Films / Sabine Finger)

Nach nur sechs Folgen macht Verena Altenberger mit dem Münchner "Polizeiruf" Schluss - aus eigenem Antrieb und "wenn es am schönsten ist". In ihrer letzten Ermittlung steckt die Kommissarin mit dem Faible für abseitige Fälle sich selbst und ihre Zuschauer mit "Paranoia" an.

Was passiert?

Erst werden die Rettungssanitäter Sarah (Marta Kizyma) und Carlo (Timocin Ziegler) bei einem Einsatz verfolgt, dann wird ihr Krankenwagen in eine andere Münchner Klinik umgeleitet - und am nächsten Tag ist die Frau, die die beiden mit schweren Stichverletzungen eingeliefert haben, spurlos verschwunden. Das behauptet jedenfalls Sarah, die mit einer mysteriösen Videokassette im Gepäck bei Carlo auftaucht und seine Hilfe sucht. Der glaubt ihr indes kein Wort, wittert Psychoterror und will Sarah aus seiner Wohnung und seinem Leben schmeißen: Die beiden waren früher ein Paar, die liebeskranke Sarah hat in ihrer Verzweiflung offenbar schon mehrfach Geschichten erfunden, um ihn an sich zu binden.

Kurz darauf treffen Kommissarin Eyckhoff (Verena Altenberger) und ihr Kollege Eden (Stephan Zinner) vor Carlos Wohnung ein, die zwischenzeitlich zum Tatort geworden ist. Der Rettungssanitäter wurde erstochen: Sarah selbst hat die Polizei gerufen und behauptet, der Mörder der Verschwundenen habe wieder zugeschlagen. Eyckhoff zweifelt an der Glaubwürdigkeit der unter offensichtlicher Verfolgungsangst leidenden Sanitäterin, bleibt aber an einem Detail hängen: Sarahs Täterbeschreibung passt erstaunlich gut zur Schilderung eines Zeugen in einem anderen Mordfall, der in der vorigen Nacht begangen wurde. Die Kommissare müssen sich entscheiden, ob sie einer verwirrten Mörderin oder einer ganz großen Verschwörung auf der Spur sind.

Worum geht es wirklich?

Sarah (Marta Kizyma) hat Paranoia und eine Pistole: schlechte Kombination.

Sarah (Marta Kizyma) hat Paranoia und eine Pistole: schlechte Kombination.

(Foto: BR)

Um einen außergewöhnlichen Abschlussfall für Verena Altenberger, die den Münchner "Polizeiruf" schon nach sechs starken Folgen - geplant und "wenn es am schönsten ist" - verlässt. "Paranoia" ist der Kommissarin mit dem Faible für abseitige Fälle dabei auf den Leib geschrieben: Der Film spielt so geschickt mit den Perspektiven seiner Protagonisten, dass schon nach kurzer Zeit die Grenze zwischen Realität und Einbildung verschwimmt, und zwar auch und vor allem beim Zuschauen.

Wegzapp-Moment?

Regisseur Tobias Ineichen beweist einen fast untrüglichen Riecher für die schwierige Gratwanderung, wie weit er glaubwürdige Absurditäten à la David Lynch treiben darf, ohne dabei ins Lächerliche zu kippen. Der setzt nur einmal für ein paar Sekunden aus, als Kommissarin Eyckhoff einen autonomen Mähroboter streichelt, dem vor Entzücken fast die Schaltkreise durchbrennen.

Wow-Faktor?

Durchgehend sehr hoch, weil die Stimmung innerhalb von Sekunden von beklemmend und hochspannend zu absurd komisch und wieder zurück wechselt. Besonders erwähnenswert sind an dieser Stelle aber eine herrliche "Verfolgungsjagd" über ein Gerüst, an deren Ende die beiden Kommissare wegen Höhenangst gerettet werden müssen, inklusive buchstäblicher Nahtoast-Erfahrung. Und die Szene, in der die paranoide Sarah bei ihrer Schwester einfällt, weil die als einzige noch einen Videorekorder besitzt - und dann vor einem versammelten Kindergeburtstag ein veritables Foltervideo abspielt.

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Wie ist es?

9,5 von 10 Punkten. "Paranoia" ist für Verena Altenberger ein gewaltig guter Abschied von der "Polizeiruf"-Bühne und richtig großes Kino im Sonntagabendprogramm. Einen halben Punkt Abzug gibt es aus Solidarität mit all den Zuschauern, die das offene Ende unbefriedigt zurücklässt.

Quelle: ntv.de

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