Der "Tatort" im Schnellcheck Diamantenfieber
13.04.2024, 15:57 Uhr Artikel anhören
Carol Schuler als Kommissarin Tessa Ott, Dariusz Holzer als Tierpfleger Mario Fuchs.
(Foto: SRF/Sava Hlavacek)
Mit einem toten Schimpansen fängt es an, dann es geht Schlag auf Schlag: Wer die Züricher "Tatort"-Filiale in den vergangenen Jahren als etwas schläfrig empfand, wird jetzt eines Besseren belehrt: "Von Affen und Menschen" ist wendungsreich und angemessen chaotisch erzählt.
Was passiert?
Wo ist Tarzan, wenn man ihn braucht? Im Zürcher Zoo liegt ein ermordeter Schimpanse im Gehege. Tierische Tote, nicht eben das Kerngebiet von Tessa Ott (Carol Schuler) und Isabelle Grandjean (Anna Pieri-Zuercher), dennoch nehmen sich die beiden des Falles an. Ehe sie es sich versehen - und noch bevor das Publikum zum zweiten Mal in die Chipstüte gefasst hat - gibt es drei weitere Tote und damit einen Fall, der sich schneller zum Kapitalverbrechen entwickelt hat, als man "Banane" sagen kann. Dass Vollmond herrscht, macht die Sache nicht eben leichter. Ott und Grandjean leiden unter chronischer Schlaflosigkeit, würden das sonnenbebrillte Haupt viel lieber zur Ruhe betten, als beinahe rund um die Uhr zu ermitteln.
Doch es gibt natürlich jede Menge zu tun, was zunächst einmal das Publikum vorgeführt bekommt, während Ott und Grandjean noch verzweifelt nach einem roten Faden suchen. Da sind die Zwillingsschwestern Aileen und Nicole (in beiden Rollen großartig, in der einen länger als in der anderen: Sarah Viktoria Frick), der etwas zu gut gelaunte Tierpfleger Widmer (Tommi Zeuggin), Muskelmann Merz (Dardan Sadik) und die undurchsichtige Juwelierin Rosi Bodmer (Heidi Maria Glössner), die wiederum auch mit dem Zoo kollaboriert. Klingt vertrackt? Ist es mit Sicherheit auch.
Worum geht es wirklich?
Man kann es kaum übersehen: Die Zürcher Stefan Brunner und Lorenz Langenegger, die geistigen Väter von Ott und Grandjean, flirten mit den Coen-Brüdern. Oder der besser gesagt adaptieren sie jene Plot-Mechanismen, die man vielleicht nicht allzu regelmäßigen Reality-Checks unterziehen sollte, die in ihrem temporeichen "Lauf der Dinge" (das wiederum klärt sich im Lauf des Falles) bestens zu unterhalten wissen. Kaum ein Zufall, dass "Von Menschen und Affen" eine Nominierung für den Fernsehkrimipreis beim Deutschen Fernsehkrimifestival in Wiesbaden verbuchen konnte.
Wegzapp-Moment?
Nicht so wirklich vorhanden. Ob es den dösigen Running Gag mit dem Schlafentzug gebraucht hätte, sei dahingestellt. Auch das etwas flapsige Handling des versuchten Methadonentzugs von Tessa Otts Mitbewohner Charlie hat temporäre Schieflage, ansonsten aber bleibt beim temporeichen Geschehen kaum Zeit, sich mit so profanen Dingen wie Um- oder Ausschalten zu beschäftigen.
Wow-Faktor?
Ebenso wie das Tempo: über weite Strecken hoch.
Wie war's?
7,5 von 10 Punkten - ein tierisches Vergnügen, nicht vollends sattelfest, aber durchweg kurzweilig.
Quelle: ntv.de