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Nach Bönischs Tod in Dortmund Doppelter Hartmann, starker "Tatort"

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Hat mit dem Tod seiner geliebten Kollegin zu kämpfen: Kommissar Faber (Jörg Hartmann).

Hat mit dem Tod seiner geliebten Kollegin zu kämpfen: Kommissar Faber (Jörg Hartmann).

(Foto: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas Kost)

Zehn Jahre Trauerarbeit machen etwas mit einem Menschen, sogar mit einem halb wahnsinnigen TV-Ermittler. Weil man dann aber doch manchmal den alten Faber vermisst, freut man sich sogar kurz über den Tod seiner geliebten Kollegin.

Als Peter Faber im September 2012 die Dortmunder "Tatort"-Mordkommision übernimmt, ist der Mann ein echtes Wrack: Frau und Kind waren kurz zuvor bei einem Autounfall gestorben (ermordet, wie sich später herausstellen sollte), seine ohnmächtige Antwort darauf ist eine selbstmörderische Mischung aus rasender Wut und Selbstzerstörung. Jörg Hartmann spielte den gebrochenen Kommissar damals so meisterlich, dass man den Schmerz beim Zuschauen tatsächlich mitfühlen konnte.

Über die Jahre hinweg legte sich Fabers Wut allmählich, dank Ermittlerkollegin Marina Bönisch (Anna Schudt) und der horizontalen Erzählweise - sprich der vergangenen Zeit, die alle Wunden irgendwann heilt. Der allmählichen Entwicklung des Ermittlers zum Besseren zusehen zu können, war spannend anzusehen und nur konsequent. Aber manchmal wünschte man sich dann eben doch den wahnsinnigen und völlig unberechenbaren Kommissar von früher zurück. Schudts "Tatort"-Ausstieg durch Bönischs Tod in Fabers Armen bot dafür die perfekte Gelegenheit.

"Ein Potpourri der ambivalentesten Gefühle, zu Beginn überdeckt von Zorn und Hass", beschreibt Hartmann die Gefühle seiner Filmfigur im neuen Film. "Nichts wäre für mich unerträglicher gewesen, als nach dem Tode Martinas einfach weiterzumachen, so als wäre nichts geschehen. Ich glaube, auch die Zuschauerinnen und Zuschauer hätten uns das nie verziehen." Stattdessen bekommen die in "Du bleibst hier" ihren Faber von früher zurück, zumindest für eine Zeit: Der Ermittler rennt wie irrsinnig gegen den Schmerz an, steht nachts mit irrem Blick im Schnee an einem Speicherbecken herum und brüllt die Kollegin zusammen, die es wagt, an Bönischs altem Schreibtisch zu sitzen.

Echte Trauerarbeit im "Tatort"?

Zwei Fabers im Untergrund: So sieht eine Familienzusammenführung im Dortmunder "Tatort" aus.

Zwei Fabers im Untergrund: So sieht eine Familienzusammenführung im Dortmunder "Tatort" aus.

(Foto: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas Kost)

"Die Idee, die Figuren, das Setting, der ganze Plot, das alles kam von Jörg Hartmann", lobt Autor Jürgen Werner den Schauspieler. Das Drehbuch für den aktuellen Fall haben die beiden zusammen geschrieben, auch wenn Werner über Hartmann sagt: "Es ist sein Film. Seine Kreativität, sein Herz und seine Seele stecken in jeder Szene und jedem Dialog." Wer wie viel und was geleistet hat: egal. Fest steht, dass am Ende ein wahnsinnig stark komponierter Krimi entstanden ist, der trotz aller Ähnlichkeiten zu früher kein bloßes Aufwärmen alter Geschichten und Gefühle ist - was am Wiederauftauchen von Fabers dementem Vater liegt, mit dem er jahrzehntelang keinen Kontakt gehabt hatte.

"Sich nun auch noch mit dem Vater beschäftigen zu müssen, ist für Faber nur ein zusätzliches Problem", sagt Hartmann. "Doch zugleich bringt es ihn zurück ins Handeln. Peu à peu legt diese Begegnung andere Schichten in ihm frei. Er kann gar nicht anders, als dem nachzugehen, es zieht ihn dahin." Ganz offensichtlich ist bei dem Ermittler in den vergangenen zehn Jahren also doch hängengeblieben, wie Trauerarbeit funktioniert. Noch einmal Hartmann, diesmal in seiner Rolle als Autor: "Wichtig war es vor allem, der Trauer um Frau Bönisch, dieser schmerzlichen Leerstelle, dem Verlust - der ja generell Thema des Films ist - genug Raum zu geben. Und so bekommen auch die Figuren ihren nötigen Raum, um zu trauern. Und das Schöne ist, sie schaffen es sogar gemeinsam."

Quelle: ntv.de

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