Der "Tatort" im Schnellcheck Ein hoffnungsloser Fall für Heike Makatsch
23.10.2021, 15:34 Uhr
Ellen Berlinger (Heike Makatsch) und Kollege Martin Rascher (Sebastian Blomberg) ermitteln nach langer Pause wieder.
(Foto: SWR/Bettina Müller)
Dreieinhalb Jahre hat man sich im Ersten Zeit gelassen, bis Heike Makatsch mal wieder als Ellen Berlinger ermitteln darf. Wer sich nun "Blind Date" anschaut, könnte angesichts dieses vermurksten Krimis zu einer nüchternen Erkenntnis kommen: Das hätte gern noch ein bisschen länger dauern dürfen.
Was passiert?
Beim nächtlichen Überfall auf eine Tankstelle wird der Mann an der Kasse erschossen. Das Täter-Pärchen flieht unerkannt auf einem Motorrad, doch es gibt eine Zeugin: Die Jura-Studentin Rosa Münch (Henriette Nagel) war gerade dabei, sich ihre abendlichen Bierchen zu kaufen. Doch so groß die Hoffnung bei Kommissarin Ellen Berlinger (Heike Makatsch) und Kollege Martin Rascher (Sebastian Blomberg) auch sein mag, von der jungen Frau wertvolle Hinweise zu erhalten, so schwierig erweist sich das Verhör: Rosa Münch ist blind.

Viele Hinweise kann Rosa Münch (Henriette Nagel, r.) nicht geben: Sie ist blind.
(Foto: SWR/Bettina Müller)
Während man auf der Wache also zunächst kollektiv im Dunkeln tappt, erfährt der Zuschauer relativ zügig, wer die schlimmen Finger sind, die hier den Tod auf die Tanke brachten: Sophia Hansen (Anica Happich), eine ebenso attraktive wie kaltblütige Kommilitonin Münchs, und ihr ebenso rücksichtsloser Lover Moritz Boldt (Jan Bülow). Die beiden bewohnen eine stylishes Appartment unterm Dach, haben eigentlich genug Geld, aber eben noch mehr Langeweile, die sie sich, neben leidenschaftlichem Sex, mit nächtlichen Raubzügen und sonstigen Eskapaden vertreiben. Alles gerät ins Wanken, als sich Rosa Münch schließlich, vom Gegängel ihres Vaters entnervt, zu einem überraschenden Schritt entscheidet.
Worum geht es wirklich?
Gute Frage, nächste Frage. Aber im Ernst: Plot-technisch warten hier einige Brennpunkte, darunter die häusliche Situation der 24-jährigen Rosa Münch, die sich zunehmend als problematisch erweist. Mindestens ebenso konfliktträchtig ist das Privatleben von Ellen Berlinger, die kaum Zeit findet, für ihre Tochter Greta zu sorgen, und überraschenden Besuch bekommt, der die Dinge gänzlich unvorhergesehen in Bewegung bringt. Und natürlich Sophia und Moritz, jenes kapriziöse Killerpärchen, das über Leichen geht.
Wegzapp-Faktor?
Durchweg hoch. Vor allem, weil die ganzen künstlich hochgejazzten Dramen überhaupt nicht verfangen, zueinander passen, irgendwie erhellt werden. Und dann nennt sich der Fall um eine sehbehinderte, junge Frau auch noch "Blind Date"? Puh.
Wow-Moment?
In einer Szene läuft ein TV-Gerät im Hintergrund, auf dem Bildschirm kurz eine Szene aus "Kamikaze 1989", mit Rainer Werner Fassbinder als versoffenem Kommissar Jansen. Wow! Müsste man mal wieder gucken.
Wie war's?
2 von 10 Punkten - "Wir arbeiten hier auch mit Hoffnung", so lautet der müde Running Gag zwischen Berlinger und Rascher. Allzu viel davon sollte man sich als Zuschauer wohl nicht machen.
Quelle: ntv.de