
Eine Liebe, die keine sein darf: Vicky (Naemi Florez) und Harry (Ludwig Simon).
(Foto: RTL / Stefan Erhard)
Heute startet die sechsteilige RTL+Serie "Das Haus der Träume" im Free TV und entführt den RTL-Zuschauer ins Berlin der 1920er-Jahre. Erzählt werden fiktive Geschichten rund um das reale "Kaufhaus Jonass". Neben neuen Talenten sind auch Stars wie Alexander Scheer und Nina Kunzendorf dabei.
Der jüdische Unternehmer und Kriegsveteran Arthur Grünberg (Alexander Scheer) will Ende der 1920er-Jahre im völlig verarmten Scheunenviertel Berlins das erste Kreditkaufhaus Deutschlands eröffnen. Im "Jonass" an der Torstraße 1 sollen sich auch die kleinen Leute dank Ratenkauf ein paar ihrer Träume erfüllen können, so sein hehres Ziel, dessen Umsetzung jedoch schon aufgrund der Finanzierung nicht so einfach ist.
Neben den geschäftlichen Problemen und dem aufkeimenden Nationalsozialismus haben er und seine Ehefrau Alice Grünberg (Nina Kunzendorf) auch noch mit Eheproblemen zu kämpfen. Zudem tickt ihr Sohn Harry (Ludwig Simon) so ganz anders als der Rest der Familie und schlägt sich als Barpianist die Nächte in Berlin um die Ohren. Für das Familienunternehmen fehlt ihm jegliches Interesse.
Ausgerechnet in ihn verliebt sich die mittellose Vicky Maler (Naemi Florez), die bald als Verkäuferin im "Jonass" zumindest ein bisschen Geld verdienen kann. Als sie erfährt, wer Harry wirklich ist, den sie bis dahin für einen ebenfalls mittellosen Musiker hielt, steht ihre Beziehung auf wackeligen Füßen. Eine Ehe zwischen den beiden ist aus mehreren Gründen undenkbar, obwohl Vicky inzwischen von Harry schwanger ist.
Reales Kaufhaus, fiktive Figuren
Regisseurin Sherry Hormann, Kameramann Christian Pirjol und Lichtgestalter Matthias Beier liefern tolle Bilder von detailverliebt gekleideten Menschen in aufwendigen Kulissen und schaffen so immer wieder eine besondere Atmosphäre. Einiges an Ausstattung entstand am Rechner, anderes wurde eigens in Görlitz nachgebaut. So war das "Jonass" für die Dreharbeiten in einem dort leerstehenden Kaufhaus aus dem Jahr 1913 beheimatet.

Ungewollte Dreiecksbeziehung: Alice (Nina Kunzendorf), Arthur (Alexander Scheer) und Ilsa (Valery Tscheplanowa, v.l.)
(Foto: RTL / Stefan Erhard)
Und das "Jonass" gab es wirklich, wenngleich über seine Historie in den Anfangstagen nur wenig dokumentiert ist. Gegründet wurde es 1929, diente nach der Enteignung der jüdischen Eigentümer zunächst als Zentrale der Hitlerjugend und später als Sitz der SED. Heute ist in dem Gebäude der elitäre Privatclub Soho House untergebracht, in den auch gerne mal Promis wie George Clooney und Madonna einkehren, wenn sie in der Stadt sind.
Als lose Vorlage für die Drehbücher zu "Das Haus der Träume" diente der 2012 erschienene Roman "Torstraße 1" von Sybil Volks, wenngleich das Team um Headautorin Conni Lubek für die Serie vieles neu interpretiert, dazu erdacht und angepasst hat. Logisch, denn das Buch deckt immerhin ganze acht Jahrzehnte ab, von denen die 20er nur einen Bruchteil darstellen.
Nobler Glanz vs. Dreck und Elend
Den Serienmachern ist es gelungen, das Berlin der Weimarer Republik von seinen unterschiedlichen Seiten zu beleuchten. Nobler Glanz und schöner Schein bei den gutsituierten Kaufleuten und Bankern der Stadt, bei denen Grünberg um finanzielle Hilfe betteln muss. Armut, Dreck und Elend im Scheunenviertel, in dem auch Vicky und ihre Freundin Elsie leben. Zerstreuung finden die Jungen und Armen im Nachtleben Berlins, in dem Drogen, Alkohol und Sex zumindest für ein bisschen Ablenkung und Freude sorgen.
Und nicht nur die Kulissen lassen eine authentisch anmutende Zeitreise zu, auch die Kostüme tun ihr Übriges. Ganze 5000 sollen es insgesamt gewesen sein. Für ein ganz besonderes Kleid konnte Modedesigner Guido Maria Kretschmer gewonnen werden. Dass 26 Millionen Euro Budget in dieser Serie stecken, deren zweite, bereits abgedrehte Staffel später in diesem Jahr starten soll, ist daher nicht zu übersehen.
Ein Cast, der überzeugt

(Foto: RTL / Stefan Erhard)
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Dabei wurde beim Cast nicht einmal ausschließlich auf große Namen gesetzt. Alexander Scheer, Nina Kunzendorf und der den jüdischen Geschäftsmann Carl Goldmann mimende Samuel Finzi gehören natürlich schon zu den gefragtesten Gesichtern Deutschlands. "Gundermann"-Darsteller Scheer spielt Arthur Grünberg gerade in ruhigen Momenten mit viel Tiefgang. Nina Kunzendorf ist als Alice Grünberg eine beeindruckende Persönlichkeit mit Eleganz, der eine berührende Melancholie innewohnt.
Es sind aber die eher unbeschriebenen Blätter Naemi Florez, Ludwig Simon und Amy Benkenstein, die den Mittelpunkt des jüngeren Geschehens bilden und diese Aufgabe mit viel Leichtigkeit und Spielfreude erfüllen. Es macht Spaß, ihnen allen dabei zuzuschauen, wie sie versuchen, trotz aller widrigen Umstände das Beste aus ihrem Leben herauszuholen, auch wenn sie dabei immer wieder scheitern.
Mit "Das Haus der Träume" hat RTL genau die richtige Serie in petto, um in den trüben Herbst zu starten. Und wenn dann die Heizung aus Kostengründen kalt bleiben muss, wärmen den Zuschauer zumindest die Geschichten über das reale Kaufhaus und seine fiktiven Angestellten ein wenig von innen.
Die ersten drei Folgen der ersten Staffeln von "Das Haus der Träume" laufen am 20. Dezember ab 20.15 Uhr bei RTL, die letzten drei Folgen werden am 21. Dezember ab 20.15 Uhr ausgestrahlt. Zeitgleich startet auf RTL+ die zweite Staffel. Dort sind dann alle Folgen der Serie abrufbar.
Quelle: ntv.de