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Schlechte Laune im "Tatort" Grantler sind keine Hater

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Kein einfacher Mann: Hackl (Burghart Klaußner).

(Foto: BR/Tellux Film GmbH/Hendrik Heiden)

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Es gibt in Deutschland gleich mehrere Regionen, die mit einem gewissen Stolz auf ihre schlechtgelaunten Einwohner blicken: Berliner sind pampig, Franken brummelig. Und die Bayern haben ihre Grantler - nur nicht mehr so viele davon.

Johannes Bonifaz Hackl (Burghart Klaußner) ist ein Bayer wie aus dem Bilderbuch: Auf seinem Kopf trägt er einen Seppelhut, an den Beinen die krachlederne Kniebundhose. Und das nicht etwa nur zum folkloristischen Angeben auf dem Oktoberfest, sondern im Alltag. Wäre da nicht Hackls riesige Wut auf die modernen Zeiten, die er schon lange nicht mehr versteht, der Mann wäre der Traum jeder Tourismusabteilung. Weil es die aber gibt und Hackl ihr in gewalttätigen Ausbrüchen freien Lauf lässt, wird der geborene Grantler zum Hauptverdächtigen in einem Mordfall.

Zumindest des Mordes ist der Mann aus dem gleichnamigen Münchner "Tatort" am Ende unschuldig. Aber bis die Zuschauer das wissen, zeichnet der Krimi 90 Minuten lang das spannende Porträt eines Menschen, bei dem man beim Zuschauen immer zwischen Mitgefühl und Abscheu hin- und herpendelt. "Ihn zu charakterisieren fällt schwer, ihn zu spielen leichter", versucht Hackl-Schauspieler Burghart Klaußner seine Rolle zu fassen. "Und vielleicht ist es auch die bessere Art, ihn zu begreifen: Seine Einsamkeit, seine Wut und Verletzlichkeit, sein grimmiger Humor und seine bayrische Anarchie - Hut ab vorm Hackl!"

"Grant hat viele Facetten"

Über die schillernde Ambivalenz, die Klaußner beschreibt und die in "Hackl" auf die Spitze getrieben wird, hat der Journalist Thomas Grasberger ein ganzes Buch geschrieben: "Grant - Der Blues des Südens" heißt es. "Wenn man die Bedeutung von Grantler eng fasst, dann ist es dieser griesgrämige alte Mann, der an allem etwas auszusetzen hat und vor sich hinschimpft", sagte Grasberger schon vor einigen Jahren in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". "Aber wenn man den Begriff weiter fasst, dann geht es eben nicht nur um schlechte Laune. Der Grant ist manchmal traurig und düster, manchmal lustig, spöttisch und derbleckend, dann wieder renitent, wütend und auftrumpfend. Grant hat viele Facetten."

Und viele Vorbilder: Der Komiker Karl Valentin war ein begnadeter Grantler, genau wie Meister-Eder-Darsteller Gustl Bayrhammer oder, etwas zeitgenössischer, Kabarettist Gerhard Polt. Aber auch der hat mittlerweile 80 Jahre auf dem Buckel: Ist der Grantler, dieser urbayrische Phänotyp ("es heißt bairisch", würde Grasberger jetzt wohl schimpfend einwerfen) etwa ein aussterbendes Exemplar?

"Mir scheinen die Grenzen zwischen 'Grantlern' und 'Hatern' zunehmend fließender und diese Strömung zu kontrollieren, immer schwieriger", sagt Dagmar Gabler dazu, die das Drehbuch für den aktuellen "Tatort" geschrieben hat. In ihren Augen gibt es allerdings einen großen Unterschied: Der Grantler wird "auch von Zumutungen und Bevormundungen generiert und hat seine Berechtigung. Darüber hinaus hat er Unterhaltungswert - aus gutem Grund ist Bayern auch stolz auf seine Grantler.

Quelle: ntv.de

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