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Der "Tatort" im Schnellcheck Irgendwas mit Mafia

Wenn Fische sprechen könnten ...

Wenn Fische sprechen könnten ...

(Foto: WDR/Thomas Kost)

Ein ermordeter Anwalt, ein aufbrausender Italiener, Boernes große Liebe und zwei verwaiste Goldfische - in Münster heißt es zum 20-jährigen Jubiläum "Ein Freund, ein guter Freund". Ein Krimi, ein guter Krimi ist es leider nicht geworden.

Was passiert?

Am Anfang stehen die Zeichen auf Abschied. Strafverteidiger Friedhelm Fabian (Jan Georg Schütte) und seine Ehefrau Veronika (Proschat Madani) wollen nach Guatemala auswandern und begehen diesen Schritt ins neue Leben mit einer großen Party, als Redner auf dem Programmzettel der gediegenen Feier: Prof. Dr. Karl-Friedrich Boerne (Jan-Josef Liefers). Der ist nicht nur freundschaftlich involviert, bei der schönen Veronika handelt es sich um seine ewige, große Liebe, unerfüllt und unvergessen.

Schon zu Schulzeiten war Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) ihr verfallen. Doch Veronika (Proschat Madani) entschied sich für einen anderen Mann.

Schon zu Schulzeiten war Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) ihr verfallen. Doch Veronika (Proschat Madani) entschied sich für einen anderen Mann.

(Foto: WDR/Martin Valentin Menke)

Während hier jedoch die Gläser klingen, wird es für einen juristischen Kollegen von Fabian äußerst eng. Anwalt Weber (Hadi Khanjanpour) hat Besuch von Nino Agostini (Claudio Caiolo), einem seiner Klienten. Der ist nicht nur ein brandgefährlicher Mafioso, sondern leider auch noch unzufrieden mit Webers Arbeitseifer. Jeder weiß: Wer die Mafia gegen sich hat, trägt womöglich bald Schuhe aus Beton oder bekommt einen zweiten Bauchnabel verpasst. Wenig überraschend, dass Weber am nächsten Tag tatsächlich erschossen in seinem Büro liegt, während das Wasser aus seinem Aquarium in den Teppich sickert. Die Goldfische haben alles mit angesehen, Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) nützt das natürlich wenig. Als Friedhelm Fabian schließlich entführt wird, erlebt der Fall eine neue Wendung - und bei Boerne kommen die Gefühle in Wallung.

Worum geht es wirklich?

Natürlich um Boerne und Thiel, wie immer. "Ich glaube, die größte Herausforderung beim 'Tatort' aus Münster ist es, die Balance zwischen Krimi und Komödie zu finden", weiß Regisseurin Janis Rebecca Rattenni um das Münster-Mantra. Leider hat Drehbuchautor Benjamin Henssler ihr dafür nicht eben die ideale Vorlage geliefert. Der Fall selbst wird spätestens in der zweiten Hälfte pappig wie überkochte Spaghetti, zudem sind die Gags auf Länge nicht "al dente", sondern oft zahnlos und nachlässig getimed.

Wegzapp-Moment?

Boerne als Festredner, der über masturbative Höhepunkte parliert, bei denen die Gastgeberin eine entscheidende Rolle spielt - gleich zu Beginn ist der Fremdschämfaktor hoch, das Wegzapp-Potenzial aus dem Stand ebenfalls.

Wow-Faktor?

Optisch ist "Ein Freund, ein guter Freund" eine ansehnliche Sause. Wer zum Stilmittel Split Screen greift, ist zunächst einmal auf der geschmackvollen Seite unterwegs. Nur müsste sich dann auf dem geteilten Bildschirm - in den 60er- und 70er-Jahren durch Klassiker wie "Thomas Crown ist nicht zu fassen", "Woodstock" und "Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All" populär geworden - auch Entscheidendes, Erhellendes, kurzum Spannendes tun. Das ist in Münster leider nicht der Fall.

Wie war's?

Zwei von zehn Punkten - ein exaltierter Mafioso macht noch keinen "Paten" und ein Split Screen keinen "Thomas Crown", anders gesagt: molto noioso.

Quelle: ntv.de

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