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Wächst Spargel jedes Jahr? Junger Comedian macht Jauch fertig

Das lief nicht so ganz rund: Marvin Hoffmann (l.) bei Günther Jauch.

Das lief nicht so ganz rund: Marvin Hoffmann (l.) bei Günther Jauch.

(Foto: RTL / Stefan Gregorowius)

In Jauchs Hirn tobt ein Kampf der Generationen. Die älteste WWM-Kandidatin fordert Altersbonus und erzählt Fritzchen-Witze. Ein junger Komiker raubt ihm den letzten Nerv. Die mumifizierte Orange ist dann nur noch die Kirsche auf der Sahne.

Irgendwie war diese Ausgabe von "Wer wird Millionär?" für jeden Zuschauer irgendwann mal cringe. Aber das machte ihren besonderen Charme aus. Am Montagabend prasselten auf Günther Jauch derart verschiedene Persönlichkeiten ein, dass der Moderator im Vorweihnachtsstress aus dem Tritt geriet. Erst verdoppelte er einen Gewinn spontan, dann bürgerte er einen Kandidaten in die Niederlande aus. "Unser Comedian hat mich fertiggemacht", rechtfertigte sich der Gastgeber. Am Anfang aber stand die Wiedersehensfreude mit Renate Muddemann.

Die 83-Jährige aus Steinfurt feierte sich bei ihrer Rückkehr erst mal standesgemäß selbst als "Queen von Westfalen". Die älteste Kandidatin der WWM-Geschichte konnte sogleich Kapital aus ihrem hohen Alter schlagen und "Souvenirs" als Liedtitel Bill Ramsay zuordnen. "Wir beide sind die Einzigen im Raum, die sich daran erinnern, wann das Nummer eins in den Charts war: 1959", meinte Jauch. Einen mittelprächtigen Witz über Fritzchen und Onkel Hermann später (Muddemann räumte ein: "Das ist noch steigerungsfähig") sollte die Kandidatin für 16.000 Euro wissen, was sich oft durch eine sogenannte Aura ankündigt: Migräne, Sonnenbrand, grauer Star oder Muskelkater. Die forsche Seniorin nahm den 50:50-Joker und schickte gleich eine Anweisung an die Regie hinterher.

Aldi hilft ältester WWM-Kandidatin

"Grauer Star muss weg und Sonnenbrand muss weg", forderte sie angesichts der beiden Antworten, die sie ausgeschlossen hatte. "Das hilft Ihnen doch nichts", gab Jauch zu bedenken. Die Replik fiel Muddemann-typisch aus: "Dann müssen Sie einen Altersbonus geben und drei wegmachen." In der folgenden Runde konnte sich die Kandidatin auf ihrem Zusatzjoker verlassen. Der IT-Spezialist von Aldi Süd wusste, dass französischer Champagner in Russland nur noch als Schaumwein verkauft werden darf, während ausschließlich heimische Erzeugnisse das Qualitätsprädikat "Champagner" tragen dürfen.

Renate Muddemann hatte auf jeden Fall ihren Spaß.

Renate Muddemann hatte auf jeden Fall ihren Spaß.

(Foto: RTL / Stefan Gregorowius)

"Kann ich Ihnen vertrauen?", zeigte sich Muddemann misstrauisch. "Aldi verfügt über umfängliche Marktkenntnisse", beruhigte sie Jauch. Auch in der letzten Runde hätte die 83-Jährige lieber auf ihren Helfer gehört. Der Schwiegersohn ihrer Schwiegertochter tippte als Telefonjoker korrekt darauf, dass die Gelben Engel vom ADAC am häufigsten wegen defekter Autobatterien ausrücken müssen. Muddemann hingegen hatte mal wieder ihren eigenen Kopf. "Ich bin mir sicher: leerer Tank. Schöne Schiete", haderte sie und stieg vorsichtshalber mit 32.000 Euro aus.

Nicht nur Jauch fand: Da wäre irgendwie mehr drin gewesen. "Sie gehen in unser 'Wer wird Millionär?'-Rekordbuch ein: Renate Muddemann, mit 83 Jahren die älteste Gewinnerin mit 64.000 Euro", verabschiedete Jauch die Kandidatin. Die korrigierte ihn umgehend: "32.000!", und meinte: "Herr Jauch, ich wusste gar nicht, dass Sie so spendabel sind." Der Gastgeber fasste sich an den Kopf und gab zu: "Ich muss auch dringend in ein Wellness-Hotel." Diese Erkenntnis dürfte sich im Laufe der Sendung verstärkt haben. Passend zur Auswahlfrage zu Begriffen aus der Jugendsprache (lost, sus, cringe, sheesh) kam anschließend der 24-jährige Marvin Hoffmann aus Köln auf den heißen Stuhl.

Jauch: Spargel nur in Schaltjahren

Der Stand-up-Comedian ("Ich laber Sachen auf der Bühne, die ich witzig finde") stolperte bereits über die 1000-Euro-Frage. Welche rund 650.000 Menschen hatten im Herbst 2021 eine vom Innenminister unterzeichnete Urkunde erhalten? Hoffmann schwankte zwischen Wahlhelfern und Erntehelfern. Aber was könnten Letztere geerntet haben? "War Spargel dieses Jahr?", fragte der 24-Jährige. Spätestens da schwante Jauch vermutlich nichts Gutes für den weiteren Verlauf der Sendung. "Spargel überlegt sich das immer, kommt nur in Schaltjahren raus. Deshalb ist er so teuer", spielte er mit.

Claus Ropers war mit 64.000 Euro der Gewinner des Abends.

Claus Ropers war mit 64.000 Euro der Gewinner des Abends.

(Foto: RTL / Stefan Gregorowius)

Nicht so richtig punkten konnte der Mitarbeiter eines Escape Rooms auch mit Jauchs uralter Autogrammkarte, die mal ein Besucher vergessen hat. "Um Gottes Willen", entfuhr es dem Moderator angesichts des Fotos, das gefühlt von seinem ersten Führerschein stammte. Er schätzte das Alter des Andenkens auf 30 bis 35 Jahre - "denn ich sah mit um die 30 immer noch aus wie ein Schülerzeitungsredakteur - wenn es gut lief". Hoffmann hätte Jauch das Relikt gern geschenkt. Aber schneller hat man den RTL-Moderator selten ein Präsent ablehnen sehen.

Drei Runden und eine jugendlich-unbedarfte Aussage später ("Ich hab mal einen Kinderfilm gesehen - nicht 'Frozen'") freute sich Hoffmann wie seine Vorgängerin über 32.000 Euro. Jauch aber blieb auf der Hut. Denn der dritte Kandidat des Abends, Claus Ropers, legte erst mal einen der ungewöhnlichsten Glücksbringer der WWM-Historie aufs Pult: eine zehn Jahre alte Orange aus der Mensa der Universität Göttingen. Der Physikprofessor aus Bovenden in Niedersachsen (nicht in den Niederlanden) brachte einen extra trockenen, norddeutschen Wissenschaftshumor in die Sendung. "Ich bin total happy", meinte Ropers an einer Stelle - sein Gesichtsausdruck hätte auch zur komplett gegenteiligen Emotion gepasst.

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Der Kandidat fiel zudem durch seine Strategie aus dem Rahmen. "Eine interessante Mischung", attestierte ihm Jauch. Ropers hob sich nämlich den Publikums- und den Zusatzjoker für den Schluss auf. Die Rechnung ging auf und der Physiker wurde mit 64.000 Euro der Gewinner des Abends. Von dem Geld will er sich unter anderem Teleskope für Astrofotografie zulegen. Und was bekommen seine Frau und Tochter, wollte Jauch wissen. Eine Teleskopkuppel auf der Garage oder dem Dach, meinte Ropers. "Na, da freuen die sich aber", mutmaßte der Moderator. "Die mussten ja auch nicht schwitzen hier", konterte der Kandidat. Da fiel Jauch auch nichts mehr ein. "Okay, na gut", gab er sich ermattet geschlagen.

Sendung verpasst? "Wer wird Millionär?" ist jederzeit auch auf TVNOW abrufbar. Weitere Informationen zur Sendung finden Sie bei RTL.de.

Quelle: ntv.de

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