TV

"KRANK Berlin" auf Apple TV+ Notärzte zwischen Chaos und Absturz

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Dr. Ben Weber (Slavko Popadić) und Dr. Zanna Parker (Haley Louise Jones) sind nicht immer einer Meinung.

Dr. Ben Weber (Slavko Popadić) und Dr. Zanna Parker (Haley Louise Jones) sind nicht immer einer Meinung.

(Foto: Apple TV+)

Apple TV+ bringt "KRANK Berlin" zurück auf den Bildschirm. Allerdings unterscheidet sich die Arztserie klar von anderen Produkten des Genres, denn der Titel ist Programm. Aus dem düsteren Alltag einer Berliner Notaufnahme, in der man Halbgötter in Weiß vergeblich sucht.

Krankenhäuser gehören eher nicht zu den Sehnsuchtsorten, die einem als erstes einfallen, wenn es darum geht, dem aktuell eher düsteren Alltag für eine Weile zu entfliehen. Es sei denn, das Krankenhaus heißt Seattle Grace, wo attraktive Ärztinnen und Ärzte einen menschlichen Umgang mit den Kranken mit ebenso viel Inbrunst pflegen wie ihr privates Liebesleben. Und in "Emergency Room" sorgte schon in den 1990ern eine Notaufnahme für einen Hype rund um Dr. Ross und seine Kolleginnen und Kollegen. Die Notaufnahme in der neuen Apple TV+-Serie "KRANK Berlin" hingegen ist ganz sicher ein Ort, an dem kein Berliner jemals landen möchte. Ein Glück also, dass er reine Fiktion ist. Oder?

Dr. Zanna Parker (Haley Louise Jones) ist ans "KRANK" gewechselt, um dort die Leitung der Notaufnahme zu übernehmen und so dem privaten Scherbenhaufen, den sie in München hinterlassen hat, zu entfliehen. Allerdings ist das, was sie in der heruntergekommenen Neuköllner Klinik erwartet, für ihren angeschlagenen Gemütszustand nicht unbedingt heilsam. Hier herrscht das absolute Chaos. Das Personal ist chronisch überlastet, das Material veraltet. Die Klinik wurde über die letzten Jahre kaputtgespart. Und so ist das "KRANK" über die Grenzen der Stadt hinaus als "beschissenstes Krankenhaus im ganzen Land" bekannt. Dabei reißen sich die Verantwortlichen durchaus den sprichwörtlichen Hintern auf. Dr. Ben Weber (Slavko Popadić) ist ein kompetenter, aber medikamentenabhängiger Unfallchirurg, der auf dem heruntergerockten Klinikgelände und in den dunkelsten Ecken des Drecksladens auch Patientinnen und Patienten ohne Krankenversicherung behandelt.

Schüsse, Drogen, Sexunfälle

Die außergewöhnlich talentierte und umworbene Chirurgin Emina Ertan (Şafak Şengül) hat es nicht so mit Menschen, während Assistenzart Dominik Kohn (Aram Tafreshian) für diese zwar ein Händchen zu haben scheint, weniger aber für die Medizin selbst und das Arbeiten unter großem Druck, weshalb ihm mehrfach schwerwiegende Fehler unterlaufen. An vorderster Front im Einsatz sind dann auch noch die idealistische Olivia (Samirah Breuer) und der zynische Olaf (Bernhard Schütz) als RTW-Team, bei dem es immer wieder auch persönlich kracht. Dabei gibt es auch so schon genug zu tun im Molloch Berlin, das quasi eine weitere Hauptrolle übernimmt. Von Schussverletzungen bis Sexunfällen, von Hypochondern bis Überdosen, von Autounfällen bis Brandkatastrophen ist alles dabei.

Dass es in Berliner Notaufnahmen bisweilen wild zugeht, kann sicher so manch einer bestätigten, der schon einmal das fragwürdige Vergnügen hatte, in einer solchen zu landen. Im "KRANK" scheint aber es aber dennoch noch ein bisschen schlimmer zu sein. Die Serie lebt von der Überspitzung, und doch hat das Autorenteam Samuel Jefferson und Viktor Jakovleski nah an der Realität gearbeitet. Immerhin war Jefferson einst in London selbst als Notarzt tätig und weiß um das Problem maroder Gesundheitssysteme und dem Stress als Arzt in dieser Position in einer Großstadt. Denn dass häufig der Profit im Vordergrund steht und der Mensch nur noch eine untergeordnete Rolle spielt, ist nichts Neues. Und so sind auch die Patientinnen und Patienten im "KRANK" eher ein durchlaufender Posten. Sie kommen, sie gehen, manchmal sterben sie allerdings auch. So oder so sind diejenigen, die wieder alles gegeben haben, um sie zu retten, danach selbst am Ende ihrer Kräfte.

Nichts für Zartbesaitete

Eine ganz normale Schicht im "KRANK": Dr. Parker (l.) und Dr. Ertan.

Eine ganz normale Schicht im "KRANK": Dr. Parker (l.) und Dr. Ertan.

(Foto: Apple TV+)

Dass das alles nichts für Zartbesaitete ist, versteht sich wohl von selbst. Die Szenen sind nicht selten sehr explizit, wer kein (Film)Blut sehen kann, gerät hier schnell an seine Grenzen. Unter der Regie von Alex Schaad und Fabian Möhrke entstand in Kooperation mit ZDFneo eine Serie, die sich vom weichgespülten Einheitsbrei anderer deutscher Serien positiv abhebt und international sicher weit oben mitspielen kann. Schnitt, Kameraführung und Sound unterstützen die Hektik in der Notaufnahme ebenso wie die chaotischen Gemütszustände der Protagonistinnen und Protagonisten, sodass einem beim Zuschauen schon mal schwindelig werden kann. Ist das noch die Notaufnahme, oder ist das schon ein Club?

Mit dem ausgedienten Sport- und Erholungszentrum (SEZ) am Volkspark Friedrichshain hat man die perfekte Kulisse für das "KRANK" gefunden. Der jahrzehntelange Leerstand hat optisch seinen Tribut gezollt. Nach viel Hin und Her soll das Gebäude nun wohl doch bald abgerissen werden. Aber vielleicht reicht die Zeit für Real Film Berlin ja noch, um dort eine zweite Staffel "KRANK Berlin" auf die Beine zu stellen?! Den Cliffhanger dafür haben die Autoren zumindest schon mal geliefert.

Die ersten beiden Folgen von "KRANK Berlin" sind ab dem 26. Februar auf Apple TV+ abrufbar. Danach folgt bis zum 9. April jeden Mittwoch eine weitere der insgesamt acht Episoden.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen