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Saarbrücker Trash-"Tatort" Nur für den Kick, für den Augenblick

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Trashig unterwegs: Leo Hölzer (Vladimir Burlakov, l.) und die Spielsüchtigen.

Trashig unterwegs: Leo Hölzer (Vladimir Burlakov, l.) und die Spielsüchtigen.

(Foto: SR / Manuela Meyer)

Merkwürdige Wetten, fremdschämige Dialoge und absolut unglaubwürdige Reaktionen: "Der Fluch des Geldes" könnte ein Paradebeispiel für einen richtig schlechten "Tatort" sein. Aber so einfach ist die Sache dann doch nicht.

Kurz bevor Tic Tac Toe sich 1997 heillos zerstritten, hatte die Band mit "Warum?" einen ihrer größten Hits. Es geht darin um den langsamen Absturz einer Freundin, der ohrwurmlastige Refrain könnte dabei gleichzeitig auch die Kurzbeschreibung der Kernhandlung des Saarbrücker "Tatorts" sein: "Und warum? Nur für den Kick, für den Augenblick? Und warum? Nur für ein Stück von dem falschen Glück?"

Nun gibt es an keiner Stelle von "Der Fluch des Geldes" auch nur ein klitzekleines Anzeichen dafür, dass die Macher Tic-Tac-Toe-Fans sind, aber eine große Gemeinsamkeit verbindet 90s-Band und Sonntagabendkrimi dann doch: Als unbedarfter Zuhörer beziehungsweise -schauer weiß man wegen der tragikomisch-trashigen Aufmachung nie so ganz, wie ernst das alles gemeint ist.

Eine Runde Bullshit-Bingo

Ehrlicherweise macht das auch einen großen Reiz dieses "Tatorts" aus. Denn so ernst die Geschichte mit dem Zerwürfnis von Kommissar Hölzer (Vladimir Burlakov) und seinem Kollegen Adam Schürk (Daniel Sträßer) über das bankgeraubte Vermächtnis von dessen Vater beginnt, so schnell eskaliert sie dann auch ins Aberwitzige. Schon bei den ersten Szenen im Spielcasino feuert der sonst so sorgfältig charakter-gezeichnete Hölzer eine trashige Satzhülse nach der anderen ab.

Bei all den Fragen rund um diesen "Tatort" ist eines sicher: Kamerafrau Lena Katharina Krause hat einen super Job gemacht.

Bei all den Fragen rund um diesen "Tatort" ist eines sicher: Kamerafrau Lena Katharina Krause hat einen super Job gemacht.

(Foto: SR / Manuela Meyer)

Je weiter sich der Ermittler dann mit der spielsüchtigen Vierer-Gang einlässt, die er eigentlich zur Strecke bringen will, desto absurder wird das Ganze: Hölzer rennt mit einer Konkurrentin in einer alten Gießerei um die Wette, spielt eine stressige Version von Flaschendrehen und verhält sich alles in allem wie ein ziemlich schlechter Bulle. Wer das Glück hat, diesen "Tatort" zusammen mit Freunden zu schauen, kann dabei ganz ausgezeichnet eine Runde Bullshit-Bingo spielen und raten, was für merkwürdige Wetten, fremdschämige Dialoge und absolut unglaubwürdige Reaktionen "Der Fluch des Geldes" als nächstes aus dem Hut zaubert.

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Und natürlich darüber rätseln, ob das nun freiwillig oder unfreiwillig komisch ist, denn die starke Kamera und der sorgfältige Schnitt bilden einen verwirrenden Gegenpol zum trashigen Rest. Tatsächlich verraten weder der Streifen selbst noch die Aussagen der Macher rund um den Film auch nur mit einem Halbsatz, dass irgendwo ein Augenzwinkern versteckt sein könnte. Es ist alles in allem sehr verwirrend, was den "Fluch des Geldes" dann irgendwie auch schon wieder gut macht. Und das ist dann noch verwirrender, was es dann … Na ja, eh klar.

Durch welche Brille auch immer man diesen "Tatort" sieht, kann man es am Ende in jedem Fall mit Kamerafrau Lena Katharina Krause halten: Egal, wie schmerzhaft ein Drehtag oder eine Situation auch mal sei, so schnell sei alles auch wieder vergessen. "Bei mir bleiben langfristig nur die positiven Dinge einer Filmerfahrung oder eines Filmdrehs über."

Quelle: ntv.de

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