"Müssen weiter da arbeiten" ProSiebenSat.1-Mitarbeiter stürzt bei Jauch ab
24.01.2022, 22:20 Uhr
Muss seinen Job bei ProSiebenSat.1 vorerst behalten: Hans Merten.
"Welcher Fehler ist bei RTL passiert?", fragt Jauch. Denn da sitzt ein Konkurrent. Auf den wartet ein "schreckliches Schicksal: Sie müssen weiter bei Sat.1 arbeiten". WWM als Empfängnisverhütung, ominöse Rufnummer 22456: So war die Sendung.
Günther Jauch hat viele Feindbilder: Langzeitstudenten, Besserwisser, Bloggerinnen, die mit Schweinen schwimmen. Am Montagabend aber drang ein direkter Konkurrent bis ins "Wer wird Millionär?"-Studio vor. Hans Merten aus München arbeitet als Autor und Sprachregisseur bei ProSiebenSat.1. "Mein langjähriger Verdacht, dass die Menschen bei ProSiebenSat.1 selber gar nicht sprechen können, wird sich heute auf schreckliche Weise bestätigen", mutmaßte der Gastgeber. Er hatte eine Frage an die Regie: "Welcher Fehler ist bei RTL passiert, dass man jemanden von ProSiebenSat.1 hier ... Leute, da können wir es ja direkt dahin überweisen, an die Konkurrenz."
Der Kandidat hatte mit einem derart ausgeprägten Wettbewerbsgedanken nicht gerechnet. "Ich dachte, es wäre ein freundschaftliches Verhältnis", warf der 60-Jährige ein. "Ja, außer er geht mit 500 Euro nach Hause, dann freut ihr euch wieder, da oben", mutmaßte Jauch. Schnell wies er jeden Verdacht der Einflussnahme von sich. "Nein, das findet alles unter sehr geordneten Bedingungen statt", beteuerte der Moderator. Allerdings sollte sich seine locker dahingeworfene Prophezeiung tatsächlich bewahrheiten.
Gebärmutter? "Super Frage für Ü60-Männer"
Merten kam zunächst ganz gut durch die Runden. Dabei hatte ihm die Fragenredaktion in der 8000-Euro-Runde einen Stolperstein in den Weg gelegt. Der Sat.1-Mitarbeiter sollte sich erinnern: "Wie wird die Form der Gebärmutter häufig umschrieben: zur Seite geneigte Tomate, flach liegende Gurke, auf dem Kopf stehende Birne, schrumpelige Weintraube? Jauch hatte Mitleid: "Ne super Frage für alle Ü60-Männer. Selbst wenn sie es mal gewusst haben, erinnern wir uns nicht mehr dran." "Ich habe die Frage schon nicht verstanden", entgegnete Merten. "Es will nichts vor meinem geistigen Auge erscheinen." "Vielleicht ganz gut so", mutmaßte Jauch. Der Publikumsjoker verhalf dem Kandidaten zur korrekten Antwort: auf dem Kopf stehende Birne. "Die alten weißen Männer danken für die Unterstützung", sagte Jauch.
Beim Zocken, dass Guido Westerwelle 2002 und nicht etwa Gregor Gysi 1998 bei einer Bundestagswahl mal der dritte Kanzlerkandidat gewesen war, hatte Merten für 16.000 Euro zunächst Glück. Das verließ ihn aber bei der 64.000-Euro-Frage. Er sollte wissen: "Wo kauft man B7 nach DIN EN 590?" Der Münchner überlegte lange. Dann folgte er seinem ersten Impuls und loggte "Schreibwarenladen" ein. Ohne Zusatzjoker?, vergewisserte sich Jauch. "Ich verzichte darauf und riskier es", meinte Merten. Da hatte Jauch zwangsläufig für den Kollegen von der Konkurrenz eine schlechte Nachricht. "Es ist eine Tragödie. Es ist die Tankstelle", klärte er Merten auf. Die DIN-Norm bezieht sich auf Dieselkraftstoff mit bis zu sieben Prozent Bioanteil. Jauchs Mitleid hielt sich in Grenzen, einen letzten Seitenhieb ließ er sich nicht nehmen. "Das ist natürlich möglicherweise das schrecklichste Schicksal: Sie müssen weiter bei ProSiebenSat.1 arbeiten", mutmaßte er. Merten blieb ein kleiner Trost: "Es ist Homeoffice."
Ärztin zockt bei WWM
Neurologin Marcella Atlanta Akalin aus Düsseldorf bewies als erste Kandidatin des Abends erneut, dass die defensive Variante mit drei Jokern taktisch klug eingesetzt eine gute Wahl sein kann. Die Assistenzärztin nutzte ihre Sicherheitsstufe bei 16.000 Euro zum Zocken. In der nächsten Runde sollte sie beantworten, welche Region vor gut 150 Jahren den Besitzer gewechselt hat: Englisch-Afrika, Deutsch-Asien, Russisch-Amerika oder Niederländisch-Australien? Akalin ließ ihren Telefonjoker unangetastet, obwohl sie sich nicht sicher war. "Ich habe keinen dieser vier Begriffe je in meinem Leben gehört", sagte sie. "Weil ich nichts zu verlieren habe und den Joker, für den Fall, dass ich weiterkomme, gern aufsparen würde, nehme ich tatsächlich Russisch-Amerika und hoffe, dass das Alaska ist."
Sie lag richtig. Alaska hat 1876 den Besitzer gewechselt. "Es ging insgesamt zum absoluten Schnäppchenpreis von 7,2 Millionen Dollar über den Tresen. Ich glaube, Putin beißt sich da heute noch in den Hintern", vermutete Jauch. Seine Kandidatin bewies auch in der nächsten Runde Nervenstärke, obwohl sie sich nicht hundertprozentig sicher war. Sie tippte darauf, dass die im November gestorbene Französin Marie Versini die Rolle ihres Lebens als Winnetous Schwester und nicht etwa als Geliebte von James Bond gehabt hat. "Mehr Geld ist immer gut", kommentierte die Medizinerin ihren Erfolg. "Ach, schöner Satz", meinte Jauch ironisch. "Was ist mir in 23 Jahren bei 'Wer wird Millionär?' immer wieder begegnet? 'Mehr Geld ist immer gut'." Akalin fiel dann doch noch ein konkreter Verwendungszweck für ihren Gewinn ein: eine Immobilie. "Manche sind hier deutlich härter drauf und sagen: Bei 125.000 kriegen wir noch ein Kind. Sonst aber nicht. Alles, was dann unter 125.000 ist, ist echte Empfängnisverhütung", verriet Jauch.
"Im Osten mögen wir das Risiko"
So weit kam die Kandidatin in der Doppelfolge dann doch nicht ganz. Sie war sich nicht sicher, ob jemand, der vom Smartphone aus die 22456 wählt, wohl die Zeitansage oder doch eher die Auskunft an der Strippe hat. Die Neurologin stieg aus und war zufrieden. "Ich denke auch - als Halbstundenlohn angemessen", gratulierte Jauch. Er machte dann die Probe aufs Exempel. Er wählte vom Handy aus die besagte Nummer und wurde zunächst mal von der automatischen Ansage "69 Cent pro Minute" aufgeschreckt. Dann kam die Auflösung. "Hier ist ihr bundesweiter Taxiruf. Nennen Sie mir nun bitte die Stadt oder den Ort, in dem Sie gerade sind", sagt eine Stimme vom Band. "Ich wollte eigentlich wissen, wie spät es ist. Ich rufe später noch mal an", entschuldigte sich Jauch. Die 22456 ist übrigens ein Angebot der Genossenschaft der Taxizentralen in Deutschland. Die haben sich über die Werbung sicherlich gefreut.
Dritte Kandidatin des Abends war Mariana Lenz aus Hannover. Die Tierärztin sattelt gerade mit einem Studium der Zahnmedizin auf die Behandlung von Menschen um. Neben den unregelmäßigen Arbeitszeiten hatten sie die Auseinandersetzungen mit den Besitzern der Tiere abgeschreckt. Die würden bestimmt sehr viel Aufwand veranstalten, vermutete Jauch. Hingegen: "Wenn man seinen Mann zum Arzt bringt - na ja." "Das unterschreibe ich sofort. Da ist bei weitem nicht so viel Emotion im Spiel wie in der Tiermedizin", bestätigte die Kandidatin. Sie entschied sich für vier Joker. "Ich komme aus dem Osten, wir mögen das Risiko", gab sich Lenz zuversichtlich. Allerdings hatte sie schnelle alle Joker verbraten. Nächsten Montag kehrt sie mit der 32.000-Euro-Frage zurück.
Quelle: ntv.de