"Tatort" im Schnellcheck Schwaben mit gestörtem Innenleben
16.11.2024, 15:07 Uhr Artikel anhören
Schwabe mit gestörtem Innenleben: Hannes Riedle (Moritz Führmann).
(Foto: SWR/Benoît Linder)
Lannert und Bootz fahren für die Aufklärung eines Mordfall auf die Schwäbische Alb. Dort gibt es Lynchmobs, Hidden Champions und platte Klischees am laufenden Band.
Was passiert?
Hannah Riedle (Mia Reinprechter) hält die Enge ihres 120-Seelen-Dorfs auf der Schwäbischen Alb nicht mehr aus: Die junge Frau bricht mit ihren Eltern und lässt den Familienbetrieb, die jüngere Schwester und den Verlobten samt frisch eingerichtetem Neubau zurück, um in Stuttgart ein neues Leben anzufangen. Weil Hannah nur wenig später erwürgt in einem Gebüsch gefunden wird, vermuten die Kommissare Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) eine Verbindung zu ihrer Flucht aus dem nur auf den ersten Blick idyllisch anmutenden Dorf.
Worum geht's wirklich?

Lannert (Richy Müller, l.) und Bootz (Felix Klare) befragen auch die Schwester der Ermordeten (Irene Böhm).
(Foto: SWR/Benoît Linder)
Das erfährt man schon nach wenigen Minuten, wenn Lannert sich in der elterlichen Dorfschenke der Riedles einquartiert und auf die vielen Untiefen stößt, die unter der allzu glatten Oberfläche verborgen liegen. Es geht um Bigotterie, Alltagsrassismus, Schuld und Sühne und Kleinkariertheit, kurz: Um die Freuden des Dörflichen, und das gerne auch stark überzeichnet und arg klischeebehaftet.
Wegzapp-Moment?
Hidden Champions im baden-württembergischen Outback, arbeitsame Schwaben mit gestörtem Innenleben, ein Lynchmob, dem nur noch die Mistgabeln fehlen: Je mehr Stereotypen sich aneinanderreihen, desto stärker wird der Zug zur Fernbedienung.
Wow-Faktor?
"Ich bin zufrieden" ist ja so etwas wie das Grundmantra der Deutschen. Wie viel Leid hinter dem Signature-Satz der Deutschen verborgen liegt, zeigt der "Tatort" gleich in mehreren Szenen recht eindrücklich.
Wie ist es?
6,5 von 10 Punkten. "Lass sie gehen" könnte eine spannende Charakterstudie (eines ganzen Dorfs) sein, erliegt aber leider allzu oft der Versuchung, platte Klischees am laufenden Band abzuspulen.
Quelle: ntv.de