Der "Tatort" im SchnellcheckTrio mit zwei Fäusten

Überraschender Besuch auf dem Bauernhof von Kommissar Berg: Sein Bruder, "Der Reini", ist zurück und hat zwei undurchsichtige Gestalten dabei. Beim Schwarzwald-"Tatort" ist Geduld gefordert - für ein folgenschweres Finale.
Überraschender Besuch auf dem Bauernhof von Kommissar Berg: Sein Bruder, "Der Reini", ist zurück und hat zwei undurchsichtige Gestalten dabei. Beim Schwarzwald-"Tatort" ist Geduld gefordert - für ein folgenschweres Finale.
Was passiert?
Eigentlich sehen sie ganz fröhlich aus, wie sie da so durch den Wald spazieren. Doch der Eindruck trügt: Reinhard Berg (Felician Hohnloser), Luke Badrow (Karsten Antonio Mielke) und Mika Novak (Mareike Beykirch) sind aus einer Psychiatrie geflüchtet, haben möglicherweise bereits ein Verbrechen begangen und suchen nun Unterschlupf. Den finden sie schließlich auf einem Bauernhof, der Hausherr ist kein Unbekannter, es ist Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner), der Bruder vom Reinhard, dem "Reini", wie Berg seinen jüngeren Bruder nennt. Aus dem Besuch wird schnell eine Geiselnahme. Badrow, der Anführer des Trios, will irgendwie an Geld rankommen, Reinhard träumt derweil vom Leben in Marokko, zusammen mit Mika, die jedoch ihre Medikamente absetzt und zunehmend aus der Spur gerät.
Auf dem Revier vermisst man Berg sehr bald, die Kollegen müssen den Mord an einem Apotheker aufklären und können jede Hilfe gebrauchen. Kripo-Rookie Ella Pauls (Luise Aschenbrenner) gibt sich alle Mühe, die Fäden in der Hand zu halten, derweil muss die Kollegin Franziska Tobler (Eva Löbau) sich um ihren kranken Vater kümmern. Auf dem Hof steigt zur selben Zeit, zwar langsam, aber spürbar, die Nervosität.
Worum geht's wirklich?
Väter, das ist wohl das Überthema des 15. Falles aus dem Schwarzwald, ihr Einfluss auf das Leben der Nachfahren, sei es nun im irdischen Miteinander oder durch posthumen Nachhall. Letzteres bildet den Grundton zwischen den Gebrüdern Berg. Der Vater tot, der Hof, das gemeinsame Erbe, heruntergekommen, die Söhne in unterschiedlichsten Bahnen unterwegs, der eine ein Kripobeamter, der anderer ein labiler, wenngleich optimistischer Leichtfuß. Die Chancen auf ein Happy End für die beiden? Überschaubar.
Wegzapp-Moment?
Wem es irgendwann zu zäh wird, der switcht womöglich von dannen. Von den großen Geiseldramen wie "Hundstage" oder "Funny Games" ist "Der Reini" meilenweit entfernt. Und doch stellt sich für Zuschauer und Zuschauerinnen mit entsprechend langem Geduldsfaden womöglich auch so etwas wie Spannung ein. Katharsis ist der Lohn, jedoch spät und sparsam dosiert.
Wow-Faktor?
Als es endlich in die Vollen geht, biegt ein Teil der Berg-Saga tatsächlich in die Zielgerade. Ohne zu viel zu verraten, findet ein großer Erzählstrang in der von Drehbuchautor Bernd Lange und Regisseur Robert Thalheim ersonnenen "Tatort"-Filiale sein dramatisches Ende. Es wird spannend sein zu sehen, wie mit den jüngsten Erkenntnissen und Ereignissen in Bergs Privatleben umgegangen wird. Ein Extra-Daumen hoch für Karsten Antonio Mielke, der den Gangster Luke Badrow mit einer ordentlichen Portion Hau-drauf spielt, ein knorriger Typ wie aus einem 70er-Krimi, hemdsärmelig, unberechenbar und mit einer 1A-Schnurre ausgestattet.
Wie war's?
4 von 10 Punkten - ein in weiten Teilen schwergängiges Kammerspiel, die wahren Spannungsmomente warten in den Schlussminuten.