Der "Tatort" im Schnellcheck #metoo auf dem Dorfe
28.10.2023, 15:00 Uhr Artikel anhören
Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, l.) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) befragen Syvlie (Veronica Ferres).
(Foto: BR/Odeon Fiction GmbH/Luis Zeno Kuhn )
Batic und Leitmayr bekommen es mit einem ganzen Dorf voller "Königinnen" zu tun. Doch sie sollten sich von den Krönchen-Trägerinnen nicht täuschen lassen - eine von ihnen könnte den Präsi auf dem Gewissen haben. Gründe gibt es genug, der Mann hatte einen Hang zum Grabschen.
Was passiert?
In der Gemeinde Gmeining ist Stimmung: Einmal im Jahr, immer pünktlich zum Erntedankfest, kommen hier die sogenannten Produkt-Königinnen zusammen. Die Altöttinger Mehlkönigin, die Gunzenhausener Krautkönigin, die Milchkönigin, die Weißwurstkönigin, die Zwiebelkönigin, die Spargelkönigin und so weiter und so fort. Das Ziel der royalen Sause: Werbung für die Region, fürs eigene Unternehmen, zudem kämpfen die zahlreichen gekrönten Damen um einen Platz im nächsten Jahreskalender, der Monat für Monat die zwölf schönsten Königinnen in erotischer Pose präsentiert.

Gehrling (Wolfgang Fierek) und Königinnen (Corinna Blädel, Franziska Wagner, Corinna Grimmeißen, v.l.).
(Foto: BR/Odeon Fiction GmbH/Luis Zeno Kuhn)
Doch diesmal verhagelt es Sylvia (Veronica Ferres), der "Queen Mum", die Feierlichkeiten, denn es geschieht, ja was eigentlich, ein Unfall, ein Mordversuch, ein schiefgegangener Suizid? Josef Gehrling (Wolfgang Fierek), Chef des federführenden Bavaria-Bundes, liegt bewusstlos in seinem Hotelzimmer, in seiner Stirn steckt die Kugel aus einem Bolzenschussgerät, mit dem es sonst den Kühen an den Kragen geht. Kein leichter Fall für Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl), denn ein mögliches Motiv, Gehrling an den Kragen zu gehen, hätten zahlreiche der jungen Damen - der Mann war ein übergriffiger Mistkerl.
Worum geht es wirklich?
#metoo ist überall: Drehbuch-Autor Robert Löhr verlagert diesen Fall um einen Mysogynisten in die Welt der Krachledernen und Dirndl, dazu gibt es Einblicke in die Welt der Produkt-Königinnen, abgeschmeckt mit einem schmucken Soundtrack von La Brass Banda. Regisseur Rudi Gaul bringt es auf den Punkt: "Das ist das, was mich am Drehbuch von Robert Löhr gereizt hat: in Form eines Märchens das (real existierende!) bayerische Königinnen-Land zum Leben zu erwecken. Als ein Land voller Widersprüche zwischen anachronistischen Kronen-Träumen, Me-Too-Albträumen, Brauchtum und Missbrauch."
Wegzapp-Moment?
Eigentlich nicht vorhanden. Womöglich ist dem einen oder anderen urbanen "Tatort"-Gucker das dörfliche Treiben ein wenig zu skurril, aber zum letztlichen Wegzappen reicht das beileibe nicht.
Wow-Faktor?
Wie so oft Geschmackssache, gerade wenn sich der "Tatort" formal und inhaltlich von konventionellen Plotlinien und Schauplätzen löst. Vor zwei Wochen musste sich bereits das Team Fellner/Eisner im ländlichen Umfeld bewähren, den Münchner Kollegen schaut man diesmal um einiges amüsierter und angeregter zu.
Wie war's?
8 von 10 Punkten - ein eigenwilliges, dabei sehr kurzweiliges 'königliches' Vergnügen.
Quelle: ntv.de