Technik

Millionenverlust bei Siemens Handysparte in der Krise

Siemens will sein krisengebeuteltes Handygeschäft mit einem drastischen Sparprogramm sanieren und für mögliche Partner herausputzen. "Wir verlieren Geld im Handygeschäft", sagte der Chef der Kommunikationssparte, Lothar Pauly.

Daher sollten die Kosten rasch um nochmals 400 Millionen Euro gedrückt werden. Ursprünglich seien bereits Einsparungen von 500 bis 600 Millionen Euro geplant gewesen, nun könnte es insgesamt eine Milliarde Euro werden. Siemens hatte zuletzt hohe Verluste mit Mobilfunkgeräten gemacht, der Marktanteil brach dramatisch ein. Die Zukunft der Sparte ist trotz der Sanierungsbemühungen völlig offen. Für einen möglichen Verkauf oder eine Kooperation müsse Siemens erst einmal den passenden Partner finden, sagte Pauly. Eine Schließung sei am wenigstens erwünscht, da dabei Werte vernichtet würden.

Zukunft unklar

Pauly ist Chef des neuen Riesen-Bereichs Com mit 18 Milliarden Euro Umsatz, der im vergangenen Herbst aus der Fusion der Festnetz-und Mobilfunksparten von Siemens hervorgegangen ist. Durch die gemeinsame Plattform sollten die Entwicklungskosten um 15 Prozent gesenkt werden. Die Restrukturierung kostet einen höheren zweistelligen Millionenbetrag, der Großteil davon fällt im laufenden Geschäftsjahr an.

Hauptsorgenkind des Bereichs ist weiter das Handygeschäft, das allein in den letzten beiden Quartalen Verluste von jeweils mehr als 140 Millionen Euro gemacht hat. Zudem brach im abgelaufenen Quartal der Weltmarktanteil von 9,5 auf 6,4 Prozent ein. Als Hauptgrund für die defizitäre Entwicklung nannte Pauly ein zu langsames Agieren am Markt. "Immer wieder haben späte Marktstarts unsere Marktposition beschädigt."

Drohender Stellenabbau?

Wie viele Arbeitsplätze dem Sparkurs zum Opfer fallen könnten, ließ Siemens offen. Der Schwerpunkt liege aber nicht beim Stellenabbau. Siemens will stattdessen in anderen Bereichen sparen, so zum Beispiel bei den Marketingausgaben. Neben den Einsparungen versucht der Konzern mit einer Modelloffensive Boden gut zu machen. Insgesamt sollen in diesem Jahr 15 neue Modelle auf den Markt kommen, fünf davon werden auf der Cebit präsentiert.

Zudem will der Konzern durch Expansion neue Märkte erschließen. Siemens-Chef Klaus Kleinfeld hatte am Montag angekündigt, das Unternehmen werde in Regionen wie China, Indien, Russland und Osteuropa expandieren.

Siemens gab bekannt, einen Auftrag zur Lieferung intelligenter Netztechnologie von dem indonesischen Mobilfunkbetreiber P.T. Telekomunikasi Selular erhalten zu haben. Der dreijährige Rahmenvertrag habe einen Gesamtwert von mehr als 100 Millionen Euro.

Bei der Entwicklung neuer Technologien muss das Unternehmen aus Sicht Kleinfelds schneller werden. Gemessen an der Zahl der eingereichten Patentanmeldungen gehöre Siemens zu den weltweit innovativsten Unternehmen. "Aber der schnelllebige Markt fordert eine weitere Beschleunigung unseres Innovationsprozesses", sagte Kleinfeld.

Quelle: ntv.de

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