Surfen und glotzen Jugend ist multitaskingfähig
01.09.2008, 15:31 UhrJunge Menschen sind multitaskingfähig - zumindest im Medienkonsum. Immer mehr nutzen Fernsehen und Internet gleichzeitig. In den USA würden schon 75 Prozent aller Jugendlichen zwischen 16 und 24 Jahren bei laufendem Fernseher im Web surfen, in Europa seien es 73 Prozent, stellte der amerikanische TV-Manager Mark Goldman am Montag auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin fest.
Eine Konsequenz aus dem medialen Overkill: Fernsehformate wandern ins Internet.
Der TV- und Filmproduzent UFA kündigte an, dass er künftig mit der Internet- Gemeinschaft studiVZ Online-Serien herstellen wird. Eine erste Serie solle von den "Irrungen und Wirrungen im Leben von Studenten" erzählen und voraussichtlich im Oktober 2008 starten, kündigte UFA-Vorstandschef Wolf Bauer an. Die Serien sollen für studiVZ und die anderen Plattformen schülerVZ und meinVZ entwickelt werden. "Junge Europäer zwischen 14 und 16 Jahren verbringen bereits zehn Prozent mehr Zeit im Internet als vor dem Fernseher. Wir können nicht darauf warten, dass sie zum Fernsehen zurückkehren, sondern müssen ihnen Programmangebote machen, die sie dort erreichen, wo sie sich aufhalten", sagte Bauer.
Öffentlich Rechtliche überflüssig?
Goldman, Chef der vom früheren US-Vizepräsidenten Al Gore gegründeten Web-Plattform Current TV, betonte, dass die Leitfunktion traditioneller Medien von Gemeinschaften wie studiVZ oder Facebook zunehmend in Frage gestellt werde. "Die Menschen legen die Themen fest", sagte Goldman. Auch Web-Netzwerke würden den traditionellen TV-Konsum verdrängen. Die Intendanten von ZDF und NDR, Markus Schächter und Lutz Marmor, bekräftigten das Ziel der Öffentlich-Rechtlichen an einer starken Internet-Präsenz. "Da müssen wir stattfinden", sagte Marmor. Schächter sagte, trotz des Zuschauerschwunds unter Jugendlichen habe der öffentlich-rechtliche Rundfunk die Pflicht zu professioneller und verlässlicher Berichterstattung.
Die Trennung von Internet und Fernsehen werde sich in Zukunft überholen, sagte der Geschäftsführer von Yahoo!-Deutschland, Terry von Bibra. "Die Nutzer wollen nicht mehr zwischen unterschiedlichen Medienformen unterscheiden". Es sei ein Fehler der Medienpolitik, etwa in der Diskussion um die Aktivitäten von ARD und ZDF im Netz, zwischen Online und TV zu trennen. "Die Inhalte im Netz lassen sich nicht regulieren", sagte von Bibra.
Quelle: ntv.de