Recycling am Rande Umdenken mit CeBIT
03.03.2008, 14:46 UhrDie IT-Branche geht beim lange vernachlässigten Klimaschutz in die Offensive. Auf der Computermesse CeBIT in Hannover will sich die Industrie als "Innovationsmotor für Energieeffizienz und Klimaschutz" präsentieren. Dabei stand am Montag unter dem Schlagwort "Green IT" vor allem die Energieeinsparung der Geräte im Vordergrund - andere Aspekte wie der Verzicht auf giftige Stoffe oder besseres Recycling kamen eher am Rande vor.
Die Branche sieht sich als Schlüssel für den Umweltschutz. Der Einsatz der richtigen IT-Produkte und Dienstleistungen könne den Energieverbrauch in fast allen Branchen senken, argumentierte Martin Jetter, Präsidiumsmitglied des Branchenverbandes BITKOM und IBM-Deutschlandchef. Man brauche quer durch alle Wirtschaftsbereiche energieeffiziente Produkte. "Dies ist nur mit innovativer Hightech machbar." Die Informations- und Telekommunikationstechnologie (ITK) stehe "wie kaum eine andere Branche für den Klimaschutz".
So klimaschädlich wie Flugverkehr
Auf IT und Telekommunikation entfallen etwa zwei Prozent des weltweiten Ausstoßes des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2). Die Industrie liegt damit in etwa gleichauf mit dem Luftverkehr. Dem Marktforschungsunternehmen Gartner zufolge entstehen etwa zwei Drittel der CO2-Emissionen in der Branche beim Betrieb von IT-Systemen einschließlich Stromversorgung und Kühlung. Ein Drittel werde bei Herstellung und Entsorgung der Geräte freigesetzt.
Die CeBIT erklärte "Green IT" zu einem Top-Thema der Messe und kooperiert dabei neben dem BITKOM mit der Industrieinitiative "Climate Savers Computing", der unter anderem Industrieriesen wie Intel oder Google angehören. Die Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, den Energieverbrauch der Computer bis zum Jahr 2010 unter bestimmten Voraussetzungen zu halbieren. Heute gehe in einem typischen PC die Hälfte der Energie verloren.
"Kein PR-Gag"
Für die Messe-Veranstalter betonte Vorstandsmitglied Ernst Raue, die CeBIT nehme den Umweltschutz ernst. "Das ist kein PR-Gag", sagte er. "Green IT", also umweltfreundlichere Informationstechnologie, sei ein Thema, das die gesamte Branche in den kommenden Jahren beschäftigen werde. Die Messe wolle Impulse geben und dem Klimaschutz helfen. "Es gibt keine Veranstaltung weltweit, die soviel wie die CeBIT bewegen kann."
Gartner stellte zur CeBIT fest, "Green IT" habe sich in den vergangenen zwölf Monaten von einem Nischenthema zu einem Boomthema entwickelt, das die gesamte IT und Telekommunikations-Branche erfasst habe. In einer Umfrage unter IT-Profis hätten 21 Prozent angegeben, dass "Green IT" derzeit der stärkste Treiber für Veränderungen in der Technologie sei. Auch der Technologiechef des Computerherstellers Fujitsu Siemens, Joseph Reger, sagte ein, "Green IT" sei zu einem Hype-Thema geworden. Jedes Unternehmen versuche, auf diesen Zug aufzuspringen. "Das mag moralisch fragwürdig sein, aber letztlich ist es gut für die Umwelt."
Deutsche bereit zu zahlen
Gartner geht davon aus, dass das Umweltthema nicht mehr von der Tagesordnung der IT-Branche verschwinden werde. Die aktuelle politische Stimmung mache es wahrscheinlich, dass insbesondere in der EU konkrete Ziele und Maßnahmen definiert werden, wie der CO2-Ausstoß verringert werden könne, heißt es in einer neuen Analyse. Gartner erwarte Ziele in der Größenordnung von 25 Prozent bis zum Jahr 2020 und 60 bis 80 Prozent bis 2050.
Fujitsu Siemens stellte auf der CeBIT eine Umfrage vor, nach der in Deutschland das Thema Umweltfreundlichkeit von IT sehr wichtig sei. Sie seien teilweise auch bereit, für "grüne" Geräte ein Fünftel mehr auszugeben. Vom Meinungsforschungsinstitut forsa waren 500 Menschen befragt worden.
Quelle: ntv.de