Für Wissbegierige offline Wikipedia wird gedruckt
22.04.2008, 16:37 UhrDie Internet-Enzyklopädie Wikipedia gibt es bald auch in gedruckter Form: Das "Wikipedia-Lexikon in einem Band" wird Stichwörter und Begriffe enthalten, die im laufenden Jahr und 2007 online am häufigsten nachgefragt wurden, teilen Wikipedia e.V. und das Bertelsmann Lexikon Institut in Gütersloh mit.
Das Buch erscheint im September. Die Artikel zu den Stichwörtern sollen zusammenfassende Versionen der online verfügbaren Informationen sein. Das "lexikalische Jahrbuch" wird knapp 20 Euro kosten und eine bunte Mischung vereinen: Die hessische SPD-Chefin "Andrea Ypsilanti" soll dort ebenso zu finden sein wie die Hamburger "Reeperbahn", "Playstation 3" oder die "Bewohner Entenhausens". Neben der "Allianz-Arena" in München wird die US-Fernsehserie "Dr. House" genauso einen Platz auf den Buchseiten finden wie "Carla Bruni-Sarkozy".
50.000 Stichwörter, 1000 Bilder
Anders als ein klassisches Lexikon listet das Wikipedia-Buch nicht Wissen von A bis Z auf. Es seien Stichworte enthalten, die man in einem normalen Lexikon nicht finden werde, sagte Varnhorn. 50.000 Stichwörter und erklärende Begriffe sowie 1000 Bilder im Vierfarb-Druck soll das knapp 1000 Seiten starke Werk nach Verlagsangaben aufführen. Es werde aber nicht vollständige Artikel wiedergeben, sondern mit knappen Definitionen einen schnellen Zugriff auf ein Basis-Wissen ermöglichen, erläuterte Wikipedia-Sprecher Arne Klempert in Frankfurt am Main. Dabei setzt der Verlag nach Angaben Varnhorns auf Seriosität: Eine Redaktion habe die Wikipedia-Artikel überprüft und Schwächen ausgebessert.
Als Zielgruppe hat der Verlag neben Online-Nutzern auch Haushalte im Blick, die keinen Internet-Anschluss haben oder nicht ständig online sind. Ein Buch sei immer verfügbar, sagte Varnhorn, die auch einen Vergleich mit der französischen Enzyklopädie "Le Petit Larousse" wagt. Außerdem setzt Varnhorn auf Wissenshungrige, die in einem Lexikon gerne schmökern. Das Interesse an einbändigen Lexika sei sehr stark, sagte die Verlagsleiterin und schließt auch regelmäßige Neuauflagen nicht aus. "Wir haben sehr optimistische Auflagenerwartungen."
Kein Wissensmonopol
Wikipedia-Sprecher Klempert beschrieb das Buch als "ein Angebot an die Allgemeinheit". "Wir freuen uns, dass ein so großer Verlag vom Angebot zur Weiterverbreitung der Wikipedia-Inhalte Gebrauch macht." Damit werde gezeigt, dass freie Lizenzen auch eine Chance für Verlage seien, diese kommerziell weiterzuentwickeln. Wer Wikipedia beitrete, habe einer kommerziellen Nutzung grundsätzlich zugestimmt, meinte Klempert. Die von den Wikipedia-Autoren aufgestellten Spielregeln seien jedoch auch für Bertelsmann verpflichtend. Alle Inhalte des Lexikons seien frei zugänglich. Die Urheberrechte könnten nicht "remonopolisiert" werden. Bertelsmann ist nach Angaben Klemperts mit dem Lexikon-Projekt an Wikipedia herangetreten. Die Idee für den Band stamme aber von einem Wikipedia-Autor.
Die Wikipedia-Foundation wurde vor fünf Jahren in den USA gegründet mit dem Ziel, ein Online-Lexikon mit Hilfe der Nutzer zu erstellen. In Deutschland gibt es laut Wikipedia mehr als 10.000 regelmäßige Schreiber.
Quelle: ntv.de