Online-Trend setzt sich durch Zuverlässigere Lexika
18.02.2008, 17:20 UhrDie Ära der gedruckten Universallexika ist nach Ansicht des deutschen Wikipedia-Chefs Arne Klempert vorüber. "Wir leben in einer viel zu aufregenden, viel zu schnellen Zeit, als dass man da noch gedruckt hinterherkommen könnte", sagte Klempert.
"Die jetzige Generation ist Aktualität gewohnt. Früher hat man zwangsläufig hingenommen, dass ein Lexikon nun mal ein paar Jahre alt war. Heute werden selbst Tage nicht mehr akzeptiert." Online-Lexika böten zudem den Vorteil, dass sie weltweit leicht verfügbar seien.
Brockhaus zieht mit
Klempert begrüßte den Schritt des Brockhaus-Verlages, sein dreißigbändiges Lexikon künftig kostenlos online zur Verfügung zu stellen. "Für unseren Verein, der sich der Förderung des Wissens verschrieben hat, ist das eine traumhafte Nachricht." Bedauerlich sei, dass wirtschaftliche Probleme zu dem Schritt geführt hätten. "Wir drücken dem Verlag alle Daumen, dass es klappt. Dass so umfangreiches Wissen kostenlos für alle verfügbar ist, muss einfach Erfolg haben."
In der deutschen Ausgabe des Internetlexikons Wikipedia gibt es nach Klemperts Angaben derzeit mehr als 700.000 Artikel, die von etwa 10.000 regelmäßigen Autoren ergänzt und aktualisiert würden. Für die Qualität der Texte sorge "maximale Transparenz": "Jeder kann die Texte einsehen, jeder kann Änderungen nachvollziehen und notfalls mit einem Klick rückgängig machen." Selbst bei brisanten Themen seien die Texte deshalb nüchtern und neutral. "Es gibt zwar Fans, die ihrer Gruppe oder auch ihrer Partei nur Gutes andichten wollen, aber das ist schnell korrigiert. So etwas rückgängig zu machen ist nämlich viel weniger Arbeit als es zu schreiben." Derartige Auswüchse gebe es aber sehr selten, sagte Klempert: "Wikipedia hat mir den Glauben an die Menschheit zurückgegeben."
Besser als der Ruf
Auch der Chef des neuen "Spiegel Wissen" im Internet, Hauke Janssen, lobte die öffentliche Enzyklopädie. "Wikipedia ist deutlich besser als ihr Ruf. Sie ist aktuell und es gibt überraschend wenige Fehler." Gerade bei naturwissenschaftlichen Themen sei Wikipedia ein "enormer Fundus". Zudem hätten Tests die Qualität der auch von Laien geschriebenen Texte gelobt. "Es gibt zwar immer noch Vorbehalte gegenüber der Zuverlässigkeit. Aber die wurden ja vielleicht von Leuten verbreitet, die selbst Lexika verkaufen wollen", sagte Janssen.
Quelle: ntv.de