Für den Juni bislang beispiellos 40-Grad-Marke wackelt vielleicht mehrfach
21.06.2019, 15:51 Uhr
(Foto: picture alliance/dpa)
Die erste große Hitzewelle des Jahres rollt heran - und aus meteorologischer Sicht ungewöhnlich früh. Zwar gehen die Modelle noch etwas auseinander. Doch sicher ist: Es wird heiß. Vor allem im Nachbarland Frankreich deuten sich Parallelen zum Rekordjahr 2003 an. n-tv Meteorologe Björn Alexander blickt auf die kommenden Tage und gibt Tipps zum Umgang mit den hohen Temperaturen.
Auf dem Kalender steht "Sommeranfang" und in den Schlagzeilen "Hitzewelle". Wie sehen die aktuellen Berechnungen für die nahende Hitze aus?
Dass die Hitze kommt und Temperaturen über 30 Grad Celsius bringt, ist sicher. Allerdings sehen die Berechnungen der Wettermodelle weiterhin sehr unterschiedlich aus. Das ist aber bei einer derartigen Lage und aufgrund des langen Prognosezeitraums ganz normal.
Wie sehen diese Unterschiede aus?
Das lässt sich am besten anhand der zu erwartenden, deutschlandweit höchsten Temperatur erkennen. Die heißeste Temperatur dürfte am Montag zwischen 33 und 35 Grad liegen. Am Dienstag sind es je nach Modell zwischen 36 und 38 Grad. Am Mittwoch kommen dann die 40 Grad erstmalig ins Spiel, wenn die höchste Temperatur in Deutschland zwischen 38 und 40, vielleicht sogar 41 Grad liegen dürfte. Danach wird die Spanne größer. 35 bis 40 Grad sind es am Donnerstag. Freitag und Samstag könnten dann eine Maximaltemperatur zwischen 35 und 41 Grad bringen. Zum Sonntag werden die Unsicherheiten nochmals größer bei 30 bis 40 Grad für das landesweite Maximum.
Das ist ja schon eine große Spanne. Wird es denn überall heiß?
Auch dabei gibt es größere Unterschiede. Das liegt im Prinzip daran, wo das Hochdruckgebiet über Mitteleuropa nächste Woche zu liegen bekommt. Grundsätzlich bekommen aber wahrscheinlich alle von uns mehr oder weniger lange eine große bis extreme Hitze. Das gilt von Montag bis Mittwoch besonders für die westlichen Bundesländer. Also Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen, Saarland und Nordrhein-Westfalen. Am wenigsten betroffen sind in dieser Zeit noch die Küsten von Nord- und Ostsee, der äußerste Norden sowie der Nordosten.
Und ab Mittwoch?

Björn Alexander empfiehlt, viel zu trinken, Räume abzudunkeln und tagsüber die Fenster zu schließen.
Ab Mittwoch gehen die Modelle, was den Schwerpunkt der Hitze betrifft, immer weiter auseinander. Es besteht aber weitgehend Konsens darüber, dass die Hitze - mit unterschiedlichem Timing und Spitzen - zumindest bis Samstag weitergeht und sich überall ausbreitet. Und das macht sie mit jedem Tag dann noch unerträglicher, wenn die nicht klimatisierten Gebäude sich immer weiter aufheizen und auch die Nächte immer schlaffeindlicher werden.
Auch das Jahr 2003 brachte uns ja eine schlimme Hitzewelle. Wird diese jetzt vergleichbar?
Bei uns ist es derzeit noch sehr fraglich, ob die Hitze tatsächlich so lange halten wird. Mit Glück könnte das Schlimmste mit dem Monatswechsel durch sein. In Frankreich hingegen könnte diese Hitzewelle durchaus die Ausmaße vom August 2003 annehmen. Vor allem bei Temperaturen über 35 Grad erhöht sich die Sterblichkeitsrate signifikant. Das heißt für den 2003er Sommer, dass man europaweit von mehreren Zehntausend Toten ausgeht, die direkt oder indirekt der enormen Hitze zum Opfer gefallen sind.
Aber natürlich sind solche Temperaturen für alle Menschen eine ziemliche Belastung. Gibt es Tipps, wie wir am besten durch die Hitze kommen?
Erst einmal sollte man mehrere Gänge zurück schalten und die körperlichen Aktivitäten nach Möglichkeit auf den frühen Morgen oder den späten Abend verlegen. Weiters gibt es natürlich viele Möglichkeiten, die zur - kleinen - Abkühlung genutzt werden können. Beispielsweise soll es helfen, kühles Wasser über die Handgelenke laufen zu lassen. Oder das Aufhängen von feuchten Handtüchern in den Räumen, die dann für Verdunstungskühle sorgen. Ganz wichtig ist aber: sehr viel trinken und die Disziplin beim Lüften und beim Abdunkeln der Räume. Also: sobald es draußen wärmer wird als drinnen, die Fenster schließen. Ab jetzt kann es von Draußen nur noch wärmer werden. Und dann eben auch frühzeitig abdunkeln. Schlussendlich summiert sich die Hitze bei solchen Wetterlagen über mehrere Tage in den Räumen auf und wir werden sie - ohne Klimaanlage - auch nicht wieder los.
Wie häufig sind solche Temperaturen bis 40 Grad eigentlich im Juni?
Die höchsten Juni-Temperaturen liegen bisher bei über 38 bis 38,5 Grad. Und das aber auch nur bei einer Hand voll Wetterstationen. Höhere Werte sind eigentlich was für den Hochsommer im Juli und August. Insofern wäre das ein absolutes Novum, das außerdem zeigt, wie schwierig es offensichtlich ist, in unseren Breiten die 40 Grad im Juni zu knacken.
Warum?
Es muss definitiv alles "passen". Zuerst einmal die richtige Luftmasse, die sich auch einige Tage hält. Dann zum Beispiel die (möglichst geringe) Windstärke sowie der absolut wolkenfreie Himmel und eine möglichst hohe Temperatur ausgangs der Nacht. Und selbst dann gelingt es selbst im Hochsommer nur äußerst selten, dass wir über 40 Grad kommen. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ist das in Deutschland keine fünf Mal passiert.
Bis die große Hitze kommt: wie wird das Wochenende zuvor?
Das lädt definitiv noch zum Durchlüften ein. Am Samstag bei Tageshöchstwerten von 18 bis 22 Grad bei den Nordlichtern sowie im Bergland und 23 bis 26 Grad im großen Rest. Dabei dominiert besonders im Norden und der Mitte die Sonne, während im Süden weitere, teils kräftige Schauer und Gewitter möglich sind. Bevorzugt im Süden von Baden-Württemberg und Bayern.
Was bringt uns der Sonntag? Deutlich ansteigende Temperaturen. Oft bringen es die Temperaturen auf 25 bis 31 Grad, wobei es an Rhein und Ruhr am heißesten wird. Die Sonne ist dementsprechend richtig gut im Rennen und lediglich die Alpen bekommen noch letzte Gewitter. Dort sowie im Norden und Nordosten bleibt es auch am kühlsten bei 21 bis 24 Grad.
Und dann legt die Hitze los?
So ist es. Nebst harmloser Wolken dominiert nämlich die Sonne und lässt in Kombination mit der Saharaluft, die via Frankreich zu uns kommt, rasch ansteigen. Am Montag werden es zwischen 25 Grad an der Ostsee und bis zu 35 Grad am Rhein. Der Dienstag bringt 28 bis 38 Grad. Am Mittwoch sind dann 30 bis 40 Grad möglich. Am heißesten ist es in den Flussniederungen im Südwesten und Westen. Am wenigsten heiß zeigen sich die Küsten von Nord- und Ostsee. Dort wird es noch recht angenehm bei 25 bis 27 Grad.
Quelle: ntv.de