Es liegt ein Haftbefehl vor Anden-Wanderer unter Missbrauchsverdacht
10.09.2013, 08:59 Uhr
Raul Gomez in einem Krankenhaus.
(Foto: AP)
Ist das der Grund für seine Wanderung? Raul Gomez, der trotz des harten Winters Monate in den Anden überlebte, steht im Verdacht, einen Achtjährigen missbraucht zu haben. Seine Tochter weist einen Zusammenhang zurück.
Der seit vier Monaten vermisste und schließlich lebend auf rund 3000 Meter Höhe in den Anden entdeckte Wanderer Raul Gomez wurde wegen eines mutmaßlichen Sexualverbrechens gesucht. Laut der chilenischen Staatsanwaltschaft, soll der Mann in den Missbrauch eines achtjährigen Jungen verwickelt sein.
Die uruguayische Interpol bestätigte, dass in Montevideo ein internationaler Haftbefehl gegen den 58-Jährigen eingegangen sei. Die Tochter des Mannes wies zurück, dass ihr Vater wegen der gerichtlichen Untersuchung aus Chile übereilt geflüchtet sei. Es handelte sich um einen bereits abgeschlossenen Fall, erklärte sie, ohne aber Details zu nennen.
Der 58-Jährige aus Uruguay hatte versucht, von Chile nach Argentinien zu gelangen. Er verlor aber anscheinend bei zwei Schneestürmen die Orientierung. Die Besatzung eines argentinischen Hubschraubers fand ihn zufällig in der Berghütte Ingeniero Sardina in der Provinz San Juan.
Der Besatzung des Hubschraubers der lokalen Wasserwerke, die sich auf einem Beobachtungsflug der Schneemengen befand, fiel auf, dass die Türen der Berghütte offen waren. "Er saß auf dem Boden, wach, aber sehr schwach", erklärte einer der Piloten der Zeitung "Lucío Mercado". Er habe unter Tränen kaum lächeln können und musste bis zum Hubschrauber getragen werden.
Suche erfolglos
Der Mann war am 11. Mai von der chilenischen Ortschaft Petorca aus gestartet. Er hatte seine Familie gebeten, ihn als vermisst zu melden, falls er eine Woche später nicht auf der argentinischen Seite ankommt. Die polizeiliche Anzeige wurde erst Ende Juni in Argentinien empfangen. Eine Suchaktion blieb damals erfolglos.
Der Uruguayer wurde in ein Krankenhaus in der Stadt San Juan, 1000 Kilometer westlich von Buenos Aires, gebracht. Er hatte 20 Kilo abgenommen und war stark dehydriert, befand sich aber sonst in allgemein gutem Gesundheitszustand, erklärten die Ärzte. Das Eis- und Schneewasser im Hochgebirge ist sehr mineralarm und wird deshalb vom Körper kaum gehalten.
Gomez, der in seiner Heimatstadt Bella Unión als Klempner arbeitet, hatte die Anden westwärts nach Chile auf seinem Motorrad gekreuzt. Auf der Rückfahrt beschloss er nach einer Motorpanne, zu Fuß weiterzugehen. Er verfolgte einen Weg, die im Sommer auf bis zu 4500 Meter Höhe für Anden-Kreuzungen zu Pferd benutzt wird. Der starke Schneefall verdeckte aber den Pfad, weshalb sich der Mann stark nordwärts verirrte. Die Bergpässe der Anden werden während der Wintersaison ab 30. April geschlossen.
Er überlebte nach eigenen Angaben dank der knappen Lebensmittel, die in den im Winter verlassenen Berghütten der Bergsteiger hinterlassen werden. Auch jagte er Bergmäuse und verzehrte das wenige Gras, das er auf dem Weg fand. In Ingeniero Sardina gab er dann die Wanderung auf und wartete auf das Wunder, das sich schließlich auch ereignete.
Quelle: ntv.de, dpa