Vergewaltigungsfall in Avignon Angeklagter Ehemann in Klinik eingeliefert
10.09.2024, 16:53 Uhr Artikel anhören
Vor Gericht in der südfranzösischen Stadt Avignon verzögert sich die Aussage des Hauptangeklagten.
(Foto: picture alliance / abaca)
An Tag acht des Vergewaltigungsprozesses in Avignon soll erstmals der Hauptangeklagte Dominique P. aussagen. Doch kurz vor Beginn der Verhandlung wird er ins Krankenhaus eingeliefert. Seine Aussage verzögert sich.
Am achten Verhandlungstag des Vergewaltigungsprozesses im französischen Avignon verzögert sich die Aussage des Hauptangeklagten Dominique P. Der 71-Jährige sei ins Krankenhaus eingeliefert worden, teilte seine Anwältin mit. Der 71-Jährige sei krank, der Prozess werde möglicherweise unterbrochen, sagte der Vorsitzende Richter Roger Arata. Arata ordnete ein rechtsmedizinisches Gutachten an. Dominique P. hatte bereits am Vortag vorzeitig die Gerichtsverhandlung verlassen. Nach Angaben seiner Anwältin litt er unter Bauchschmerzen.
Anwältin Béatrice Zavarro wies Vermutungen zurück, P. wolle die Gerichtsverhandlung vermeiden. "Er hat immer gesagt, dass er da sein wird und aussagen will", sagte sie über ihren Mandanten, der sich bei den Ermittlungen geständig gezeigt hatte. Der Richter stellte in Aussicht, den Prozess zu unterbrechen, "bis sich sein Zustand verbessert". Die Anwälte seiner Ex-Frau zeigten sich einverstanden. Weder die 72 Jahre alte Gisèle P. noch ihre Kinder wollten in Abwesenheit des Angeklagten aussagen.
Der Franzose, der seine Frau über Jahre hinweg mit Schlafmitteln betäubte und Fremden zur Vergewaltigung anbot, hätte erstmals vor Gericht aussagen sollen. Gutachter hatten ihm am Vortag bescheinigt, "egozentrisch" und "manipulierend" zu sein. Er hat gestanden, seine mittlerweile geschiedene Frau Gisèle P. ohne ihr Wissen gemeinsam mit Fremden missbraucht zu haben. Dies sei eine Art Sucht geworden, hatte er den Ermittlern erklärt.
Gisèle P. hatte in der vergangenen Woche vor Gericht ausführlich geschildert, wie sie jahrelang unter unerklärlichen Gedächtnislücken und gynäkologischen Problemen litt, bevor sie erfuhr, in welcher Weise sich ihr Mann an ihr verging. Dies wurde aufgedeckt, als ihr Mann wegen eines anderen Vergehens ins Visier der Justiz geriet, weil er in einem Einkaufszentrum Frauen unter den Rock gefilmt hatte. So stießen die Ermittler auf etwa 4000 Fotos und Videos von Vergewaltigungen der offensichtlich bewusstlosen Frau.
Die Ermittler fanden auf Festplatten, USB-Sticks und Computern des Hauptangeklagten fast 4000 Fotos und Videos der Taten. Die Beamten ermittelten auf Basis der Aufnahmen insgesamt rund 200 Vergewaltigungen von Gisèle P. zwischen 2011 und 2020. Die meisten beging ihr Ehemann, in 92 Fällen waren andere Männer die Täter, von denen 50 identifiziert werden konnten. Neben Dominique P. müssen sich damit 50 weitere Angeklagte vor Gericht verantworten, ihnen drohen Haftstrafen von bis zu 20 Jahren. Der Prozess begann Anfang September und wird nach Interventionen des Gerichtsmediziners, Psychologen, diversen Zeugen sowie den zahlreichen Mit-Angeklagten bis Mitte Dezember andauern.
Quelle: ntv.de, rwe/AFP