Panorama

"Kein nuklearer Zwischenfall" Atom-U-Boot rammt Felsbrocken

Die "HMS Astute" ist noch gar nicht offiziell im Dienst.

Die "HMS Astute" ist noch gar nicht offiziell im Dienst.

(Foto: dpa)

Peinlich, peinlich: Das modernste Atom-U-Boot der Royal Navy, ausgerüstet mit ausgefeilter Navigationstechnik, ist auf Grund gelaufen. Nicht bei einer kitzeligen Mission, sondern bei einer Testfahrt, daheim, vor der Küste Schottlands. Nach Angaben des Verteidigungsministerium ist aber nichts passiert.

Schwere Blamage für die Flotte ihrer Majestät: Die "HMS Astute" - das modernste und größte Atom-U-Boot der britischen Marine - rammte einen Felsbrocken im Meer. Das Unterseeboot dümpelte manövrierunfähig vor der schottischen Küste. Die Panne passierte, bevor das Schiff überhaupt offiziell seinen Dienst aufgenommen hat. Radioaktivität sei nicht ausgetreten, erklärte das Verteidigungsministerium. Die Besatzung sei unversehrt davongekommen.

Es handele sich nicht "um einen nuklearen Zwischenfall", beschwichtigte das Ministerium in London. Weder seien Besatzungsmitglieder verletzt, noch gebe es irgendwelche Anzeichen für einen Umweltschaden. Das Boot sei nicht Leck geschlagen. Mittlerweile ist das Atom-U-Boot wieder in tiefere Gewässer gezogen worden. Die "HMS Astute" werde die Nacht auf See verbringen und dann am Samstag auf Schäden untersucht, teilte die britische Marinemit.

Ende einer schlimmen Woche

Für die Royal Navy und die gesamte britische Armee ist der Unfall der i-Tüpfelchen auf eine schlimme Woche. Am Dienstag hatte die Regierung drastische Sparpläne vorgestellt. Die Armee wird 42.000 Bedienstete verlieren, darunter 17.000 Soldaten. Dabei kam auch heraus, dass die alten U-Boote der Vanguard-Klasse noch länger Dienst tun sollen und eine Entscheidung über das neue U-Boot-Programm zeitlich geschoben wird.

Das Schiff kann bis zu 38 Torpedos des Typs Spearfish sowie Tomahawk-Raketen tragen.

Das Schiff kann bis zu 38 Torpedos des Typs Spearfish sowie Tomahawk-Raketen tragen.

(Foto: dpa)

Die "Astute" gilt als Späher-U-Boot. Mit modernster Abhörtechnik ausgerüstet, kann sie tagelang unerkannt in der Tiefe lungern und etwa Mobilfunk anzapfen. Ihre spezielle Oberflächenhaut erlaubt es dem Schiff, sich unhörbar an feindliche Schiffe oder U-Boote anzuschleichen.

Ein Felsbrocken vor der Küste von Schottland war dagegen offensichtlich ein zu großes Hindernis für das hochmoderne Kriegsschiff. Ein Augenzeuge sagte der BBC: "Ich habe mich gewundert, wie weit die an die Küste heranfahren. Es sind doch gute Bojen da." Der Kommandant hatte sich erst vor kurzem der BBC gegenüber stolz über das vollelektronische Navigationssystem geäußert. "Hier geht alles von alleine, hier wird nichts mehr wie früher per Hand gesteuert", hatte er sinngemäß gesagt.

Probleme von Anfang an

Die "Astute" ist Flaggschiff eines milliardenschweren U-Boot- Programmes, das noch von der Labour-Regierung in Großbritannien ins Leben gerufen und dessen volle Verwirklichung inzwischen fraglich ist. Das Schiff kann bis zu 38 Torpedos des Typs Spearfish sowie Tomahawk-Raketen tragen. Damit können sowohl Ziele unter Wasser, auf See und an Land angegriffen werden.

Schon kurz nach der Schiffstaufe - vorgenommen von Prinz Charles zweiter Frau Camilla, hatte es Probleme gegeben. Die Gummikacheln des Bootes gerieten in Brand. Auch hier weiß keiner, warum. 2002 war das U-Boot "HMS Trafalgar" ebenfalls vor der schottischen Küste, ebenfalls in der Nähe der Isle of Skye, auf Grund gelaufen. Zwei Offiziere mussten damals gehen, weil ihnen Fahrlässigkeit nachgewiesen wurde. Im Februar 2009 stieß ein mit Atomraketen bestücktes U-Boot der britischen Vanguard-Klasse im Atlantik mit einem französischen Unterseeboot zusammen.

Quelle: ntv.de, Britta Gürke und Michael Donhauser, dpa

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