Panorama

Polizei muss Schleusen bewachen Bangkoker zunehmend gereizt

Die Bewohner von Sam Wa kämpfen seit Wochen gegen das Hochwasser.

Die Bewohner von Sam Wa kämpfen seit Wochen gegen das Hochwasser.

(Foto: REUTERS)

Das Zentrum der thailändischen Hauptstadt Bangkok merkt wenig von der Flutkatastrophe des Landes. Die Außenbezirke umso mehr. Dort protestieren Bewohner zunehmend gegen die Ungleichbehandlung und öffnen selbstständig eine Schleuse. Der Gouverneur lässt die Polizei aufmarschieren. Es ist eine politische Auseinandersetzung mit der Ministerpräsidentin.

Streit um Schleusen in Bangkok: bringen die Stadt nach Angaben des Gouverneurs erneut in Hochwassergefahr. Weil sie eine Kanalschleuse rund 20 Kilometer nordöstlich des Zentrums beschädigt hatten, drohten weitere Bezirke zu überschwemmen, sagte Sukhumphand Paribatra. Er ließ die Schäden unter Polizeischutz reparieren. "Wir bleiben 24 Stunden hier, um sicherzustellen, dass sich niemand mehr an der Schleuse zu schaffen macht", sagte der Polizist Ek Ekustra, der im Bezirk Sam Wa mit 100 Kollegen im Einsatz war.

Polizei und Armee sichern die Schleusen.

Polizei und Armee sichern die Schleusen.

(Foto: REUTERS)

Die Anwohner sind sauer, weil ihr Bezirk seit Wochen unter Wasser steht. Sie erzwangen zunächst mit lautstarken Protesten die Öffnung des Schleusentors und gruben zusätzlich Gräben um die Schleuse herum, um den Ablauf des Wassers zu beschleunigen. "Wir stehen seit mehr als einem Monat unter Wasser, die Leute haben die Nase voll", sagte der Lehrer Somsak Jitchuen. "Nur, weil wir in den Außenbezirken leben, gelten wir nichts. Wenn die Innenstadt von Bangkok ein paar Tropfen Wasser abbekommt, spricht jeder darüber."

Das Wasser rauschte vor der Reparatur ungebremst in dem Saen Saep- Kanal, der durch die Innenstadt von Bangkok fließt. Der Gouverneur befürchtete Überschwemmungen im Zentrum mit Banken, Firmen und Hotels. Dort war es bislang trocken geblieben. 17 der 50 Bangkoker Bezirke sind teilweise überschwemmt.

"Das sind Machtspielchen"

Schon die Öffnung des Schleusentors war gegen den Protest des Gouverneurs erfolgt. Regierungschefin Yingluck Shinawatra hatte dies nach den Protesten der Anwohner zugelassen. Yingluck und der Gouverneur sind politische Gegner. Der Gouverneur gehört der Partei der Demokraten an, die viel Rückhalt unter den wohlhabenden Bangkoker Familien hat. Yinglucks Machtbasis sind die ärmeren Bevölkerungsschichten. "Das sind Machtspielchen", sagte der Politologe Thitinan Pongsudhirak. "Bangkok zu schützen ist zwar auch Yinglucks Aufgabe, aber nicht ihre Priorität."

Die Zahl der Toten aufgrund der schweren Überschwemmungen stieg derweil auf über 400. Angaben der Regierung zufolge kamen mindestens 427 Menschen ums Leben. Angaben über Tote in der Hauptstadt Bangkok enthält der Bericht nicht. Thailand erlebt seit etwa drei Monaten die heftigsten Regenfälle und Überschwemmungen seit Jahrzehnten. Neun Millionen Menschen verloren ihre Bleibe, tausende Fabriken mussten geschlossen werden.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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