Panorama

Mäzen spendet für Verschüttete Bergleute bei guter Gesundheit

Die Angehörigen der verschütteten Bergleute jubeln, dass ihre Männer, Väter und Söhne leben.

Die Angehörigen der verschütteten Bergleute jubeln, dass ihre Männer, Väter und Söhne leben.

(Foto: dpa)

Frisches Wasser, Nahrung und Medikamente, Platz für Bewegung und Kontakt zur Außenwelt – die seit fast drei Wochen verschütteten chilenischen Bergleute haben unterdessen alles, um überleben zu können. Ein millionenschwerer chilenischer Industrieller greift über Tage den Angehörigen unter die Arme.

Die seit 18 Tagen unter Tage eingeschlossenen 33 Bergleute in Chile haben zum ersten Mal frisches Wasser sowie Nahrung und Medikamente erhalten. Über einen Schlauch wurden die Vorräte in 700 Meter Tiefe geschickt, wo die Bergleute bei relativ guter gesundheitlicher Verfassung auf ihre Rettung warten. Als Nahrung wurde ihnen eine Glukoselösung geschickt. Die Medikamente sollen Magengeschwüre verhindern. Möglicherweise müssen die Arbeiter aber noch bis Weihnachten warten, um wieder ans Tageslicht zu kommen.

Jeder Verschüttete schickt eine Nachricht

Lilianette Ramirez hat einen Brief ihres Ehemannes Mario Gomez aus dem Schacht erhalten.

Lilianette Ramirez hat einen Brief ihres Ehemannes Mario Gomez aus dem Schacht erhalten.

(Foto: REUTERS)

Über Funktelefon konnten sie den Helfern und Regierungsvertretern von ihren Überlebensstrategien der vergangenen Tage berichten. "Sie haben alle 48 Stunden zwei Löffel Thunfisch gegessen und ein halbes Glas Milch getrunken", sagte Isabel Allende, die Senatorin für die Nord-Region, in der die Mine liegt. Allende zufolge gab jeder Bergarbeiter in einer individuellen, über die Sonde nach oben geleiteten Botschaft Auskunft über seinen Gesundheitszustand. "Es war bewegend, diese von jedem einzelnen geschickten Röllchen zu sehen", sagte die Tochter des 1973 ermordeten chilenischen Präsidenten Salvador Allende.

Bergbauminister Laurence Golborne, sagte, die Männer hätten in den vergangenen Tagen das Wasser getrunken, das von den Höhlenwänden lief. "Sie haben nach Nahrung und Zahnbürsten verlangt und nach etwas für ihre Augen", die unter dem Staub leiden. Das chilenische Fernsehen zeigte Bilder von Golborne und den Rettungskräften, die um einen Telefonhörer herumstehen und mit den Verschütteten sprechen.

"Herr Minister, es geht uns allen gut", sagte einer der Bergleute, der sich als "Luis Urzua, Schichtleiter" vorstellte. Der Arbeiter fragte den Minister nach dem Schicksal der Kollegen, die zum Zeitpunkt des Einsturzes der Mine auf dem Weg nach draußen waren. "Alle sind unversehrt herausgekommen", sagte Golborne. "Es gab keine Opfer." Die Verschütteten reagierten auf die Nachricht mit lautstarkem Jubel und riefen den bei Sportveranstaltungen üblichen Schlachtruf "Chi-chi-chi Le-le-le". Dann sangen sie die Nationalhymne.

Nach Angaben eines Experten haben die Eingeschlossenen trotz ihrer dramatischen Lage zumindest genügend Platz für Bewegung. "Ich denke, dass sie sich auf einer Länge von mindestens 1,8 Kilometern bewegen können", sagte der Bergarbeiter Juan Carlos Diaz, der die Begebenheiten der Mine aus eigener Erfahrung kennt.

Das erste Lebenszeichen aus 700 Metern Tiefe.

Das erste Lebenszeichen aus 700 Metern Tiefe.

(Foto: dpa)

Die Bergarbeiter harren seit dem 5. August unter Tage aus: Damals stürzte die kleine Gold- und Kupfermine am Rand von Copiapo in der Atacama-Wüste, etwa 850 Kilometer nördlich der Hauptstadt Santiago, ein. Am Sonntag schickten die Verschütteten über eine Sonde zwei kleine Briefe als erstes Lebenszeichen an die Außenwelt.

Kurzfristig Rettung nicht in Sicht

Die Rettung der Kumpel könnte allerdings noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Laut dem mit der Leitung der Bergungsarbeiten betrauten Chefingenieur Andres Sougarret braucht es mindestens vier Monate und stärkere Bohrmaschinen, um einen für die Bergung der Männer genügend breiten Schacht in den instabilen Grund zu bohren.

Sicherheitsvorschriften werden verschärft

Der chilenische Präsident Sebastian Pinera kündigte angesichts des Unglücks unterdessen an, dass die Sicherheitsvorschriften in den Minen des Landes verschärft werden sollten. Eine Arbeitsgruppe solle neue Richtlinien für die Sicherheit erstellen, sagte Pinera in der Hauptstadt Santiago.

Die Unglücksmine bei Copiapo wurde erstmals im Jahr 1889 in Betrieb genommen und 2007 nach einem tödlichen Unfall zunächst geschlossen. Erst im vergangenen Jahr wurde die Mine wieder eröffnet. Allein in diesem Jahr kamen in Chile bislang 31 Bergarbeiter ums Leben.

"... dann schmeiße ich eine Party"

Die 33 verschütteten Bergarbeiter.

Die 33 verschütteten Bergarbeiter.

(Foto: REUTERS)

Ein millionenschwerer chilenischer Industrieller und bekannter Mäzen hilft inzwischen den Angehörigen. Der für seine Wohltätigkeit bekannte Multimillionär Leonardo Farkas kündigte an, dass die Familien der eingeschlossenen 33 Kumpel jeweils einen Scheck in Höhe von fünf Millionen chilenischen Pesos (umgerechnet rund 7840 Euro) erhalten sollen. "Wenn sie gerettet sind, schmeiße ich eine Party", versprach Farkas.

Zugleich kündigte der mit einer Bergbaugesellschaft zu Wohlstand gekommene Millionär an, auch weitere chilenische Industrielle um Hilfe für die Verschütteten bitten zu wollen. Insgesamt wolle er so für jeden einzelnen der Verschütteten einen Betrag von einer Million Dollar sammeln.

Quelle: ntv.de, AFP

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