Panorama

Merkel besucht das Hochwasser-bedrohte Bitterfeld Brandenburg rüstet sich für Wassermassen

Freiwillige befüllen direkt an der Elbe in Bälow (Brandenburg) Sandsäcke.

Freiwillige befüllen direkt an der Elbe in Bälow (Brandenburg) Sandsäcke.

(Foto: dpa)

Die Hochwasserlage in Niederbayern und Sachsen-Anhalt ist nach wie vor dramatisch. Trotz sinkender Pegel ist die Gefahr von Deichbrüchen weiterhin hoch. Auch die Innenstadt von Bitterfeld ist bedroht. Dort besucht Kanzlerin Merkel Betroffene und Helfer und verspricht weitere Hilfen. In Dresden ist derweil der Scheitelpunkt erreicht, der jedoch mehrere Tage anhalten soll.

Das Hochwasser bedroht nun mit zerstörerischer Kraft den Norden Deutschlands. Bundesländer wie Niedersachsen und Brandenburg rüsteten sich für die anrollenden Wassermassen, die bereits im Süden und Osten große Verwüstungen angerichtet haben. Mehrere Deiche drohten unter dem Druck des Wassers zu brechen.

Das Hochwasser wird die Brandenburger noch tagelang in Atem halten. Die von Süden ins Land drängenden Wassermengen drückten auf die Deiche. Innenminister Dietmar Woidke (SPD) schätzt die Situation schwieriger ein als bei der Jahrhundertflut 2002. "Mit jeder Stunde, die es länger dauert, wird es schwieriger werden", sagte er. "Es ist eben nicht nur die Elbe, die kommt. Dieses Mal kommen alle Nebenflüsse mit großer Wucht mit dazu", sagte Woidke.

Ganz besonders zittert der 4000-Einwohner-Ort Mühlberg im Elbe-Elster-Kreis. Ein Pflegeheim in der Altstadt ist bereits evakuiert, weitere rund 2100 Anwohner sollen ihre Wohnungen verlassen. Die Polizei fährt mit Wagen durch die Straßen und ruft die Bürger per Lautsprecher zum Verlassen ihrer Häuser auf. Auch der Landkreis Prignitz bereitet sich auf den Ernstfall vor. "Wir wissen auch dort nicht, wie hoch das Wasser stehen wird", sagte ein Sprecher des Krisenstabs in Potsdam. In Nordbrandenburg wird der Höhepunkt der Flutwelle am Wochenende erwartet.

Merkel besucht Bitterfeld

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den von den Rekord-Hochwassern in Ost- und Süddeutschland betroffenen Regionen erneut Hilfen der Bundesregierung zugesichert. "Ich glaube, dass man sich darauf verlassen kann, dass das Menschenmögliche getan wird", sagte sie bei einem Besuch bei Helfern am Goitzschesee bei Bitterfeld in Sachsen-Anhalt. Dort droht das Hochwasser, die Innenstadt zu überfluten.

Merkel bekräftigte außerdem die bereits von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble erklärte Bereitschaft für finanzielle Unterstützung über die bereits zugesagten 100 Millionen Euro für kurzfristige Soforthilfen hinaus. Zunächst gelte es eine "Analyse der Gesamtschäden" abzuwarten, sagte sie. "Dann wird man da natürlich weiter helfen. Wir werden das Unsrige tun." Bundeswehr und Bundespolizei würden zudem alle angeforderten Kräfte zur Verfügung stellen, betonte Merkel. "Was wir leisten können, tun wir."

Angesichts der bereits absehbaren dramatischen Schäden durch die Hochwasser forderte die SPD einen Hilfsfonds ähnlich wie nach der sogenannten Jahrhundertflut an der Elbe von 2002. "Dieser Hilfsfonds wird mit mehreren Milliarden Euro ausgestattet sein müssen", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD in Bundestag, Thomas Oppermann. Nach der Flut von 2002 hatten Bund und Länder einen "Aufbaufonds" mit einem Volumen von 7,1 Milliarden Euro gebildet. Damit wurden Unternehmen und Privatleute unterstützt sowie zerstörte öffentliche Infrastrukturen etwa in den Kommunen wieder aufgebaut.

Auch die Wirtschaftsminister der Länder sprachen sich für schnelle, unbürokratische Hilfen für betroffene Betriebe aus. Die Unternehmen sollten einen Zuschuss von 50 Prozent ihrer Schäden erhalten. Er solle aber bei 15.000 Euro gedeckelt sein, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe von der CDU. Nach den Worten Glawes werde die staatliche Förderbank KfW zudem deutlich niedrigere Kreditzinsen von Betroffenen verlangen.

Schäden noch nicht abzuschätzen

Mehrfach lobte die Kanzlerin bei dem Besuch in Bitterfeld, wie groß die Solidarität in den Hochwassergebieten sei. "Man sieht, dass Hand in Hand gearbeitet wird. Das ist schon wunderbar, was die Solidarität und das Zusammenstehen anbelangt. Da kann man ein Stück stolz darauf sein, dass das so klappt." In den Hochwassergebieten hatten sich Tausende freiwillig gemeldet, um die Deiche zu verstärken. Viele Helfer folgten dabei Facebook-Aufrufen und versammelten sich in mehreren Städten zum Füllen von Sandsäcken und zum Aufräumen.

Im Deggendorfer Ortsteil Fischerdorf stehen bereits Häuser unter Wasser.

Im Deggendorfer Ortsteil Fischerdorf stehen bereits Häuser unter Wasser.

(Foto: dpa)

Im Bundestag diskutierten die Fraktionen über die Folgen und Konsequenzen der Rekordflut. Schäuble sagte, es werde alles getan, um die langfristigen Schäden zu beheben. "Darauf können sich alle verlassen." Lammert dankte wie Schäuble den Helfern vor Ort, insbesondere den vielen Freiwilligen. Die Höhe der Schäden ist noch nicht abzuschätzen. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner schätzte allein die Schadensbilanz in Landwirtschaft und Fischerei vorläufig auf 173 Millionen Euro. Die Summe werde noch weiter steigen, Schäden an Häusern und Infrastruktur ließen sich noch gar nicht beziffern, hieß es. Die R+V Versicherung geht für sich aber schon jetzt von höheren Kosten aus als beim Hochwasser im Jahr 2002. Das hatte die Wiesbadener R+V 60 Millionen Euro gekostet.

Am Sonntag wollte auch Bundespräsident Joachim Gauck die betroffenen Gebiete besuchen. Zunächst will er in Halle an einem Gottesdienst teilnehmen, teilte das Bundespräsidialamt mit. Anschließend sind demnach Gespräche mit betroffenen Bürgern und Helfern an Saale und Elbe vorgesehen.

Die Meteorologen haben derweil keine guten Nachrichten für die Betroffenen in den Hochwassergebieten. Sie sagen im Süden und Südosten für die kommenden Tage schwere Hitzegewitter mit zum Teil ergiebigen Regenfällen voraus. Weil die Wiesen und Äcker nach wie vor vollgesogen sind, werden sich die Regenmengen eins zu eins in die Flüsse ergießen. Allein in Sachsen könnte das nachfließende Regenwasser für eine schlimme Entwicklung sorgen. Schon jetzt hält nachrückendes Wasser aus Tschechien den Pegel der Elbe stabil. Zudem wird das zusätzliche Nass von oben den ohnehin durchweichten Deichen stark zusetzen.

Nach Ansicht von Experten muss im Hochwasserschutz künftig aber umgedacht werden. "Die Deicherhöhungen sind an der Grenze", sagte beispielsweise Bernd Ettmer, Wasserbau-Experte der Hochschule Magdeburg-Stendal. "Für jeden Meter, den man nach oben baut, braucht man drei Meter in die Breite." Umweltschutzverbände kritisierten, dass Bundesländer den Hochwasserschutz aufgeweicht hätten. Deshalb gebe es zum Beispiel an der Elbe noch immer zu wenig Polderflächen, die Fluten auffangen könnten. Für sie seien Bebauungsverbote und Auflagen für die Landwirtschaft nötig. Die sächsische Landesregierung plant nach eigenen Angaben gemeinsam mit B´ayern eine Gesetzesinitiative für Hochwasserschutz, die dem Gemeinschaftsrecht eine Priorität vor Individualrecht einräumt, um jahrelang dauernde Planungsverfahren zu vermeiden.

8000 Soldaten im Einsatz

Die Hochwasserlage an Donau, Elbe und Saale blieb unterdessen weiterhin angespannt. Tausende Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen. In vielen Haushalten gab es keinen Strom. Die Fluten beeinträchtigten auch den Fernverkehr. Die Deutsche Bahn sperrte am Donnerstag eine ICE-Strecke in Sachsen-Anhalt. In Bayern sind mehrere Autobahnen bei Deggendorf überflutet. Die Bundeswehr war unter anderem in Bayern, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg im Einsatz. Rund 8000 Soldaten unterstützten die Deichsicherung und Evakuierungen vor Ort, teilte die Bundeswehr mit. Die Feuerwehr war laut Innenministerium mit 55.000 Helfern im Einsatz. Hinzu kommen rund 5000 Helfer der Hilfsorganisationen.

Beim Befüllen von Sandsäcken ist in Barby im Salzlandkreis ein Mann gestorben. Der Mann sei ein freiwilliger Helfer gewesen, teilte der Katastrophenschutzstab mit. Ein Notarzt habe ihm nicht mehr helfen können. Bereits am Mittwoch sei eine Frau in Aderstedt kollabiert und gestorben, als sie vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht werden sollte, hieß es weiter.

Das Hochwasser entlang der bayerischen Donau blieb trotz sinkender Pegel bedrohlich. In der gefährdeten Region um Deggendorf und Straubing geht das Wasser zwar langsam zurück, die Gefahr, dass die durchgeweichten Dämme brechen, ist aber weiter sehr hoch. Ministerpräsident Horst Seehofer besuchte das Gebiet und machte sich in einem Hubschrauber ein Bild von der Lage. "Es ist unbeschreiblich schlimm. Das übersteigt alle Dimensionen", sagte der CSU-Politiker in Deggendorf, wo eine Fläche so groß wie der Tegernsee unter Wasser steht. Im nahe gelegenen Osterhofen war die Gefahr, dass ein 2,5 Kilometer langer Damm bricht, zunächst gebannt. Während die Pegelstände an der Donau von Kelheim über Regensburg und Straubing bis Deggendorf fallen, stagniert der Wasserstand an den Messstellen bis Passau, wo ein Pegel von 9,80 Metern gemessen wurde. Mehrere Autobahnen wurden gesperrt. In Oberbayern wurde dagegen in allen betroffenen Landkreisen der Katastrophenalarm aufgehoben. Auch Thüringen hat das Schlimmste überstanden. Die Lage an den Flüssen entspannte sich. Nur noch an drei Messstellen der Saale galt die höchste Alarmstufe 3.

In Sachsen blicken die Menschen heute gebannt nach Tschechien, von woher die Elbe-Scheitelwelle anrollt. Brennpunkte sind Dresden und die Elbkommunen in der Sächsischen Schweiz. Der Scheitel der Elbe soll Dresden bereits erreicht haben. Seit einigen Stunden liegt der Pegel stabil bei 8,76 Meter und bleibt damit deutlich unter dem der Flut von 2002 zurück, der bei 9,40 Meter lag. Tückisch ist diesmal aber die lange Verweildauer des Wassers, weil die Zuflüsse aus Tschechien nicht verebben. Von mindestens vier Tagen Höchststand ist derzeit die Rede, was eine Herausforderung für viele Deichbauten bedeuten könnte. In Dresden gab es weitere Evakuierungen, nach Angaben der Stadt waren rund 9000 Haushalte ohne Strom, 16.000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. In Meißen war die Elbe nur noch auf einer Fußverbindung passierbar. In der Sächsischen Schweiz sind viele Touristenorte überflutet. In anderen Teilen Sachsens liefen nach Angaben von Innenminister Markus Ulbig bereits die ersten Aufräumarbeiten.

Ein Gepard wird im Tiergarten Bernburg in Sachsen-Anhalt mit einem Schlauchboot in Sicherheit gebracht.

Ein Gepard wird im Tiergarten Bernburg in Sachsen-Anhalt mit einem Schlauchboot in Sicherheit gebracht.

(Foto: dpa)

Sachsen-Anhalt hofft auf haltende Deiche

In Sachsen-Anhalt gilt in sechs Landkreisen Katastrophenalarm. Besonders im Raum Bitterfeld und in der Stadt Halle halten die Wassermassen die Menschen in Atem. "Wir hoffen, dass die Deiche halten", sagte eine Sprecherin des Krisenstabs in Magdeburg. In Bitterfeld droht der angrenzende Goitzschesee über die Ufer zu treten und die Innenstadt zu überschwemmen. Zwei Sprengungen eines Dammes hatten keine Entlastung gebracht, eine dritte lehnte Sachsen auf seinem Gebiet ab. Auch in Halle war die Lage weiterhin angespannt, obwohl der Pegelstand der Saale zurückging. Der Druck auf die Deiche, die die Innenstadt und Halle-Neustadt vor Überflutung schützen sollen, sei weiterhin groß. Im schlimmsten Fall wären 30.000 Menschen betroffen. Teile der Altstadt sind bereits überschwemmt und Häuser geräumt, darunter zwölf Altenheime.

An der Schwarzen Elster brach bei Jessen im Kreis Wittenberg ein weiterer Damm. Der Deich sei auf einer Länge von 30 Metern aufgerissen, sagte ein Sprecher des Landkreises. Das Wasser ströme auf den Ortsteil Klossa zu. Ein Hubschrauber sei angefordert worden. Ziel sei es, mit dem Ablegen der Sandsäcke aus der Luft die Bruchstelle möglichst zu verkleinern. Schlimm ist die Lage auch in dem kleinen Ort Elster. Alle 2500 Einwohner der Elbe-Stadt sollen umgehend ihr Zuhause verlassen und Notunterkünfte in Zahna beziehen. Der schützende Damm wurde aufgegeben, weil zu viel Wasser durch den Fuß des Bauwerks dringt. Der Katastrophenstab rechnet damit, dass das Wasser im Ort bis zu 1,25 Meter hoch stehen wird. Lebensgefahr bestünde zwar nicht, nach und nach müsse aber die Stromversorgung abgestellt werden. Auch das Klärwerk werde dann stillgelegt.

In Magdeburg wird der Höchststand am Wochenende erwartet. Prognosen gehen von 7,20 Meter aus, aktuell sind es bereits mehr als sechs Meter. 2002 waren es 6,72 Meter. Anders als zuvor gemeldet ist der Damm im Vorort Salbke nicht gebrochen. Nach einem Besuch vor Ort meldete sich ein Mitarbeiter des Landtagsabgeordneten Dieter Steinecke bei n-tv.de, um diese Falschinformation zu korrigieren. Entlang der Elbe wurden Deiche verstärkt und teilweise bereits Menschen evakuiert. Kritisch ist die Lage in Calbe an der Saale. Nach Angaben des MDR-Reporters vor Ort steht Wasser im Rathaus. Der Saale-Pegel stieg über die Marke von 9,50 Meter. Ein weiterer Damm brach in Schweinitz an der Schwarzen Elster. Hubschrauber der Bundeswehr sollen dort Sandsäcke abwerfen, um den Durchbruch zu schließen.

Die Regierung in Sachsen-Anhalt vereinbarte ein Sofortprogramm zur Hochwasserhilfe. In einem ersten Schritt sollen aus dem laufenden Landeshaushalt 20 Millionen Euro eingesetzt werden. Mit den Kompensationsleistungen des Bundes stehen dann insgesamt 40 Millionen Euro zur Verfügung. Dies sei ein erster Schritt, hieß es in Magdeburg.

Niedersachsen bereitet sich vor

Der Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern, Till Backhaus, erwartet derweil ein nie dagewesenes Hochwasser. In Dömitz erreichte die Elbe bereits eine Höhe von 4,42 Meter, normal sind gut zwei Meter. Ausgelegt sind die Deiche für 7,50 Meter. Das Problem sei, dass zu den Fluten der Elbe auch das Hochwasser der Saale komme, so Backhaus. Hunderte Bundeswehr-Soldaten unterstützten die Schutzmaßnahmen.

Für Niedersachsen wird das Elbe-Hochwasser derweil vermutlich weniger bedrohlich als befürchtet. Die Prognosen für die höchsten Pegelstände wurden erneut um rund einen halben Meter nach unten korrigiert. Für die besonders bedrohte Kleinstadt Hitzacker werden nun für Dienstag und Mittwoch Höchststände von 7,65 Metern vorhergesagt. Das wäre knapp weniger als die bisherige Höchstmarke von 7,70 Meter und 1,15 Meter weniger als noch vor zwei Tagen prognostiziert wurde. Außerdem könnte der Scheitelpunkt der Elbe in Niedersachsen eventuell schon Mitte der Woche überschritten sein, sagte ein Sprecher des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).

Einsatzkräfte waren trotzdem rund um die Uhr damit beschäftigt, die Elbdeiche vor den kommenden Wassermassen zu sichern. "Man füllt Sandsäcke Tag und Nacht", sagte ein Polizeisprecher. Im Landkreis Lüneburg waren 2500 Helfer im Einsatz, darunter auch 1200 Bundeswehr-Soldaten. In Lüchow-Dannenberg sah es ähnlich aus. "Bei uns sind rund 3800 Kräfte im Einsatz, Tendenz steigend", erklärte die Sprecherin der Hochwasser-Pressestelle des Kreises, Jenny Raeder.

In Dresden ist der Scheitelpunkt erreicht - er soll sich aber mehrere Tage auf diesem Niveau halten.

In Dresden ist der Scheitelpunkt erreicht - er soll sich aber mehrere Tage auf diesem Niveau halten.

(Foto: dpa)

Die Sicherheit im Atomzwischenlager Gorleben ist nach Angaben des Betreibers nicht durch das drohende Rekord-Hochwasser der Elbe gefährdet. "Das Lager liegt vier Meter höher als der Ort Gorleben, wir erwarten nicht, dass das Wasser bis zu uns kommt", sagte der Sprecher der Gesellschaft für Nuklearservice, Jürgen Auer, in Hannover. Das Transportbehälterlager ist rund drei Kilometer von der Elbe entfernt. "Selbst wenn das Lager überflutet würde, besteht keine Gefahr", betonte Auer. Die 120 Tonnen schweren Atommüllbehälter könnten weder aus der Halle geschwemmt werden, noch könnte Radioaktivität das Wasser kontaminieren.

Österreich atmet auf

In den polnischen Hochwassergebieten gibt es die bisher schwersten Überschwemmungen der aktuellen Katastrophe. Die Feuerwehr rückte rund 2000 Mal aus. Polizisten und freiwillige Helfer waren im Dauereinsatz, um Deiche zu verstärken und Häuser mit Sandsäcken zu sichern. Noch sind keine Evakuierungen nötig. Besonders betroffen sind Gebiete im Süden sowie im Landeszentrum und Südwesten.

Auch Ungarn bereitet sich derzeit auf Rekord-Hochwasser der Donau vor. Die Scheitelwelle werde Budapest am Wochenende erreichen und einen Pegelstand von rund 8,85 Meter haben, teilte die zuständige Behörde mit. Soldaten und freiwillige Helfer sind bereits seit Tagen im Einsatz, um Dämme und Uferanlagen mit Sandsäcken zu verstärken und mobile Schutzdämme zu errichten. Ministerpräsident Viktor Orban hatte am Dienstag den Notstand für betroffene Landesteile ausgerufen.

Österreich hat dagegen den Höhepunkt der Flut wohl überstanden. Lediglich in der Region hinter Wien nahe der slowakischen Grenze stiegen die Donau-Pegelstände noch, teilten die Behörden mit. Die Lage bleibe insgesamt angespannt, da die Fluten nur langsam aus den überschwemmten Gebieten wichen. Das Wasser drücke weiter auf Dämme und Wälle. In der slowakischen Hauptstadt Bratislava erreichte der Wasserstand der Donau mit 10,3 Meter einen Rekordwert. Die Scheitelwelle wird in der Nacht zu Freitag mit 10,4 Metern erwartet.

Auch für die tschechische Industriestadt Usti (Aussig) an der Elbe ist das Schlimmste wohl vorbei. Das Wasser stieg nicht über die bedrohliche 11-Meter-Marke. Der höchste Wasserstand war am Morgen mit 10,71 Metern gemessen worden, wie die zuständige Behörde mitteilte. Wohngebiete und Geschäfte am rechten Flussufer blieben überflutet. In Terezin (Theresienstadt) brach ein provisorischer Damm am Elbezubringer Ohre (Eger). Helfer brachten Menschen eines Ortsteils in Sicherheit. In Prag an der Moldau entspannte sich die Lage weiter. Kilometerlange Hochwasser-Schutzwände hielten stand.

Das Hochwasser werde nur langsam zurückgehen, sagte Umweltminister Tomas Chalupa im Fernsehen. Mit Blick auf die Aufräumarbeiten sagte er, das Land hoffe auf Hilfe aus dem Ausland. Konkret fehlten der Feuerwehr zufolge Hochleistungspumpen. Seit Beginn der Unwetter werden in Tschechien vier Wassersportler vermisst; acht Menschen starben. Mehr als 21.000 Menschen mussten nach Angaben der Feuerwehr Häuser und Wohnungen verlassen.

Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP/rts

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