Nach Explosion in Ritterhude Chemiefabrik wird nicht wieder aufgebaut
10.09.2014, 20:55 Uhr
Die Anwohner im niedersächsischen Ritterhude erblicken einen Tag nach der schweren Explosion einer Chemiefabrik eine Spur der Verwüstung: Dutzende Häuser sind beschädigt, einige unbewohnbar. Der Wiederaufbau der Fabrik gilt als ausgeschlossen.
Nach der schweren Explosion in einer Chemiefirma mitten in einem Wohngebiet in Ritterhude bei Bremen wird die Anlage wohl nicht wieder aufgebaut. Es werde dafür keine Genehmigung geben, sagte Bürgermeisterin Susanne Geils. Bei der Explosion in der Entsorgungsfirma für chemische Lösungsmittel waren ein Arbeiter lebensgefährlich und drei weitere Menschen leicht verletzt worden. Ursache und Schadenshöhe sind noch nicht bekannt.

Durch die Explosion wurden mindestens acht Wohnhäuser vollkommen zerstört.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Druckwelle der Explosion hatte bis zu 40 Häuser so stark beschädigt, dass sie evakuiert wurden. Acht Wohnhäuser sind nach Angaben von Gemeinde-Brandmeister Jochen Pieper unbewohnbar. Nach der Explosion stand die Fabrik in hellen Flammen. Erst am Tag danach waren nachmittags die letzten Glutnester gelöscht.
Ein Großaufgebot mit 200 Feuerwehrleuten und 150 weiteren Helfern war am südlichen Rand Ritterhudes an der Grenze zu Bremen im Einsatz. Die Hitzeentwicklung war anfangs so stark, dass die Feuerwehren nur mit viel Abstand über Drehleitern löschten. Erst später konnte die Vermisstensuche starten.
Das Unternehmen befasst sich nach eigenen Angaben mit der Verwertung und Entsorgung besonders überwachungsbedürftiger Abfälle, darunter flüssige Sonderabfälle. Nach Angaben der Feuerwehr ergaben Schadstoffmessungen der Luft, dass der Brand keine Gesundheitsgefahr für die Anwohner bedeute. Die Konzentrationen seien nicht besorgniserregend hoch.
"Welle der Hilfsbereitschaft"
Der lebensgefährlich verletzte 60 Jahre alte Mitarbeiter erlitt Verbrennungen dritten Grades. Er stammt nach Angaben der Polizei aus Osterholz-Scharmbeck. Der Mann wollte einen Kontrollgang machen, weil ihm sein Bereitschaftsalarmgerät einen technischen Fehler gemeldet hatte. Die Retter vermuteten, dass er noch vor der Detonation in die Fabrik gegangen sein könnte.
Brandermittler nahmen die Unglücksstelle bereits in Augenschein, sagte Polizeisprecher Marcus Neumann. Für weitere Ermittlungen müssten zunächst Gefahrstoffe vom Gelände geschafft werden. Mit einem abschließenden Ergebnis zur Ursache sei frühestens in drei Wochen zu rechnen, sagte Neumann. "Die müssen dort jeden Stein umdrehen."
Für die Betroffenen gab es nach Angaben von Bürgermeisterin Geils eine "Welle der Hilfsbereitschaft": "Es gab unglaublich viele Menschen, die Unterkünfte angeboten haben - wir haben lange Adressenlisten."
Quelle: ntv.de, cri/dpa