Saharasand trübt die Sonne Der April macht, was er will
04.04.2014, 07:12 Uhr
Der Frühling hat den Winter endgültig verdrängt - milde Temperaturen und Sonne bestimmen die Wetterlage. Getrübt werden die Aussichten durch Sahrastaub, doch der kann auch weitere Effekte verursachen, erklärt n-tv Meteorologe Björn Alexander.
n-tv.de: "Saharasand statt Aprilwetter": Könnte so die Wetterschlagzeile des Tages klingen?

Ein NASA-Satellitenfoto zeigt Wüstenstürme über der westlichen Sahara.
(Foto: picture alliance / dpa)
Björn Alexander: Klingt auf jeden Fall ganz passend. Denn mit dem Höhepunkt der Temperaturen im Westen und Süden war dort am Donnerstag auch die höchste Konzentration an Saharastaub in der Atmosphäre erreicht. Am Freitag erreicht die Staubwolke dann auch den Norden.
Wie macht sich der Saharasand denn bemerkbar? Ist er gesundheitsschädlich?
Über eine Gesundheitsgefährdung ist mir nichts bekannt. Außerdem muss man für ganz große Konzentrationen schon ganz hoch hinaus. Die eigentliche "Wolke" befindet sich etwa zwischen 2800 und 5500 Metern Höhe. Die Konzentration beträgt dort um die 250 bis 300 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Sichtbar ist der Saharasand einerseits auf unseren Satellitenbildern. Andererseits kann auch von der Erde aus eine deutliche Eintrübung der Atmosphäre erkennen. Der eigentlich blaue Himmel sieht etwas milchig aus. Sind Wolken vorhanden, dann wirken sie etwas dunkler. Und Sonnenauf- und -untergänge können schon mal intensiver aussehen. Ein weiterer Effekt macht sich auch beim Wetter selber bemerkbar.
Da bin ich gespannt.
Die Staubpartikel können die Wolken- und Niederschlagsbildung fördern. Grund ist, dass sich kleine Wassertröpfchen um die Partikel ansammeln können. Der Saharastaub beziehungsweise die einzelnen Partikel fungieren als sogenannte Kondensationskeime. Das stellt übrigens auch ein Problem bei der Wettervorhersage dar. Denn dieser zusätzliche Niederschlags- und Bewölkungskatalysator geht erst einmal nicht in die Wettermodelle ein.
Was passiert dann mit dem Staub?
Er wird ausgewaschen. Regnet es also in den kommenden Tagen, dann werden wir besonders durch leichte Niederschläge eine dünne Staubschicht auf dunklen Flächen oder auf Fenstern beobachten können. Mit dem Fensterputzen oder der Autowäsche sollte man also ruhig noch ein paar Tage warten.
Wird es denn Regen geben?
Es stehen deutlich wechselhaftere Zeiten beim Wetter an. Das dürfte bei vielen Freizeitaktivitäten natürlich schon auf die Spaßbremse drücken. Jedoch braucht die Natur definitiv Regen. Und auch die Allergiker unter uns können auf eine Linderung der Symptome hoffen.
Welche Pollen sind denn derzeitig anzutreffen?
In der Hauptsache sind es die Birkenpollen. Da sind die Konzentrationen zuletzt regelrecht explodiert. Verlässliche Angaben hierzu liefert beispielsweise die Freie Universität Berlin. Neben den allgemeinen Pollenflugkalendern, die man für gewöhnlich übers Internet oder in Apotheken und bei Ärzten bekommen kann, wird in Berlin eine Pollenfalle betrieben. Darüber können die Kollegen dort exakt bestimmen, welche Pollen in welchen Konzentrationen vorhanden sind. Und wenn man dann mal die Messwerte mit dem allgemeinen Pollenkalender vergleicht, dann stellt man auch schnell fest, dass die Birke in dieser Intensität eigentlich erst ab Mitte April loslegen sollte.
Ein Resultat des milden Winters?
Sicherlich. Aber auch der März hat eine entscheidende Rolle dabei gespielt. Denn der März 2014 hat sich in der Statistik ganz weit nach oben gespielt. In den Kategorien Regen, Sonne und Temperatur ging es unter die Top 4 beziehungsweise Top 3 aller Märzmonate seit 1901. Für uns Wetterkonsumenten am auffälligsten waren dabei sicherlich die Sonne und die Temperatur - und beide Parameter haben es unter die ersten drei geschafft. In Sachen Sonne haben wir vor allem im Süden und Westen schon mal um die 200 Sonnenstunden und mehr erlebt. Und das ist mehr als ein durchschnittlicher Juli. Ebenso außergewöhnlich ist die Temperaturabweichung von gut 3,5 Grad über dem langjährigen Mittel. Für die Natur am heftigsten ist aber wohl die Trockenheit. Schon der Winter war zu trocken und der März brachte im landesweiten Durchschnitt kaum 20 Liter Regen auf den Quadratmeter. Das ist nur ein Drittel der ansonsten üblichen Niederschläge, Platz 4 unter den trockensten Märzmonaten. Die Folgen trafen uns somit schon sehr früh im Jahr: große Waldbrandgefahr, extremer Pollenflug und niedrige Wasserstände in Flüssen oder Stauseen.
Wie sieht unser Wetter denn am Wochenende aus?
Am Samstag bleibt es vor allem im Osten und Nordosten trocken und schön. Damit verbunden ist dann auch, dass es im äußersten Norden und Nordosten endlich mal richtige Frühlingsluft zu schnuppern gibt. Denn während das Temperaturniveau allgemein etwas runtergeht, drückt der südliche bis südwestliche Wind die wärmere Luft nordwärts und die Temperaturen steigen dort spürbar an. Oft erwarten uns somit am Samstag 15 bis 23 Grad. Einzig direkt an der Ostsee bleiben die Quecksilber bei 10 Grad stehen. Die zweiten Sieger in Sachen Sonnenschein sitzen am Samstag in weiten Teilen Bayerns. Denn auch dort bleibt es noch lange trocken und entsprechend schön. Erst abends dürfte die Schauerneigung ansteigen. Richtung Westen macht sich hingegen das Atlantiktief durch Regengüsse und einzelne Gewitter deutlicher und rascher bemerkbar.
Was macht der Sonntag?
Schwenkt weiter in Richtung Aprilwetter auf relativ hohem Temperaturniveau von 11 bis 21 Grad. Dabei weiten sich eben die Schauer und Gewitter auch bis in den Osten und den Süden aus. Stellenweise können die kühlen Duschen auch recht ergiebig sein. Im Westen und der Nordwesten sind hingegen noch große Unsicherheiten vorhanden. Die Spannweite reicht dabei von einem trockenen Sonne-Wolken-Mix bis hin zu neuem Regen, der sich im Tagesverlauf ausbreiten könnte.
Wie geht es in der nächsten Woche weiter?
Erst einmal frühlingshaft mild bis warm. Allerdings sorgt der südwestliche bis westliche Wind auch für einen Fortbestand des wechselhaften Wetters mit freundlichen Phasen und Schauern. Viel mehr lässt sich aufgrund der relativ unsicheren Wetterentwicklung leider kaum sagen. Aber das passt ja irgendwie zum April, der ja gerne mal macht, was er will.
Quelle: ntv.de