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Drogen, Menschenhandel, Betrug Die gefährlichsten Banden Europas bedrohen auch Deutschland

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Die Zentrale von Europol liegt im niederländischen Den Haag. Hauptaufgabe ist es, die EU bei der Bekämpfung schwerer internationaler und organisierter Kriminalität zu unterstützen.

Die Zentrale von Europol liegt im niederländischen Den Haag. Hauptaufgabe ist es, die EU bei der Bekämpfung schwerer internationaler und organisierter Kriminalität zu unterstützen.

(Foto: picture alliance/dpa/Belga)

Die Polizeibehörde Europol benennt erstmals die "bedrohlichsten" Banden des Kontinents. Die Analyse listet 821 kriminelle Gruppen auf. Demnach ist Hauptgeschäft der Handel mit Kokain, Cannabis und synthetischen Drogen. Für ihre illegalen Machenschaften sollen sie legale Strukturen nutzen - auch in Deutschland

Nach einem Bericht von Europol bedrohen 821 schwerkriminelle Netzwerke die EU. Diese professionellen Banden hätten mehr als 25.000 Mitglieder, geht aus dem in Den Haag vorgelegten Bericht zum organisierten Verbrechen vor. Zum ersten Mal wurden diese Netzwerke identifiziert und analysiert, auf der Grundlage von Daten aus allen EU-Mitgliedsstaaten. "Das schwere und organisierte Verbrechen ist allgegenwärtig und stellt weiterhin eine große Bedrohung der inneren Sicherheit der Europäischen Union dar."

Ihre Aktivitäten spielen sich demnach vor allem in Belgien, Deutschland, Italien, den Niederlanden und Spanien ab. Für ihre kriminellen Aktivitäten nutzen dem Bericht zufolge rund 86 Prozent der Banden "legale Handelsstrukturen". Dazu zählten vor allem der Bau und die Immobilienwirtschaft sowie das Hotel- und Logistikgewerbe.

In dem Bericht geht es nur um die bedrohlichsten Netzwerke und ihre Arbeitsweise. Es seien hochprofessionelle und international operierende Organisationen. Sie seien flexibel, kontrollierend und zerstörerisch. "Sie operieren nicht in einer isolierten kriminellen Unterwelt", heißt es in dem Bericht, "sondern haben direkte Einwirkung auf das Leben der EU-Bürger." Als ein Beispiel nennt der Bericht die mächtigen 'Ndrangheta-Familien in Italien. Profite aus Drogen- und Waffenhandel würden in ganz Europa investiert in Immobilien, Supermärkte oder Hotels.

Das Hauptgeschäft der Banden ist der Analyse zufolge der Drogenhandel. Jedes zweite Netzwerk ist darin verwickelt, vorwiegend geht es um Kokain, aber auch um synthetische Drogen und Cannabis. Weitere Verbrechen sind Betrug, Einbrüche und Diebstahl, Menschenhandel sowie Schmuggel von Migranten. Die größte Bedrohung liegt Europol zufolge in der Infiltrierung der legalen Geschäftswelt - Ziele sind dabei die Erleichterung und Verdeckung der Verbrechen sowie das Waschen der Profite. 86 Prozent der Netzwerke nutzten legale Geschäftsstrukturen, eine große Mehrheit arbeite mit Korruption und Gewalt.

Deutschland im Fokus der Banden

Die am stärksten von Autodiebstählen betroffenen Länder sind Deutschland, Polen, Portugal und Serbien. Insbesondere Serbien scheint eine Drehscheibe für die Modifizierung gestohlener Fahrzeuge zu sein, um ihnen eine neue Identität zu geben und sie weiterzuverkaufen. Banden, die nur mit Kokain handeln, sind hauptsächlich in EU-Mitgliedstaaten wie Belgien, Deutschland, Italien, den Niederlanden und Spanien aktiv.

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Kriminelle Netze, die Menschenhandel zum Zwecke der Ausbeutung von Arbeitskräften betreiben, sind hauptsächlich in Deutschland, den Niederlanden, Polen und der Ukraine tätig. Die am häufigsten vertretenen Nationalitäten innerhalb der Netze, die diese Form des Menschenhandels betreiben, sind Georgier, Rumänen, Russen, Ukrainer und Usbeken.

Viele kriminelle Netzwerke haben sich auch auf Mehrwertsteuerbetrug - einschließlich Karussellbetrug - spezialisiert. Länder wie Polen, Portugal und Spanien sind am stärksten von dieser Art von Betrug betroffen.

Die Analyse soll dabei helfen, das organisierte Verbrechen gezielter anzugehen, sagte Europol-Chefin Catherine De Bolle: "Verbrecher gedeihen bei der Geheimhaltung, aber wir ändern das."

Quelle: ntv.de, gut/dpa/AFP

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