Nach Tötung dreier Tigerbabys Peta droht Zoo-Verantwortlichen in Leipzig mit Anzeige
10.08.2025, 15:09 Uhr Artikel anhören
Vertreter von Peta protestierten bereits Ende Juli in Nürnberg, nachdem dort mehrere Paviane getötet werden sollten.
(Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto)
Die Information über die erneute Tötung von Zootieren bringt Tierschützer auf die Zinne - diesmal in Leipzig. Dort werden drei Tigerbabys eingeschläfert, weil sich die Mutter nicht um sie kümmert. Die Organisation Peta will Anzeige erstatten und stellt eine klare Forderung.
Nachdem der Zoo Leipzig drei Tigerbabys wenige Tage nach ihrer Geburt eingeschläfert hat, kündigte die Tierrechtsorganisation Peta eine Strafanzeige gegen die Verantwortlichen an.
Die Tierschützer von Peta wollen mit ihrer Anzeige die Rechtmäßigkeit der Tötung prüfen lassen, teilte Kampagnenleiter Peter Höffken mit. Es gehe darum, den "Teufelskreislauf des Züchtens und Tötens" zu unterbrechen. "Wir fordern einen sofortigen Stopp der sinnlosen Zuchtprogramme, denn Sibirische Tiger haben in Leipzig nichts zu suchen."
Der Zoo verteidigte sein Handeln damit, dass die Mutter sich nicht um die Jungtiere gekümmert habe. Deswegen habe man den drei kleinen Amurtigern Leid ersparen müssen, hieß es. Eine Handaufzucht sei unter dem Aspekt einer artgerechten Wildtierhaltung nicht infrage gekommen.
Zoo: Verhalten der Mutter nicht ungewöhnlich
Die Jungtiere seien am Mittwochabend zur Welt gekommen. Es sei der erste Wurf der Tigerin "Yushka" gewesen. Die noch unerfahrene Raubkatze habe die Neugeborenen anfangs noch trocken geleckt, sich einige Stunden später jedoch von ihrem Nachwuchs abgewendet.
"Dass sie die Aufzucht ohne ersichtlichen Grund dann abgebrochen hat, ist aus Sicht von uns Menschen emotional traurig, gehört aber im Tierreich bei unerfahrenen Müttern zum Verhaltensrepertoire dazu", teilte Zoo-Direktor Jörg Junhold mit.
In den zwei Tagen, in denen sich die Mutter nicht mehr gekümmert habe, seien die kleinen Tiger ausgekühlt und zunehmend schwächer geworden. "An diesem Punkt, wenn die Jungtiere kein aktives Verhalten mehr zeigen und damit beim Muttertier kein Stimulus zur Versorgung oder Milchbildung mehr ausgelöst wird, müssen wir der schweren Verantwortung gerecht werden, und den Jungtieren das Leiden durch Verhungern ersparen", erklärte Tierarzt Andreas Bernhard.
Peta sieht reines Zoo-Phänomen
Es sei in der Häufung ein reines Zoo-Phänomen, dass Tiermütter ihre eigenen Babys nicht annehmen, hielt Peta-Kampagnenleiter Höffken dem entgegen. Die Zucht und Haltung von Tigern in Zoos sei hinsichtlich des Artenschutzes eine Sackgasse, weil die Tiere ohnehin nicht ausgewildert werden könnten, so Höffken.
Der Zoo will nach eigener Auskunft aber weiterhin versuchen, mit der Amurtigerin "Yushka" die Art zu züchten. "Sie wird perspektivisch ihren Beitrag zum Fortbestand der Art mit einer natürlichen Aufzucht leisten können", erklärte Zoo-Direktor Junhold. Er betonte den wissenschaftlichen Anspruch des Zoos, Tiere ohne "Fehlprägungen" zu züchten. Deswegen sei eine Aufzucht der kleinen Tiger durch Pfleger nicht infrage gekommen.
Zuletzt waren mehrere europäische Zoos wegen ihres Umgangs mit Tieren in die Kritik geraten. Der Nürnberger Zoo hatte im Juli aus Platzgründen zwölf Paviane getötet. Tierschützer halten das für rechtswidrig und erstatteten Strafanzeige. Am Sonntag demonstrierten vor dem Tiergarten nach Angaben der Gruppe "Animal Rebellion" rund 60 Menschen wegen der Tötung der Paviane. Der Zoo im dänischen Aalborg löste Empörung aus, indem er um Haustierspenden als Futter für Raubtiere warb.
Auch der Zoo Leipzig geriet bereits 2023 in einen Sturm der Entrüstung, weil er einen gesunden Zebra-Hengst geschlachtet und an seine Löwen verfüttert hatte. Für das 15 Jahre alte Tier hatte sich kein Platz in einem anderen Zoo gefunden. Der Zoo-Chef hatte das Töten zur Verfütterung an Raubtiere als "geübte Praxis" verteidigt.
Quelle: ntv.de, als/dpa