Drei Kinder noch nicht identifiziert Eltern stehen vor Särgen
15.03.2012, 13:34 UhrAm Tag zwei nach dem schweren Busunglück in der Schweiz müssen viele Eltern einen schweren Gang antreten. In Sitten werden Angehörige zu ihren toten Kindern gebracht. Drei der 28 Leichen müssen noch identifiziert werden.
Nach dem haben Angehörige mit der Identifizierung der 28 Todesopfer begonnen. Die Familien seien in einer Leichenhalle in Sitten eingetroffen, um die Leichen zu identifizieren oder Informationen zu liefern, die bei der Identifizierung der teilweise bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten Opfer helfen könnten, sagte ein Polizeisprecher in Sion.
Den Eltern wurden zunächst persönliche Gegenstände gezeigt, dann Fotos der Kinder. Nur die Angehörigen, die es ausdrücklich wollten, konnten die sterblichen Überreste der Kinder direkt sehen. Die Eltern wurden die ganze Zeit von Notfallseelsorgern begleitet und betreut. Die Leichenhalle, in der die Opfer lagen, war von der Polizei abgeriegelt. Nur einige Anwohner wurden durchgelassen, um Blumen niederzulegen.
Möglicherweise DNA-Tests nötig
Von den 22 toten Kindern und den sechs toten Erwachsenen seien drei noch nicht identifiziert, teilte Gesundheitsministerin Laurette Onkelinx mit: "Wegen der Gewalt des Aufpralls gibt es Probleme bei der Identifizierung."
Die Ermittler in der Schweiz hoffen, dass die Angehörigen bei der Erkennung helfen können. Falls es nicht möglich ist, auch die letzten Toten am Aussehen oder an den Kleidern zu erkennen, werde eine DNA-Analyse in Auftrag gegeben, sagte ein Sprecher der Kantonspolizei im Wallis.
Der Autobahntunnel in Siders im Kanton Wallis blieb weiter für den Verkehr gesperrt, die Ermittlungen an der Unfallstelle dauerten an. Viele Angehörige suchten auch den Tunnel auf, in dem ihre Kinder ums Leben kamen. Sie legten Blumen und Briefe an der Unglücksstelle nieder.
Verletzte Kinder können heim

Die Eltern werden bei ihrem Besuch in der Leichenhalle von Notfallseelsorgern begleitet.
(Foto: REUTERS)
Die belgische Regierung beriet auf einer Sondersitzung über den Heimtransport der 28 Toten und 24 Verletzten des Busunglücks in der Schweiz. Nach Angaben von Onkelinx sind unter den verletzten Kindern noch vier Schwerverletzte, davon drei in einem "kritischen" Zustand. Sechs der verletzten Kinder können noch heute das Krankenhaus verlassen.
Die Kinder könnten entweder vom belgischen Militär oder von Rettungsflugzeugen der Versicherungsgesellschaft nach Hause gebracht werden, sagte Ministerin Onkelinx.
Zumindest die Toten, bei denen die Namen bereits feststehen, können nach belgischen Angaben rasch in die Heimat geflogen werden. Die Regierung hat zwei Transportflugzeuge des Typs C-130 von einer Übung in Portugal abgezogen und in die Schweiz beordert.
Belgien wird am Freitag offiziell um die 28 Todesopfer des Busunfalls trauern. Dies teilte Regierungschef Elio Di Rupo nach der Kabinettssitzung in Brüssel mit. Um 11.00 Uhr werde es im ganzen Land eine Schweigeminute geben.
Suche nach der Unglücksursache
Experten wollten das völlig zerstörte Buswrack untersuchen, um nähere Erkenntnisse zum Unfallhergang zu erhalten. Zudem soll geklärt werden, ob eine plötzlich auftretende Krankheit des Busfahrers zu dem Unfall geführt hat. "Die Leiche des Busfahrers wurde für eine Autopsie nach Lausanne gebracht", sagte der Polizeisprecher. Mit Ergebnissen werde aber erst in den nächsten Tagen gerechnet.
Der Bus mit zwei Schulklassen aus den belgischen Orten Lommel und Heverlee war nach einem Skiausflug am Dienstagabend in der Nähe des schweizerischen Ortes Siders (französisch: Sierre) gegen eine Tunnelwand geprallt.
Unter den Überlebenden befindet sich auch ein deutsches Kind. Zudem stammen mehrere Schüler aus den Niederlanden, da Lommel nahe der Grenze liegt. Die Mädchen und Jungen waren nach Behördenangaben zumeist zwischen zehn und zwölf Jahre alt.
Quelle: ntv.de, sba/AFP/dpa