Kräftige Unwetter-Serie Erhebliche Schäden - Tornados in NRW und Bayern?
05.04.2024, 10:23 Uhr Artikel anhören
In Korschenbroich sind die Schäden durch die starken Windböen sichtbar.
(Foto: picture alliance/dpa)
Unter anderem in Korschenbroich bei Düsseldorf sowie in Schirmitz und der bayerischen Gemeinde Berching haben es die Unwetter zuletzt auf die Spitze getrieben. In der turbulenten Strömung sorgten intensive Windböen für zum Teil schwere Schäden. Ob es sich dabei ursächlich um Fallböen oder tatsächlich um Tornados handelt, bleibt zwar anhand der Schadenbilder noch abschließend zu klären. Dennoch steht jetzt schon fest: Diese Unwetter-Serie hatte es in sich.
ntv.de: Zuletzt wurden direkt mehrere Tornado-Verdachtsfälle in Deutschland gemeldet. Wie ist die Lage?
Björn Alexander: In mindestens drei Regionen sorgte die turbulente Entwicklung für Verwüstungen und Schadenbilder, die ursächlich mit einem Tornado in Verbindung gebracht werden können. Ob es tatsächlich Tornados oder nur besonders starke Winde im Zusammenhang mit Schauern und Gewittern waren, wird dann in den kommenden Tagen vor allem anhand der Zerstörungsmuster geklärt werden.
Tornados in Deutschland - warum wird oftmals auch von Windhosen gesprochen?
Meteorologisch gesehen ist ein Tornado in Deutschland und Europa natürlich das Gleiche wie in Nordamerika, den USA oder weltweit. Das Wort Windhose kann hierbei zwar ebenfalls als Synonym gewählt werden, klingt aber unterm Strich doch eher verharmlosend.
Wie entstehen Tornados?
Zur Entstehung von Tornados braucht es in der Regel zwei Komponenten. Das eine ist die sogenannte Windscherung: In unterschiedlichen Höhen muss der Wind dabei entweder aus verschiedenen Richtungen kommen oder die Windgeschwindigkeiten fallen sehr unterschiedlich aus. Dann können sich rotierende Windkörper bilden. Diese rotieren zunächst einmal in horizontaler Richtung. Bildet sich dann in diesem Umfeld eine Gewitterzelle, dann kann sich der Rotationskörper aufrichten. Eine Vorstufe des Tornados ist die sogenannte Funnel-Cloud oder Trichterwolke, die aus einer Wolke abwärts ragt. Aber erst beim Bodenkontakt sprechen wir tatsächlich von einem Tornado.
Wie viele Tornados sind in Deutschland pro Jahr üblich?
Das hängt sehr von den Wetterlagen ab. Besonders viele Tornados gibt es bei turbulenten bis hin zu schwül-warmen bis heißen Schauer- und Gewitterlagen. Eine relative Häufung erlebten wir dabei beispielsweise 2016. Damals gab es fast 100 bestätigte und plausible Tornados sowie über 400 Verdachtsfälle. Ein besonders unauffälliges Jahr erlebten wir indes 2018. Aufgrund der dominierenden Hochdrucklagen wurden keine 30 Tornados bestätigt. Verdachtsfälle wurden im Jahr 2018 um die 115 gemeldet, während sich die Summe aus konkreten und möglichen Tornados in den letzten Jahren bei um die 200 eingependelt hat.
Zurück zum aktuellen Wetter: Bleibt die Unwetter-Gefahr weiterhin erhöht?
Heute sind insbesondere über der Nordhälfte und im Schlepptau der Tiefs "Rosa" und "Sabine" (internationaler Name ist "Olivia") noch kräftige Gewitter möglich. Im Anschluss erwartet uns indes ein entspannteres Wochenende mit einer ersten Vorstellung des Frühsommers und lokalen Spitzen in Richtung 30-Grad-Marke. Erst mit dem nächsten Wetterwechsel droht erneutes Ungemach an der Extremwetter-Front.
Wann ist es so weit?
Zum Anfang der nächsten Woche drücken aus Westen die Tiefs erneut auf die Temperaturbremse. Damit wird der Wärmeschwerpunkt ostwärts geschoben, bevor am Dienstag teils schwere Gewitter nachfolgen. Hierbei sind erneute Unwetter durch Starkregen, Hagel und Sturmböen denkbar. Ob es auch wieder eine erhöhte Tornado-Gefahr gibt, bleibt zunächst noch abzuwarten. Für konkrete Prognosen ist es jetzt noch zu früh. Fakt ist aber: Nach dem Frühsommer-Intermezzo gehen die Temperaturen spürbar zurück. Der Mittwoch hat maximal noch 10 bis 16 Grad im Programm. Und auch das nasse und windige Wetter geht damit erneut in die Verlängerung.
Quelle: ntv.de