"Fast normaler Zustand" Flugverkehr pendelt sich ein
22.04.2010, 16:22 UhrDie Fluggesellschaften stehen kurz davor, nach dem Ende der Luftraumsperrung wieder den normalen Betrieb zu erreichen. Damit die Unternehmen die Lieferengpässe beseitigen können, werden sogar Ausnahmegenehmigungen erteilt.
Der Luftverkehr in Deutschland ist schneller als ursprünglich erwartet wieder angelaufen. "Wir haben schon fast wieder den normalen Zustand", sagte Flugsicherungs-Sprecher Axel Raab. Der Weltluftfahrtverband IATA hatte dagegen erwartet, dass das Anlaufen drei bis sechs Tage dauern werde.
Am Donnerstag waren rund 8000 Flüge im deutschen Luftraum geplant. Dies sei für einen Tag im April ein normaler Wert, sagte Raab. Im Schnitt kontrollieren die Lotsen etwa 8000 bis 10.000 Flüge pro Tag. Das schnelle Anlaufen hänge vermutlich auch damit zusammen, dass sich alle Airlines gut darauf eingestellt hätten und das Wetter mitspiele. Auch die Lufthansa hat wieder einen weitgehend normalen Betrieb erreicht.
Vulkanasche, die zu den Sperrungen bis Mittwochmorgen geführt hatte, sei kein Problem mehr. "Im Moment sieht es sehr gut aus. Wir gehen davon aus, dass es auch so bleibt", sagte Raab. Trotzdem werde der Krisenstab der Flugsicherung weiterarbeiten. Zwischenfälle mit Vulkanasche seien der Flugsicherung bislang nicht gemeldet worden.
Insgesamt schätzte Raab die Zahl der Ausfälle durch Sperrungen im deutschen Luftraum über alle Tage zusammen auf 35.000 bis 40.000. Die bundeseigene Deutsche Flugsicherung (DFS) habe dadurch rund 15 Millionen weniger an Einnahmen kassiert als sonst üblich. Die Airlines müssen bei jedem Flug für die Steuerung und Überwachung des Luftverkehrs eine Gebühr an die Flugsicherung zahlen.
Wirtschaftliche Folgen

Viele Passagiere müssen aber noch Geduld mitbringen.
(Foto: dpa)
Viele Unternehmen litten unter den Ausfällen. Vor allem bei den deutschen Autoherstellern und Zulieferern gab es Produktionspausen und Engpässe. Am kommenden Sonntag soll deswegen das Fahrverbot für Lastwagen gelockert werden. Zusätzliche Nachtflüge - darunter am größten deutschen Flughafen Frankfurt/Main - wurden genehmigt. Der volkswirtschaftliche Schaden für Deutschland wird sich nach Einschätzung der Bundesregierung aber "in Grenzen halten", wie Wirtschaftsminister Rainer Brüderle erklärte.
Fluglinien hatten die Sperrungen als überzogen kritisiert. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer verteidigte aber sein Krisenmanagement. "Die Sicherheit steht an allererster Stelle", sagte er in einer Regierungserklärung im Bundestag. Dieser Grundsatz habe bei allen Entscheidungen gegolten. Beim Luftfahrtbundesamt soll nun ein Meldezentrum für ähnliche Vorfälle eingerichtet werden.
Kritik an Entscheidung bleibt
Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber kritisierte im ZDF erneut die Entscheidung des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Er habe sich "sehr stark auf ein Prognosemodell aus England kapriziert", das aber "nicht in Ordnung" gewesen sei.
In den kommenden Tagen wird die Vulkanasche über den Atlantik nach Nord-Nordost getrieben, weil sich der Wind gedreht hat. "Mitteleuropa wird nicht mehr betroffen sein", prognostizierte DWD-Wetterexperte Ansgar Engel in Offenbach. Auch ein Sprecher des Meteorologischen Institutes in Reykjavik gab Entwarnung: Der Vulkan unter dem Eyjafjalla- Gletscher schleudere nur noch wenig Asche in die Atmosphäre. Die Rauchsäule erreiche nur noch maximal drei Kilometer Höhe.
DEennoch wird die Auswirkung der Vulkanasche-Wolke über Europa mit einem weiteren Messflug untersucht. Dazu startete das Forschungsflugzeug Falcon 20 E in Oberpfaffenhofen bei München zu einem größeren Rundflug.
Quelle: ntv.de, jmü/tis/dpa