Panorama

Limburger Bischof könnte Beistand bekommen Tebartz-van Elst hat Fürsprecher in Rom

Papst Franziskus lädt die Kirchenmänner zu einer Audienz in den Vatikan. Unter ihnen befanden sich weder der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, noch der Limburger Bischof selbst.

Papst Franziskus lädt die Kirchenmänner zu einer Audienz in den Vatikan. Unter ihnen befanden sich weder der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, noch der Limburger Bischof selbst.

(Foto: REUTERS)

Auch wenn das Urteil des Vatikans über das Geschäftsgebaren des Limburger Bischofs klar zu sein scheint, sind für Tebartz-van Elst noch nicht alle Messen gesungen. Denn es geht nicht nur um den Bischof selbst, es geht um den Einfluss der Erzkonservativen auf die Kirche.

Viele Gläubige - aber auch Nichtchristen - fragen sich: Was wird aus Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst? Die übergroße Mehrheit erwartet, dass sich der Limburger Bischof nicht mehr lange im Amt halten kann. Die Entscheidung darüber, ob und wann der 53-Jährige seine Koffer in der Limburger Bischofsresidenz packen muss, fällt Rom. Womöglich fällt der Vatikan schon in den nächsten Stunden eine Entscheidung. Aber so klar, wie die Angelegenheit scheint, ist sie nicht. Tebartz-van Elst hat einflussreiche Fürsprecher. Fällt er, sinkt der Einfluss der Erzkonservativen in der deutschen Kirche. Papst Franziskus muss seine Entscheidung auch in diesem Sinne treffen.

Der Bischof bei seiner Reise nach Rom.

Der Bischof bei seiner Reise nach Rom.

(Foto: dpa)

Tebartz-van Elst war am Sonntag in aller Frühe nach Rom gereist, wo er mit Papst Franziskus über seine Zukunft reden will. Ob er von Franziskus überhaupt empfangen wird, ist nicht klar. Der deutsche Bischof steht seit Wochen wegen der enormen Kosten für den Neubau seiner Residenz sowie einem Erste-Klasse-Flug nach Indien unter Druck. Außerdem hat die Staatsanwaltschaft Hamburg einen Strafbefehl wegen zweifacher falscher eidesstattlicher Versicherung gegen ihn beantragt.

Dabei scheint es nur, dass der Limburger Bischof von allen Freunden verlassen ist, denn es gibt mindestens zwei Ausnahmen: Der Kölner Kardinal Joachim Meisner und der Chef der Glaubenskongregation, der frühere Regensburger Erzbischof Gerhard Ludwig Müller. Beide stehen Tebartz-van Elst unverdrossen zur Seite. Vor allem Müller dürfte nun versuchen, im Vatikan ein Wort bei der Zukunft des Bischofs mitzureden.

In einem Gottesdienst, als die Kostenexplosionen beim Bischofssitz und der Strafbefehl wegen eidesstaatlicher Falschaussage bereits bekannt waren,  hatte Müller Tebartz-van Elst verteidigt und dabei öffentlich von einer "Medienkampagne" gesprochen. Er soll auch bereits mit dem Papst über die Personalie Tebartz-van Elst gesprochen haben.

Benedikt XVI. hatte den Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller zum neuen Präfekten der einflussreichen Glaubenskongregation ernannt.

Benedikt XVI. hatte den Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller zum neuen Präfekten der einflussreichen Glaubenskongregation ernannt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Fürsprache hat einen tieferen Sinn und ist in der theologischen Ausrichtung des Erzbischofs begründet: Müller wie auch Meisner und Tebartz-van Elst sind Vertreter der dezidiert Erzkonservativen in der deutschen Kirche. Und weil Meisner aus Altersgründen bald sein Amt aufgeben muss und Müller in Rom nur noch schwer Einfluss auf die deutsche Bischofskonferenz ausüben kann, haben die beiden hohen Würdenträger ein großes Interesse daran, Tebartz-van Elst als Vertreter ihrer Linie nicht zu verlieren.

Müller steht auch dem neuen Papst nahe

Erzbischof Müller war im Juli 2012 vom damaligen Papst Benedikt XVI. zum Präfekten der Glaubenskongregation berufen worden. Nach Benedikts Rücktritt bestätigte Papst Franziskus Müller in seinem Amt. Auch wenn zunächst glauben könnte, die theologische Ausrichtung des  neuen Papstes passe nicht mit der konservativen Politik Müllers überein, liegen die beiden in manchem doch auf einer Linie. Nicht nur beim Verzicht auf große Limousinen - beide fahren einen alten Ford. Und beide haben einen gemeinsamen engen Freund: Den geistigen Vater der Befreiungstheologie, den Peruaner Gustavo Gutiérrez - auch wenn dessen Neigung zur linken Theologie so gar nicht zum sonstigen Wirken Müllers passt.

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Soll der Limburger Bischof aus dem Amt scheiden?

Derzeit werden in Vatikan mehrere Szenarien durchgespielt. Das berichtet der Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, Pater Bernd Hagenkord. Neben einem Rücktrittsangebot gebe es eine zweite Möglichkeit: "Es könnte auch einen so genannten Co-Adjutor geben, also eine Art Zweit-Bischof, der die Amtsgeschäfte mit übernimmt."

Zudem sei auch eine apostolische Visitation denkbar, "also dass der Papst eine Untersuchungskommission bestimmt", so Hagenkord. Allerdings gibt es bereits eine Prüfgruppe der Deutschen Bischofskonferenz. Wann sie Ergebnisse vorlegen wird, ist nicht bekannt.

Dietmar Heeg, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz, sagte bei n-tv, der Fall sei für die Kirche in Deutschland belastend. "Wenn man hört, dass ein sogenannter apostolischer Administrator eingesetzt werden soll, das wäre ein Kaltstellen des Bischofs", so Heeg. Doch niemand wisse im Moment, wie es in Rom weitergehe.

Neben Tebartz-van Elst weilt auch der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, in Rom. Er will im Vatikan mehrtägige Gespräche führen. Dabei will er mit dem Heiligen Vater auch den Fall Limburger Bischofs erörtern. Wann Zollitsch mit dem Papst spricht, ist nicht bekannt. In der "Bild"-Zeitung war er nochmals klar auf Distanz zu Tebartz-van Elst gegangen. "Wir haben ein gewaltiges Glaubwürdigkeitsproblem. Und die Kirche in Deutschland trägt den Schaden."

"Es gab keine Kostenexplosion"

Derweil belastet der Architekt des Projektes, Michael Frielinghaus, Tebartz-van Elst schwer. Er sagte der "SZ", der Bischof habe als Bauherr von Anfang an gewusst, "was da für Kosten auf ihn zukommen". Frielinghaus habe sich bereits Ende 2010 über die damals öffentlich genannte Summe von 5,5 Millionen Euro gewundert. Der Bischof und seine Mitarbeiter wussten demnach, dass der tatsächliche finanzielle Aufwand bei 31 Millionen Euro liegt. "Der Bau verlief planmäßig. Es gab keine Kostenexplosion", so der Architekt. Als sein Büro im Mai 2010 den Auftrag für den Bischofssitz übernommen habe, sei klar gewesen, dass das Projekt zu der damals öffentlich genannten Summe von 2,5 Millionen Euro nicht zu realisieren sei.

Doch es kommt womöglich noch dicker: Die Limburger Stadtverwaltung rechnet der "Welt" zufolge zusätzlich zu den veranschlagten 31 Millionen Euro für den Bischofssitz mit Folgekosten in Millionenhöhe - wegen Schäden in der direkten Umgebung der Residenz, die durch die Baumaßnahmen entstanden sind. Die Gesamtkosten könnten so auf 40 Millionen Euro steigen.

Spenden brechen ein

Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, sagte, das Spendenaufkommen für seine Organisation gehe wegen des Skandals zurück. Zahlreiche frühere Spender hätten dies in persönlichen Briefen zum Ausdruck gebracht und das Verhalten des Limburger Bischofs als Grund genannt. Beziffern lasse sich das gesamte Ausmaß aber noch nicht, sagte eine Caritas-Sprecherin. Die Der Caritasverband ist der Dachverband der organisierten Caritas und Wohlfahrtsverband der römisch-katholischen Kirche in Deutschland.

Quelle: ntv.de, ppo/rpe/AFP/dpa

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